Wir
dokumentieren die Gründungserklärung der Partei der Demokratischen
Lösung in Kurdistan.
Übersetzung aus dem Englischen - ISKU
An die Öffentlichkeit:
Gründung
der Partei der demokratischen Lösung in Kurdistan
Vom Beginn der Menschheitsgeschichte war der Mittlere Osten und
insbesondere Mesopotamien die Wiege der Zivilisation. Die Kultur
der Freiheit und Gleichheit der Völker und das Konzept der
Freiheit entwickelten sich zum ersten Mal dort.
Für
Jahrhunderte war Mesopotamien das Zentrum der Zivilisation und zog
dadurch die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf sich. In Folge des
Verlustes seiner ursprünglichen Natur, in Folge von Wiederholungen
und Dogmen konnte es die reaktionären Normen nicht überwinden.
Statt dessen wurde der Westen führende "Entwicklungskraft"
auf der Grundlage von im Mittleren Osten entwickelten Errungenschaften
und konnte so einen großen Beitrag zur Aufklärung und
Entwicklung leisten. Im Laufe dieses Prozesses verlor der Mittlere
Osten seine Position und befand sich in einem Stadium des Verfalls
und Rückschritts.
Über
Jahrhunderte herrschten dort reaktionäre Ideen vor. Im 20.
Jahrhundert erreichten die nationalen Widersprüche ihren Höhepunkt,
als der Mittlere Osten zum Schauplatz zweier Weltkriege und verschiedener
anderer regionaler Kriege und Konflikte wurde. Diese Entwicklung
hatte die Entstehung neuer politischer Systeme und Staaten zur Folge.
Als Ergebnis der ethnischen und nationalen Konflikte verlor der
Mittlere Osten, im internationalen Kontext an Gewicht.
Als
der Staat Irak gegründet wurde, entstand ein neues System,
das auf der Vertiefung der Widersprüche zwischen sunitischen
und shiitischen Arabern und zwischen arabischen und kurdischen Völkern
basierte. Die Macht wurde einer sunitischen arabischen Minderheit
zugeteilt, die nicht die im Irak lebenden Menschen repräsentierte.
Ziel dieses Vorgehens war, das neue System abhängig von ausländischen
Mächten zu machen, da der Irak (inklusive Südkurdistan)
reich an Ölfeldern war und dabei gleichzeitig gute infrastrukturelle
Verbindungen zum Rest der Welt hatte.
Da
die Vorherrschaft über den Irak die Kontrolle über den
Rest des Mittleren Ostens bedeutet, zog das Land das Interesse der
Großmächte auf sich und wurde deren Plänen ausgeliefert.
Seit nunmehr 80 Jahren finden im Irak kontinuierlich Konflikte,
Chaos und Spannungen ohne friedliche Phasen der Erholung statt.
Mit dem Sturz der Monarchie und dem Sieg der Revolution von 1958
gab es die Voraussetzungen für demokratische Veränderungen
und eine Lösung der kurdischen Frage. Die engstirnig-nationalistischen
kurdischen Ansichten und die Intervention äusserer Kräfte
bestimmten diese Situation und verhinderten eine demokratische Entwicklung.
Alle
Völker des Irak, Araber, Kurden, Türken und Assyrer teilen
das gleiche Schicksal. Ihr Wille wurde unterdrückt und die
koloniale Abhängigkeit, sowie ihre Unterwerfung bestimmten
ihr Schicksal. Besonders die kurdische Bevölkerung war in der
Folgezeit Völkermord, nationaler Vernichtung und Zwangsvertreibungen
ausgesetzt. Die Arabisierung der kurdischen Gebiete wurde zum Ziel
des Systems. Als Antwort darauf entstanden engstirnig-nationalistische
und bürgerliche kurdische Bewegungen. Diese waren nicht nur
unfähig, die Gelegenheiten zur Lösung der kurdischen Frage
zu nutzen, sie waren auch nicht in der Lage, sich der Politik der
äusseren Kräfte zu widersetzen.
Nach
der Besetzung Kuwaits durch den Irak, dem zweiten Golfkrieg und
den großen Volksaufständen im Frühjahr 1991 entstand
eine neue Situation im Irak und in Südkurdistan. Über
den Irak wurden Wirtschaftssanktionen verhängt, das irakische
Regime wurde von der internationalen Gemeinschaft isoliert und in
Südkurdistan wurde eine Schutzzone eingerichtet. Während
der letzten 10 Jahre wurde kein Problem in dieser Region gelöst.
Der Irak hat zwei Möglichkeiten; entweder er verwirklicht die
notwendigen Demokratisierungen und Veränderungen oder er wird
früher oder später zusammenbrechen.
In
den letzten zehn Jahren gab es die große Chance, in Südkurdistan
eine Lösung für die unbeantwortete kurdische Frage zu
finden. Auf Grund des dort herrschenden Feudalismus wurde diese
Chance nicht genutzt. Südkurdistan ist nun mit Teilung und
Zersplitterung konfrontiert. Interne Kämpfe waren entscheidend
und die kurdische Frage blieb weiterhin ungelöst.
Die
dominierenden politischen Parteien lähmten die Möglichkeit
einer Demokratisierung. All die unbeantworteten Fragen erreichten
eine neue Dimension; alle Hoffnungen wurden zerstört. Die Menschen
haben begonnen, Südkurdistan zu verlassen und eine grosse Zahl
von ihnen ist auf dem Weg in andere Länder. Diese chaotische
Situation hat zu Unsicherheit geführt und es ist zu befürchten,
dass diese historische Chance vergeben wird.
Wir
leben in einer Zeit, in der internationale Normen von Demokratie
und Menschenrechten sich durchgesetzt haben. Die Welt bewegt sich
auf eine neues System zu. Unter solchen Bedingungen sind die Veränderungen
dieser Staaten und politischen Systeme lebensnotwendig.
Der
Mittlere Osten, gerade der Irak ist weit entfernt von der Lebensrealität
der Völker der Region und von den Errungenschaften der heutigen
Zeit. Deshalb sind demokratische Veränderungen notwendig und
der einzige Weg um aus der jetzigen Sackgasse herauszukommen. In
der gesamten Geschichte des Irak, besonders in den letzten zehn
Jahren, ist klar geworden, dass sich die gesellschaftliche Probleme
nicht durch Nationalismus lösen lassen. Nationalistische Politik
kann in eine Krise führen die mit dem Palästina-Israel
Konflikt vergleichbar ist. Aus diesem Grund ist die einzige Option
zur Lösung der kurdischen Frage, sowie aller den Irak betreffenden
Probleme, eine umfassende Demokratisierung.
Da
ein Angriff auf den Irak bevorsteht, ist es ist es notwendig, dass
die Völker des Iraks eine demokratische Lösung selbst
voranzutreiben. Veränderung und Wechsel sind die einzige Option
im Irak, selbst wenn sie von äusseren Mächten bestimmt
werden.
In
der jetzigen Situation müssen wir die Probleme vollständig
erfassen - Im besonderen die kurdische Frage bezüglich ihrer
Entstehung.
Während
des vergangenen Jahres war die Bewegung an organisatorischen, gesellschaftlichen
und politischen Aktivitäten beteiligt und konnte einige Schritte
unternehmen, um die Massen zu erreichen. All die vorher diskutierten
Bedingungen wurden auf dem ersten Kongress, der vom 3. - 15. März
abgehalten wurde, diskutiert. Als Ergebnis stellte sich die Gründung
einer politischen Partei heraus. Die Delegierten des Kongresses
entschieden daher, eine neue Organisation unter dem Namen Partei
der Demokratischen Lösung in Kurdistan auszurufen.
Unsere
Partei, die Partei der Demokratischen Lösung in Kurdistan,
wurde als notwendiger Faktor für das Leben im Irak und in Südkurdistan
gegründet, um Lösungen für alle den Irak betreffenden
Probleme zu finden und um der herrschenden Unsicherheit und Lösungslosigkeit
ein Ende zu setzen. Unser Hauptziel ist die Errichtung eines pluralistischen,
demokratischen Irak und eines freien Kurdistans. Fundament dafür
ist eine rechtlich gesicherte demokratische Föderation der
Provinzen. Sie soll auf der freiwilligen Einheit der irakischen
Völker und einer demokratischen Lösung, ohne Veränderung
der jetzigen politischen Grenzen, basieren. Auf diesem Wege könnten
die kurdische Frage und die anderen Probleme des Irak gelöst
werden. Das Recht auf Meinungsfreiheit ist dafür Grundvoraussetzung.
Unsere
Partei sieht die politische und demokratische Methode als bestes
Mittel an, das Bewußtsein der Massen zu erweitern und die
Gesellschaft zu einer Sicherung des Friedens zu führen. Um
dieses Ziel zu erreichen, werden wir einen Schwerpunkt auf den Kampf
für demokratische Organisationen innerhalb der Gesellschaft
und des Staates setzen. Gleichzeitig behält sich unsere Partei
angesichts jeglicher Angriffe und Aggressionen gegen unser Volk
das Recht auf Selbstverteidigung vor. Zu diesem Ziel organisiert
sie die "Nationalen Verteidigungskräfte", HBN.
Frauen
sind aufgrund ihrer Geschlechterrolle die am meisten ausgebeuteten
in der Gesellschaft. Sie stellen die Mehrheit. Ihr Potential ist
bislang noch nicht an die Oberfläche gelangt. Frauen sind von
Natur aus enger mit Frieden, Freiheit und Gleichheit verbunden.
Sie sichern die Schwesterlichkeit zwischen den Völkern der
Region. Unsere Partei vereint die nationalen, Klassen- und Geschlechterkämpfe.
Neben
den Frauen ist die Jugend eine dynamische Kraft für die demokratische
Veränderung. Sie kann eine herausragende Rolle in diesem Kampf
spielen. Unsere Partei weist ihr eine besondere Rolle zu. Wir sind
eine Volkspartei, die Menschen allen Alters einschließt.
Wir
betrachten die Arbeiter als Hauptsäule des Kampfes. Wir sehen
eine besondere Bedeutung in der Rolle der Intellektuellen, Lehrer
und Händler in der Gesellschaft. Wir betrachten die Macht des
Volkes als ein Prinzip. Beispiellos in der kurdischen Geschichte
sehen wir die Behörden als Domäne des Volkes.
An
alle Kräfte, die sich für eine demokratische, an den Bedürfnissen
der Menschen orientierte, patriotische Entwicklung einsetzen!
Die
historische Verantwortung und die derzeitige Situation machen es
nötig, dass die interne Entwicklung der irakischen und südkurdischen
Gesellschaft die möglichen Veränderungen im Irak berücksichtigt
und das jeweilige Handeln daran angeglichen wird. Dafür ist
es notwendig, dass die Einheit der Bevölkerung, von Gruppen,
Organisationen und Kräften realisiert wird, anstatt sich auf
Kräfte aus dem Ausland zu verlassen. Unsere Partei vertritt
eine gegensätzliche Option zum Einparteiensystem, engstirniger
Partei - Politik, Regionalismus und eigennütziger Vetternwirtschaft.
Anstatt Militarismus streben wir ein kulturvolles Leben an. Unsere
Partei betrachtet kulturelle Vielfalt als Reichtum. Anstatt sich
gegenseitig zu negieren und zu bekämpfen lehnen wir Wettbewerb
und Konkurrenz als Prinzip ab. (Unterschiedlichkeit bedeutet Reichtum.)
In diesem Sinne fordern wir alle Organisationen, Kräfte und
Fraktionen auf, sich gemeinsam an diesem historisch notwendigen
Prozeß zu beteiligen. Das ist nötig um die Probleme der
Bevölkerung und der Gesellschaftsentwicklung zu lösen.
Das angesprochene Feld sollte nicht den monopolistischen Kräften
überlassen werden.
An
unsere mutige Bevölkerung im Süden Kurdistans!
Unsere
Bevölkerung war jahrelang einer chaotischen Situation, Unterdrückung
und Leiden aller Art ausgesetzt. Trotz des Genozids hat unser Volk
entschlossen gehandelt und niemals aufgegeben.
Nach
dem historischen Aufstand im März 1991 war die größte
Hoffnung und das größte Anliegen der Bevölkerung
Freiheit und Gleichberechtigung in jeder Art zu erlangen. Durch
die landesinternen Konflikte und die tiefe Krise wurde die Erfüllung
dieser Erwartungen unmöglich. In den letzten zehn Jahren erlebte
unser Bevölkerung mehrere Rückschläge und konnte
aufgrund der vorherrschenden Interessen und Verhältnisse nicht
adäquat agieren und reagieren. Die Situation verschlimmerte
sich von Tag zu Tag, die Menschen wurden entfremdet, hoffnungslos
und unentschlossen. Die Menschen können diese Situation nicht
mehr ertragen. Sie können nicht akzeptieren, dass ihre Probleme
unbeachtet und ungelöst bleiben.
Die einzige Möglichkeit des Volkes ist eine Lösung in
Frieden und Freiheit zu fordern. Unser Volk wird seinen Teil dazu
beitragen.
Unsere
Partei repräsentiert den Willen der Bevölkerung und wurde
gegründet um dessen Forderungen und Interessen durchzusetzen.
Der Kongress der Parteigründung fand im März statt. März
ist der Monat in dem die kurdische Bevölkerung das Märtyrertum
von Halabja erlebte; in dem der glorreiche Aufstand 1991 stattfand;
in dem Newroz, der Tag und das Symbol der Einheit der Bevölkerung
der Region stattfindet. Unsere Partei hat sich gegründet, um
den Genozid zu beenden, um ein weiteres Halabja zu verhindern, um
die Errungenschaften des kurdischen Aufstandes zu bewahren und zu
entwickeln und um Newroz als eine Festlichkeit des Geistes der modernen
Zeit wieder zu etablieren.
Unsere
Partei hat sich gegründet um die Freiheit der Kurden zu sichern
und den Weg aller Völker der Region zu Freiheit und Demokratie
zu ebnen. Sie wird eine Brücke zur Geschwisterlichkeit aller
Völker sein. Unsere Partei berücksichtigt die Beziehungen
und Verbindungen aller KurdInnen in allen kurdischen Gebieten und
betrachtet die nationale Einheit als einen Eckpunkt der freiwilligen
Vereinigung aller Völker der Region.
Wir
glauben, dass unser Volk immer bereit war Kompromisse einzugehen
und Opfer zu bringen um seine Interessen zu wahren. Es ist mit seiner
gesamten Kraft bereit dazu. Das Volk wird sich zu einer starken
Kraft im Kampf um die Demokratisierung entwickeln. Auf diesen Prinzipien
beruhend verpflichtet sich unsere Partei den Weg der Bevölkerung
zu begleiten und zu erhellen. Was auch immer passiert, werden wir
Menschen auf ihre Interessen aufmerksam machen und sie dazu befähigen
sich zu organisieren. Wir bemühen uns die Quelle der Lösung
zu sein, die Hoffnungen unseres Volkes zu erfüllen und den
Weg der MärtyrerInnen weiterzugehen. Wir vertrauen auf die
Kraft des Volkes um siegreich zu sein.
Lang
lebe ein demokratisches Irak und ein freies Kurdistan.
Lang
lebe die Partei der demokratischen Lösung von Kurdistan
Lang
lebe die selbstbestimmte Einheit der irakischen Bevölkerung
Lang
lebe die Selbstbestimmung der Völker
Tod
jeglicher Diktatur, jedem Monopolismus und jeder Vetternwirtschaft
Wir
Grüßen die MärtyrerInnen der Freiheit und Demokratie
Lang
lebe unser Vorsitzender Apo
Partei der demokratischen Lösung in Kurdistan
2.
April 2002
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