Parallel zu der Liste terroristischer Organisationen der EU hat sich
in der Türkei und in Kurdistan die Gewalt gegen das kurdische Volks
verstärkt
Mit der Aufnahme der
PKK in die Liste der terroristischen Organisationen der EU nehmen die
Gewaltmaßnahmen gegen das kurdische Volk täglich zu. Die Repressionen
durch türkische Armee, Polizei, politischen und nicht-staatliche
faschistische Gruppen nehmen zu..
Militärische
Operationen:
Gleichzeitig mit der Veröffentlichung der EU- Liste am 3 Mai 2002
haben türkische Militäreinheiten noch am selben Tag in Sirnak,
Beytusabap und südlich der südkurdischen Stadt Zaxo Militäroperationen
begonnen, die noch immer anhalten. Nachdem die türkische Armee keinerlei
Reaktionen außer von den Kurden erhalten hat und sie jede Art von
Gewalt als legitimiert ansieht, hat sie diesmal am 7. Mai ihre Militäroperationen
auf die Regionen Dersim, Bingöl, Erzurum, Diyarbakir und Siirt ausgeweitet.
Nach uns vorliegenden Informationen werden sind an diesen Angriffen von
Zehntausenden von Soldaten der Bodentruppen beteiligt, die von Hubschraubern
und Kampfflugzeugen unterstützt werden. Es kommt zu ständigen
Bombardierungen, in deren Folge eine Vielzahl von Menschen ihr Leben verloren
hat; die Operation weitet sich zunehmend aus. Darüber hinaus sind
starke Armeekräfte seit dem 8 Mai 2002 in die Regionen Batufa und
Kanimas in Südkurdistan (Nordirak) eingedrungen. Für diese Operation
wurde zum ersten Mal seit drei Jahren auch die Beteiligung von Dorfschützern
an der umfassenden Operation befohlen.
Folter und Festnahmen:
Die türkischen Sicherheitskräfte sehen sich durch die EU-Entscheidung
bestätigt und haben in Kiziltepe bei Mardin 11 Mitglieder der Lehrergewerkschaft
Egitim-Sen verhaftet. In einer Erklärung von Egitim Sen Mardin heißt
es, ihre elf verhafteten Mitglieder seien nun der Folter ausgesetzt, weil
sie zusammen gekommen seien, um Kurdisch zu lernen. Alle elf Personen,
darunter die Schwangere Sermin Erbas wurden während ihrer Festnahme
in der Polizeiwache von den Polizisten mit kaltem Wasser abgespritzt,
ihnen wurden Tüten über den Kopf gezogen, sie wurden geschlagen;
man gab ihnen drei Tage lang kein Essen und Wasser, ließ sie nackt
warten und erniedrigte sie auch sonst noch auf vielerlei Weise. Infolge
dieser Folterungen geriet Sermin Erbas in ein Koma und musste ins Militärkrankenhaus
eingeliefert werden. Ihre Situation wird als ernst eingestuft.
Angriffe nicht-staatlicher
faschistischer Gruppen:
50 bewaffnete Zivilisten drangen in die Selcuk Universität Konya
ein und griffen im Campus eine Gruppe von kurdischen Studierenden mit
dem Ruf an "Die Terroristen sind hier". Infolge der Angriffe
wurden sechs Personen verletzt. Zwei der Verletzten, Sedat Erol und Zana
Kibar, befinden sich in Lebensgefahr aufgrund von Schussverletzungen am
Kopf. Diese Art von Angriffen kann Kurden auf der Straße oder in
Einkaufszentrn jederzeit treffen.
Liste "Terroristischer"
zivilgesellschaftlicher Organisationen:
Nach einem Bericht des türkische Fernsehsenders NTV hat das türkische
Außenministerium einen Tag nach der Bekanntgabe der EU-Liste eine
Liste von 450 zivilgesellschaftlichen Organisationen, darunter auch renommierte
europäische Organisationen wie Reporter ohne Grenzen, France Liberte,
Weltkirchenrat u.a. den europäischen Regierungen mit der Forderung
nach ihrer Schließung zukommen lassen. Die Türkei fordert demnach,
dass nicht nur die Kurden in der Türkei und Kurdistan, sondern auch
Kurden in Europa und europäische zivilgesellschaftliche Organisationen
als Terroristen behandelt werden sollen.
Nach drei Jahren Feuerpause
entbrannte die Gewalt erneut, parallel zur Bekanntgabe der EU-Liste. Zweifellos
liegt der Grund in dem unglücklichen Beschluss der EU bezüglich
dieser Liste. Diese Entwicklungen zeigen eindeutig, dass der Beschluss
falsch ist und sofort rückgängig gemacht werden muss. Die Entwicklung
von Demokratie, Frieden und Stabilität in der Region sowie die Verhinderung
von Gewalt gegen das kurdische Volk ist mit der Rücknahme dieses
Beschlusses und mit der Beantwortung der legitimen Forderungen des kurdischen
Volkes nach mehr Rechten möglich.
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