Nach
Misshandlung 44 Tage in Hungerstreik
Büren
- Der Kurde Ates Yusuf befand sich 44 Tage in Hungerstreik, um auf
Misshandlungen durch die belgische Polizei, die ihn verhaftet hatte,
aufmerksam zu machen. Gestern beendete er den Hungerstreik, nachdem
wichtige körperliche Funktionen auszusetzen drohten.
Wie
erst jetzt bekannt wurde, befand sich der Kurde Ates Yusuf seit
dem 18.4.02 in einem Hungerstreik, den er am 31.5.02 beendete. Er
will damit auf die Misshandlunge aufmerksam machen, die ihm von
Seiten der belgischen Polizei und der belgischen Justiz bei seiner
Verhaftung widerfahren sind. In der Zwischenzeit ist Herr Yusuf
an die deutschen Behörden übergeben worden. Er befindet
sich im Augenblick in der Abschiebehaftanstalt Büren und wartet
dort auf seine Abschiebung in die Türkei. Hier hat er die Geschehnisse
in einem offenen Brief an den Anstaltsleiter zusammengefasst. Dieser
Brief wurde den Beamten der JVA mit der Bitte übergeben, ihn
auch an weitere Behörden und an die Presse weiterzuleiten.
Da dieses bisher noch nicht gesehen war, bat uns Herr Yusuf gestern,
dieses zu übernehmen.
Herr
Yusuf hat in den 44 Tagen 18 kg abgenommen und wiegt jetzt nur noch
53 kg. Er befindet sich in einem katastrophalen Gesundheitszustand:
Er spuckt Blut, leidet an Gleichgewichtsstörungen, so dass
er beim Laufen Unterstützung braucht, er hat Schlafstörungen,
Rückenschmerzen, Kopf- und Augenschmerzen. Die deutschen Behörden
haben Herrn Yusuf am 28.5.02 dem türkischen Konsulat vorgeführt.
Ein Abschiebetermin steht bisher noch nicht fest.
Mit
freundlichen Grüßen
Gockel
Text
des Offenen Briefes von Herrn Yusuf:
Sehr
geehrter Herr Direktor vom Hafthaus in Büren!
Zu
Ihrer Kenntnisnahme und Weitergabe
Ich
bin 1988 nach Deutschland gekommen - Asylantrag gestellt - abgelehnt
und musste das Land mit meinen Mittel verlassen. Ein Jahr später
mute ich noch einmal ins Ausland flüchten. Ich kam wieder nach
Deutschland. Ich stellte einen Asylfolgeantrag. Dieser wurde binnen
zweier Monate abgelehnt. Ich wollte diesmal außerhalb Europa
flüchten. Wasserschutzzollbeamte erwischten mich in Belgien.
Dann stellte ich dort einen Asylantrag. Man gab mir eine Adresse.
Ich sollte dort hingehen und einen Asylantrag stellen. Ich habe
diese Adresse gefunden. Alles so wie ist weitergegeben. Dann wurde
ich zum Sozialamt geschickt. Das Sozialamt sagte mir, ich solle
eine Wohnung mieten und den Vertrag zum Sozialamt bringen. Ich habe
eine Wohnung gemietet und dem Sozialamt de Mitvertrag weitergeleitet
und eine Kopie zum Ausländeramt gegeben. Nach 3 Monaten hat
man mich zum Gericht bestellt. Vor der Gerichtsverhandlung sagte
man mir ich soll das Land innerhalb von 5 Tagen verlassen und nach
Deutschland gehen. Ihr Asyl wird in Deutschland weiterbetrieben.
Wenn Sie nicht nach Deutschland gehen und in Frankreich haben sie
auch Asyl gestellt. In Frankreich hat er Aufenthaltsrecht bekommen.
Geh zu einem Anwalt. Er soll das klären. Er ging zu einem Anwalt
und gab ihm alle Papiere die er hatte. Der Anwalt hat Beschwerde
eingelegt. Dadurch hat er 20 Monate in Belgien geblieben. Er bekam
2 Papiere vom Anwalt. Damit konnte er in Belgien bleiben. Er soll
dann zur Polizei (Ausländerbehörde). Und er ging zur Ausländerbehörde
verlangte eine Aufenthaltserlaubnis. Sie sagten mir dir gebe ich
keinen Aufenthalt. Den deine Akte ist im Konsulat. Ich sollte mein
Haus wechseln und ich wohnte in Verviers (Stadt). Ein anderer Kollege
von mir lebt in Open. Wir telefonierten. Am nächsten Tag hat
er mir eine Wohnung dort besorgt. Ich sollte mich bei einem Dönerladen
mit ihm treffen. Ich ging hin. Bevor ich meinen Tee getrunken hatte,
kamen 6 Personen und verlangten meinen Ausweis. Einer von den Personen
fand meine Papiere nicht in Ordnung und nahm mich mit zur Polizei.
Ohne was zu fragen hat mich die Polizei eingesperrt. Am nächsten
Tag bin ich zu einem Hafthaus gebracht. Ohne was zu fragen, ohne
was zu fragen. Vier Tage später kam Antwort von Konsulat. Sie
sollten mich frei lassen. Die haben nicht reagiert. Zwei Wochen
später brachte man mich zu Gericht. Der Vorsitzende des Gerichts
hat angeordnet, dass ich sofort freigelassen werden soll. Er wollte
ihn in zwei Wochen noch einmal sehen, nachdem er alle Schriftstück
studiert hatte. Ich bin trotzdem nicht freigelassen worden. Ausländerbehörde
hat mich trotz vier Gerichtsverhandlungen nicht freigelassen. Gegen
die Ausländerbehörde konnte nicht einmal das Gericht ankommen.
Mittlerweile bin ich zwei Monate in Haft gewesen. Dann schrieb ich
einen Brief dem Direktor des Hafthauses. Ich bat ihm zu klären
warum ich in Haft sitze. Er kam zu mir hatte meinen Brief in der
Hand. Hat den Brief vor meinen Augen zerstückelt und in den
Mülleimer geschmissen. Mit den Fingern zeigt er mir vier. Du
wirst vier Monate lang hier sitzen. Er sagte mir ich sei illegal
dort. Ich sagte ich bin registriert und unschuldig. Damit habe ich
angefangen zu hungern. Seit 18.04.2002 hungere ich und mache weiter.
Am 02.05.2002 wurde die Zellentür aufgemacht und es stürmten
10 Personen Überfallartig herein. Ich war im Bett. Man warf
mich auf den Boden und ich viel auf den Mund. Meine Hände,
meine Füße und den Kopf wurde alles zusammengebunden.
Ich hatte meinen Pyjamer und mein Unterhemd an. Dann haben sie mich
auf den Boden ziehend zu einem Auto gebracht. Keine hat mit mir
kein Wort geredet. Als ich fragte wohin ich gebracht werden sollte,
haben die meine Mund gewaltig gedrückt. Als einziges gesagt
keinen Ton. Wenn du angekommen bist, siehst du. Ich war schockiert.
Ich bekam einen Faustschlag. Ich glaube ich bin nach 2 Stunden zu
mir gekommen. Als er zu sich kam waren zwei Personen im Auto. Am
rechten und am linken Arm hielt mich jemand fest. Es kamen drei
Personen hinzu. Insgesamt waren 5 Personen im Auto und wir fuhren
weiter. Plötzlich hielten sie unterwegs anschließen mich
aus den Auto steigen, warfen mich auf den Boden. Dann haben sie
mich auf den Boden eine zeitlang gezogen. Nach gewisser Zeit sagten
sie mir: Setz dich jetzt. Den Sack von meinen Kopf heruntergenommen.
Als ich fragte wo bin ich? Sagte einer Du bist in Deutschland Agin
(Aachen?) bei der Polizei. Vor der Polizei kam ein Polizist. Bei
der Überstellung waren insgesamt 7 belgische Beamte. 5 hatten
mich transportiert. Zwei waren noch zusätzlich hinzugekommen.
Der deutsche Polizist hat gefragt. Seit Ihr alle nur für die
eine Person gekommen. Der Polizist lachte sich kaputt und fragte
mich was für eine Schuld ich begannen hätte. Ich sagte
ich bin Kurde und habe Asyl gestellt. Darauf hin lachten die anderen
deutschen Polizisten auch. Ich bat den deutschen Polizisten so wie
ich gekommen bin zu fotografieren. Sie sagten mir sie haben leider
keinen Fotoapparat. Sie haben aber meine Füße und Hände
aus den Fesseln losgelöst. Dann bat ich den deutschen Polizisten
mich zum Arzt zu bringen. Ich war verletzt und hatte jede Menge
Schürfwunden und ich wollte auch die Seile mit denen man mich
festgebunden hatte nicht abgeben. Alle meine Wunden zeigte ich dem
Doktor. Er hat mich behandelt und mir Medikamente gegeben. Diese
Erlebnisse habe ich in einem demokratischen Land gemacht. Alles
was ich geschrieben habe geben sie bitte weiter.
Hochachtungsvoll
Ates
Yusuf
|