Frank Gockel
Hilfe für Menschen in Abschiebehaft Büren e.V.





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01.06.2002

Nach Misshandlung 44 Tage in Hungerstreik

Büren - Der Kurde Ates Yusuf befand sich 44 Tage in Hungerstreik, um auf Misshandlungen durch die belgische Polizei, die ihn verhaftet hatte, aufmerksam zu machen. Gestern beendete er den Hungerstreik, nachdem wichtige körperliche Funktionen auszusetzen drohten.

Wie erst jetzt bekannt wurde, befand sich der Kurde Ates Yusuf seit dem 18.4.02 in einem Hungerstreik, den er am 31.5.02 beendete. Er will damit auf die Misshandlunge aufmerksam machen, die ihm von Seiten der belgischen Polizei und der belgischen Justiz bei seiner Verhaftung widerfahren sind. In der Zwischenzeit ist Herr Yusuf an die deutschen Behörden übergeben worden. Er befindet sich im Augenblick in der Abschiebehaftanstalt Büren und wartet dort auf seine Abschiebung in die Türkei. Hier hat er die Geschehnisse in einem offenen Brief an den Anstaltsleiter zusammengefasst. Dieser Brief wurde den Beamten der JVA mit der Bitte übergeben, ihn auch an weitere Behörden und an die Presse weiterzuleiten. Da dieses bisher noch nicht gesehen war, bat uns Herr Yusuf gestern, dieses zu übernehmen.

Herr Yusuf hat in den 44 Tagen 18 kg abgenommen und wiegt jetzt nur noch 53 kg. Er befindet sich in einem katastrophalen Gesundheitszustand: Er spuckt Blut, leidet an Gleichgewichtsstörungen, so dass er beim Laufen Unterstützung braucht, er hat Schlafstörungen, Rückenschmerzen, Kopf- und Augenschmerzen. Die deutschen Behörden haben Herrn Yusuf am 28.5.02 dem türkischen Konsulat vorgeführt. Ein Abschiebetermin steht bisher noch nicht fest.

Mit freundlichen Grüßen

Gockel


Text des Offenen Briefes von Herrn Yusuf:

Sehr geehrter Herr Direktor vom Hafthaus in Büren!

Zu Ihrer Kenntnisnahme und Weitergabe

Ich bin 1988 nach Deutschland gekommen - Asylantrag gestellt - abgelehnt und musste das Land mit meinen Mittel verlassen. Ein Jahr später mute ich noch einmal ins Ausland flüchten. Ich kam wieder nach Deutschland. Ich stellte einen Asylfolgeantrag. Dieser wurde binnen zweier Monate abgelehnt. Ich wollte diesmal außerhalb Europa flüchten. Wasserschutzzollbeamte erwischten mich in Belgien. Dann stellte ich dort einen Asylantrag. Man gab mir eine Adresse. Ich sollte dort hingehen und einen Asylantrag stellen. Ich habe diese Adresse gefunden. Alles so wie ist weitergegeben. Dann wurde ich zum Sozialamt geschickt. Das Sozialamt sagte mir, ich solle eine Wohnung mieten und den Vertrag zum Sozialamt bringen. Ich habe eine Wohnung gemietet und dem Sozialamt de Mitvertrag weitergeleitet und eine Kopie zum Ausländeramt gegeben. Nach 3 Monaten hat man mich zum Gericht bestellt. Vor der Gerichtsverhandlung sagte man mir ich soll das Land innerhalb von 5 Tagen verlassen und nach Deutschland gehen. Ihr Asyl wird in Deutschland weiterbetrieben. Wenn Sie nicht nach Deutschland gehen und in Frankreich haben sie auch Asyl gestellt. In Frankreich hat er Aufenthaltsrecht bekommen. Geh zu einem Anwalt. Er soll das klären. Er ging zu einem Anwalt und gab ihm alle Papiere die er hatte. Der Anwalt hat Beschwerde eingelegt. Dadurch hat er 20 Monate in Belgien geblieben. Er bekam 2 Papiere vom Anwalt. Damit konnte er in Belgien bleiben. Er soll dann zur Polizei (Ausländerbehörde). Und er ging zur Ausländerbehörde verlangte eine Aufenthaltserlaubnis. Sie sagten mir dir gebe ich keinen Aufenthalt. Den deine Akte ist im Konsulat. Ich sollte mein Haus wechseln und ich wohnte in Verviers (Stadt). Ein anderer Kollege von mir lebt in Open. Wir telefonierten. Am nächsten Tag hat er mir eine Wohnung dort besorgt. Ich sollte mich bei einem Dönerladen mit ihm treffen. Ich ging hin. Bevor ich meinen Tee getrunken hatte, kamen 6 Personen und verlangten meinen Ausweis. Einer von den Personen fand meine Papiere nicht in Ordnung und nahm mich mit zur Polizei. Ohne was zu fragen hat mich die Polizei eingesperrt. Am nächsten Tag bin ich zu einem Hafthaus gebracht. Ohne was zu fragen, ohne was zu fragen. Vier Tage später kam Antwort von Konsulat. Sie sollten mich frei lassen. Die haben nicht reagiert. Zwei Wochen später brachte man mich zu Gericht. Der Vorsitzende des Gerichts hat angeordnet, dass ich sofort freigelassen werden soll. Er wollte ihn in zwei Wochen noch einmal sehen, nachdem er alle Schriftstück studiert hatte. Ich bin trotzdem nicht freigelassen worden. Ausländerbehörde hat mich trotz vier Gerichtsverhandlungen nicht freigelassen. Gegen die Ausländerbehörde konnte nicht einmal das Gericht ankommen. Mittlerweile bin ich zwei Monate in Haft gewesen. Dann schrieb ich einen Brief dem Direktor des Hafthauses. Ich bat ihm zu klären warum ich in Haft sitze. Er kam zu mir hatte meinen Brief in der Hand. Hat den Brief vor meinen Augen zerstückelt und in den Mülleimer geschmissen. Mit den Fingern zeigt er mir vier. Du wirst vier Monate lang hier sitzen. Er sagte mir ich sei illegal dort. Ich sagte ich bin registriert und unschuldig. Damit habe ich angefangen zu hungern. Seit 18.04.2002 hungere ich und mache weiter. Am 02.05.2002 wurde die Zellentür aufgemacht und es stürmten 10 Personen Überfallartig herein. Ich war im Bett. Man warf mich auf den Boden und ich viel auf den Mund. Meine Hände, meine Füße und den Kopf wurde alles zusammengebunden. Ich hatte meinen Pyjamer und mein Unterhemd an. Dann haben sie mich auf den Boden ziehend zu einem Auto gebracht. Keine hat mit mir kein Wort geredet. Als ich fragte wohin ich gebracht werden sollte, haben die meine Mund gewaltig gedrückt. Als einziges gesagt keinen Ton. Wenn du angekommen bist, siehst du. Ich war schockiert. Ich bekam einen Faustschlag. Ich glaube ich bin nach 2 Stunden zu mir gekommen. Als er zu sich kam waren zwei Personen im Auto. Am rechten und am linken Arm hielt mich jemand fest. Es kamen drei Personen hinzu. Insgesamt waren 5 Personen im Auto und wir fuhren weiter. Plötzlich hielten sie unterwegs anschließen mich aus den Auto steigen, warfen mich auf den Boden. Dann haben sie mich auf den Boden eine zeitlang gezogen. Nach gewisser Zeit sagten sie mir: Setz dich jetzt. Den Sack von meinen Kopf heruntergenommen. Als ich fragte wo bin ich? Sagte einer Du bist in Deutschland Agin (Aachen?) bei der Polizei. Vor der Polizei kam ein Polizist. Bei der Überstellung waren insgesamt 7 belgische Beamte. 5 hatten mich transportiert. Zwei waren noch zusätzlich hinzugekommen. Der deutsche Polizist hat gefragt. Seit Ihr alle nur für die eine Person gekommen. Der Polizist lachte sich kaputt und fragte mich was für eine Schuld ich begannen hätte. Ich sagte ich bin Kurde und habe Asyl gestellt. Darauf hin lachten die anderen deutschen Polizisten auch. Ich bat den deutschen Polizisten so wie ich gekommen bin zu fotografieren. Sie sagten mir sie haben leider keinen Fotoapparat. Sie haben aber meine Füße und Hände aus den Fesseln losgelöst. Dann bat ich den deutschen Polizisten mich zum Arzt zu bringen. Ich war verletzt und hatte jede Menge Schürfwunden und ich wollte auch die Seile mit denen man mich festgebunden hatte nicht abgeben. Alle meine Wunden zeigte ich dem Doktor. Er hat mich behandelt und mir Medikamente gegeben. Diese Erlebnisse habe ich in einem demokratischen Land gemacht. Alles was ich geschrieben habe geben sie bitte weiter.

Hochachtungsvoll

Ates Yusuf