·
Hausdurchsuchung in Lüneburg
Am
Dienstag, dem 16. Juli 2002 fand in Lüneburg eine erneute
Hausdurchsuchung bei Olaf Meyer, Mitglied der Antifaschistischen
Aktion Lüneburg / Uelzen und der Kurdistan Solidarität
Uelzen, statt.
Als Grund für die Durchsuchung wurde ein Ermittlungsverfahren
wegen eines angeblichen Verstosses gegen das Vereinsgesetz (PKK-Verbot)
genannt. Die Polizei war auf der Suche nach einem Transparent,
auf dem das Symbol der verbotenen kurdischen Befreiungsfront (ERNK)
abgebildet gewesen sein soll.
Zum Hintergrund:
Das Ermittlungsverfahren bezieht sich auf die Veranstaltung "Verboten
ist, den Frieden zu verbieten! 8 Jahre PKK-Verbot sind genug!"
vom 20. Februar 2002 im Bunten Haus in Celle. Mit dieser öffentlichen
Veranstaltung sollte die Notwendigkeit aufgezeigt werden, die
Repressionen gegen kurdische Organi-sationen und Politikerinnen
und Politiker zu beenden. Die Veranstaltung wurde gemeinsam von
der Unabhängigen Antifa Celle (UAC) und der Kurdistan Solidarität
Uelzen organisiert. Als Referent/in traten Monika Morres von AZADI
- Rechtshilfefonds für Kurdinnen und Kurden e.V. (Köln)
und Olaf Meyer von der Kurdistan Solidarität Uelzen auf.
Die Hintergründe und Auswirkungen des PKK-Verbotes, die Bilanz
der Repressionen gegen Kurdinnen und Kurden und die Folgen des
Verbotes für die Demokratie in Deutschland sind anschaulich
thematisiert und diskutiert worden. Außerdem wurde über
einen damals in Celle laufenden Prozess gegen einen mutmaßlichen
PKK-Funktionär berichtet. Während der Veranstaltung
ist dabei auch ein Transparent mit der Aufschrift "Weg mit
dem Verbot der PKK! Der kurdische Befreiungskampf lässt sich
nicht verbieten!" aufgehängt worden, welches nun zum
Vorwand für die aktuelle Hausdurchsuchung herangezogen wurde.
Auf dem Transparent war zwar ein Symbol der ERNK abgebildet, dieses
ist jedoch deutlich überklebt gewesen: Der 60 x 21 cm große
Aufkleber trug die Aufschrift: "Zur Zeit verboten".
Nach der Veranstaltung im Bunten Haus schlugen in Celle die emotionalen
Wellen hoch. Der Celler Polizeichef Gerd Schomburg behauptete
in der Cellschen Zeitung, dass sich im Bunten Haus "Staats-
und Verfassungsfeinde" und "linke und ausländische
Extremisten" getroffen hätten.
Das
Verbot der PKK ist das Verbot des Friedens
Vor drei Jahren hat die PKK, die seit dem 26. November 1993 in
der BRD verboten ist, ihren bewaffneten Kampf eingestellt und
sich vom Territorium der Türkei zurückgezogen. Sie vollzog
eine grundlegende Umstrukturierung und entwickelte ein umfangreiches
Projekt zur Demokratisierung der Türkei mit dem Ziel, eine
friedliche Lösung des Kurdistan-Konfliktes zu erreichen.
Trotz vielfältiger Provokationen setzte die PKK seither ihren
auf Gewalt verzichtenden Kurs konsequent um. Bereits Mitte Februar
hatte sie weitere Entwicklungen in Richtung einer Umwandlung der
Organisation angekündigt. Am 4. April wurden auf ihrem 8.
Parteikongress die Einstellung jeglicher Aktivitäten unter
diesem Namen und eine Neustrukturierung der Partei beschlossen.
Künftig wird der Kongress für Freiheit und Demokratie
in Kurdistan (KADEK) als politische
Bewegung alle Organisationen unterstützen, die die kurdische
Frage innerhalb der Grenzen "in allen Teilen Kurdistans"
demokratisch lösen wollen.
Die Absicht der Behörden, ihre Strafverfolgungspraxis unabhängig
von den weitreichenden Veränderungen und den ernsthaften
Bemühungen der kurdischen Organisation um politische Lösungen
und demokratische Entwicklungen fortzusetzen, verdeutlicht auch
das aktuelle Ermittlungsverfahren gegen Olaf Meyer. Mit der Hausdurchsuchung
und dem Ermittlungsverfahren soll die Solidaritätsarbeit
für die kurdische Freiheits-bewegung angegriffen werden
Nach der Durchsuchung erklärte Olaf Meyer u.a., "dass
die Zeit überreif ist für eine Anerkennung der umfassenden
und einseitigen Vorleistungen, die die PKK in den letzten Jahren
erbracht hat. Die Verfolgung politischer Aktivitäten der
kurdischen Bewegung und die Verhaftungen kurdischer Politiker
müssen ein Ende haben". Er forderte deshalb eine "Einstellung
aller politischen Verfahren und die Freilassung von Kurdinnen
und Kurden, die sich wegen ihrer politischen Betätigung in
bundesdeutschen Gefängnissen befinden". Außerdem
kündigte er an, "auch weiterhin solidarisch an der Seite
der kurdischen Freiheits- und Friedensbewegung und ihres Vorsitzenden
Abdullah Öcalan zu stehen".
Wir fordern die sofortige Einstellung des Ermittlungsverfahren
gegen Olaf Meyer und die Be-endigung der seit Jahren andauernden
Kriminalisierungskampagne gegen ihn.
Lüneburg, 2002-07-17
Antifaschistische Aktion Lüneburg / Uelzen