Großrazzia
gegen Kurden in München
Vereinsräume verwüstet und über 30 Wohnungen von Polizei
gestürmt
In einer großangelegten Durchsuchungsaktion hat der Münchner
Staatsschutz am Donnerstag ab sechs Uhr früh stundenlang den kurdischen
Kulturverein Med-Kulturhaus in der Landsbergerstraße 139 sowie über
30 Privatwohnungen von Vereinsmitgliedern durchsucht. Dabei wurden eine
Vielzahl von Computern, Mobiltelefonen, Faxgeräten und Zeitschriften
beschlagnahmt. An der Razzia waren nach Schätzungen der Betroffenen
mindestens 150 Beamte beteiligt.
Die Räumlichkeiten des erst in diesem Sommer eröffneten Vereins
wurden von der Polizei in völlig verwüstetem Zustand hinterlassen.
Aktenordner und Bücher waren einfach aus den Regalen gerissen und
ihr Inhalt in den Toilettenräumlichkeiten verteilt.
Mindestens fünf Personen wurden vorübergehend festgenommen.
Dabei wurde auch ein Sehbehinderter um sechs Uhr früh von Zivilpolizisten
aus seiner Wohnung entführt und vier Stunden lang verhört.
Als Grund für die Durchsuchungen nannte die Polizei den Verdacht
auf Unterstützung der Kurdischen Arbeiterpartei PKK im Jahr 2001.
Dass die PKK sich vor mehreren Monaten bereits in den Kongress für
Freiheit und Demokratie Kurdistans KADEK umbenannt hat, scheint den Ermittlungsrichtern
am Münchner Amtsgericht entgangen zu sein.
Private Kontoauszüge der Frau eines Vereinsmitgliedes wurden unter
dem Vorwand beschlagnahmt, von dem Konto wären Mitgliedsbeiträge
an die Deutsch-Kurdische Gesellschaft e.V. getätigt worden. Die Deutsch-Kurdische
Gesellschaft e.V. ist ein völlig überparteilicher Zusammenschluss,
dem neben Kurden verschiedener politischer Richtungen auch Rechtsanwälte,
Journalisten und Politiker aus SPD, PDS und Grünen angehören.
Obwohl das MED-Kulturhaus sich seit seiner Gründung an die deutschen
Gesetze hält und mit seinem vielfältigen Kultur- und Veranstaltungsangebot
für die Integration kurdischer Emigranten eintritt, werden seine
Mitglieder wie Terroristen verfolgt. So hat das MED-Kulturhaus am 20.September
gemeinsam mit der Petra-Kelly-Stiftung und einem Referenten des Deutschen
Orientinstituts aus Hamburg eine gutbesuchte Podiumsdiskussion über
den drohenden Irak-Krieg veranstaltet.
Der Vorstand des MED-Kulturhauses protestiert auf das Schärfste gegen
die fortlaufende Terrorisierung von politisch aktiven Kurdinnen und Kurden
durch die Münchner Polizei. Die Großrazzia ist ein Schlag sowohl
gegen das friedliche Zusammenleben von Emigranten und Deutschen in München,
als auch ein erneuter Anschlag auf alle Bemühungen um eine politische
und demokratische Lösung der kurdischen Frage.
Mit freundlichen Grüßen,
Kemal Göktepe
(Für den Vorstand des MED-Kulturhauses)
Für Nachfragen stehen wir jederzeit zur Verfügung: Tel. 089/743
89 780 (MED-Kulturhaus)
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