Pressemitteilung
9. Dezember 2002
Kurdischer
Politiker Ali Z. in Bonn festgenommen
Am 6. Dezember 2002 wurde der kurdische Politiker Ali Z. von Beamten
des Bundeskriminalamtes (BKA) in Bonn festgenommen. Ihm wird vorgeworfen,
Mitglied und Funktionär der in Deutschland als "kriminelle"
Vereinigung (§ 129 StGB) eingestuften Arbeiterpartei Kurdistans,
PKK, zu sein. In dieser Eigenschaft soll er die Deutschland-Region
Nordwest vertreten haben und darüber hinaus für Besetzungsaktionen
im Februar 1999 verantwortlich gewesen sein. Weltweit protestierten
Kurdinnen und Kurden seinerzeit gegen die völkerrechtswidrige
Verschleppung des PKK-Vorsitzenden Abdullah Öcalan aus Kenia
in die Türkei. So fanden auch in der Bundesrepublik Deutschland
in zahlreichen Städten Mahnwachen, Demonstrationen oder Besetzungen
von griechischen und kenianischen Konsulaten, Reisebüros
und Parteizentralen statt. Bei Protesten am israelischen Generalkonsulat
in Berlin wurden drei Kurden und eine Kurdin von israelischen
Wachleuten erschossen und zahlreiche Demonstrierende zum Teil
schwer verletzt.
Im
Anschluss an die Festnahme von Ali Z. fand bei Familienangehörigen
eine Wohnungsdurchsuchung statt, in deren Verlauf diverse Gegenstände
beschlagnahmt worden sind. Ali Z. befindet sich in der JVA Köln
in Untersuchungshaft.
Ungeachtet
grundlegender struktureller und strategischer Veränderungen
der kurdischen Bewegung, der Auflösung der PKK im April 2002
und der Gründung des "Kongresses für Demokratie
und Freiheit in Kurdistan", setzen bundesdeutsche Behörden
ihre Strafverfolgungspraxis gegenüber kurdischen Politikern
fort.
AZADI
protestiert gegen die anhaltende Kriminalisierung politischen
Handelns und fordert statt dessen, die Anstrengungen der Kurd(inn)en
um Demokratisierung und Neubestimmung im Sinne friedlicher und
politischer Lösungskonzepte anzuerkennen und den Weg des
Dialoges einzuschlagen. Das Betätigungsverbot der PKK, das
seit nunmehr neun Jahren besteht, ist überholt und muss endlich
aufgehoben werden.