Cenî
Kurdisches Frauenbüro für Frieden e.V. |
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Düsseldorf,
21. Februar 2003 |
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Newroz – Zentrum des Widerstands
Newroz ist ein Tag des Widerstands, des Friedens und der Völkerverständigung im Mittleren Osten. Dieser Tag wird von Menschen in Iran, Afghanistan, Pakistan, Aserbaidschan und bei vielen Völkern im Kaukasus als Tag der Neugeburt und Fruchtbarkeit gefeiert. In Kurdistan gehen Menschen an diesem Tag auf die Straße und bringen gemeinsam ihren Wunsch nach Freiheit und Frieden zum Ausdruck. Allein in Diyarbakir versammelten sich letztes Jahr über eine halbe Million Menschen, um friedlich für ihre Rechte zu demonstrieren. Nach der vier Jahre andauernden Friedensphase hat sich jetzt die Situation im Schatten des Irak-Krieges erheblich verschärft. Im Rahmen der Antikriegsproteste in Kurdistan und der Türkei, in die auch die Isolation Abdullah Öcalans auf der Gefängnisinsel Imrali mit einbezogen wird, sind allein in den letzten Tagen über 50 Menschen verhaftet und ins Gefängnis gesteckt worden. Festnahme ist wieder gleichzusetzen mit Folter, egal ob es sich um Kinder, Frauen oder Männer handelt. Besonderes Ziel der Angriffe sind Mitglieder der HADEP sowie des Demokratie-Blockes DEHAP, einem Zusammenschluss mehrerer demokratischer und linker Parteien. Zu Newroz, dem traditionellen kurdischen Neujahrsfest am 21. März, fahren auch wir nach Kurdistan. Wir wollen die Bevölkerung nicht allein lassen mit den Soldaten und Waffen aller Nationen. Und wir werden genau dorthin fahren, wo sich das Geschehen konzentriert: in die kleine Stadt Silopi, an den einzigen noch existierenden Grenzübergang zum Irak. Schon jetzt ist Silopi in ungewünschter Bewegung. Dort tummeln sich Geheimdienste und Militärspezialisten aller Art. Ohne Unterlass rollen Militärtransporter über die Grenze. In der Umgebung sind bereits Flüchtlingslager errichtet worden, um diejenigen zu internieren, die nicht bereits auf irakischem Territorium an der Flucht in den Nordwesten gehindert werden können. Als Personal für diese Lager sind die sogenannten Dorfschützer reaktiviert worden, die von der türkischen Armee im Krieg gegen die kurdische Bevölkerung eingesetzt wurden. Ob Deutschland sich nun für eine verdeckte oder eine offene Kriegsbeteiligung entscheidet, hat auf das Leben in der Bundesrepublik kaum Auswirkungen. Auf das der Menschen in Kurdistan schon. Diese Menschen haben nicht die Entscheidungsfreiheit, sich für Krieg oder Frieden einzusetzen. Sie stecken mittendrin. Die Hauptbetroffenen von Krieg und Flucht sind Frauen. Folglich setzen sich Frauen verstärkt für Frieden ein. Als Kurdisches Frauenbüro für Frieden organisieren wir eine Frauendelegation, die über Diyarbakir nach Silopi reisen wird, um Seite an Seite mit den Menschen vor Ort ihren Widerstand gegen Kriege aller Art zu demonstrieren. Im Krieg stirbt als erstes die Wahrheit. Um zu beobachten, was wirklich vor Ort geschieht und diese Beobachtungen hinterher weiterzuvermitteln, sind Delegationen von großem Wert. Im Gespräch mit der Bevölkerung, mit Menschenrechtsorganisationen und anderen zivilen Einrichtungen soll eine realistische Einschätzung der Situation möglich werden. Gleichzeitig geht es darum, für den Frieden eine internationale Brücke zu schlagen. Zeitraum: 16.-23. März
2003
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