KON-KURD
Konföderation kurdischer Vereine in Europa
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Pressemitteilung |
26.
Mai 2003 |
Für
eine politische, friedliche und demokratische Lösung der kurdischen
Frage
Die
40 Millionen Kurden gehören mit ihrer 5000jährigen Geschichte
zu den ältesten Völkern des Mittleren Ostens. Nach dem ersten
Weltkrieg wurde Kurdistan am 23. Juli 1923 im von den Siegermächten
organisierten Abkommen von Lausanne in vier Teile aufgeteilt. Mit der
kurdischen Sprache und Kultur wurde künftig die gesamte kurdische
Existenz geleugnet.
Die Republik Türkei wurde durch den gemeinsamen Kampf des kurdischen
und türkischen Volkes gegründet. Während im ersten Parlament
der Republik die Kurden mit ihrer eigenen Kultur vertreten waren, verleugneten
die verschiedenen Regierungen nach 1925 die kurdische Existenz und sprachen
ihnen nicht einmal grundlegende Menschenrechte zu. Damit begannen unzählige
kurdische Aufstände für demokratische, kulturelle und menschliche
Rechte. Alle Aufstände wurden mit politischer, militärischer
und wirtschaftlicher Unterstützung des Westens für die Türkei
blutig niedergeschlagen. Mit dem Militärputsch von 1980 erreichte
die Repression einen Höhepunkt. Vor den Augen der Weltöffentlichkeit
wurden Dutzende Intellektuelle, revolutionäre und demokratische
Kurden und Kurdinnen in den Gefängnissen getötet, Tausende
wurden in unvorstellbarer Form gefoltert.
In dieser Situation blieb den Kurden keine andere Alternative, als für
ihre demokratischen Rechte zu kämpfen. Unter Führung von Abdullah
Öcalan begann 1984 der bewaffnete Kampf. Ende der achtziger Jahre
zeigte das kurdische Volk der Weltöffentlichkeit mit demokratischen
Aktionen, dass es den Kampf mit großer Mehrheit unterstützte.
In den neunziger Jahren wurden in der Republik Türkei insbesondere
durch Contraguerillamethoden 5000 Menschen ermordet, darunter Abgeordnete,
Intellektuelle, Schriftsteller, Journalisten und Politiker. 4000 Dörfer
wurden zerstört und Millionen Kurden und Kurdinnen zur Flucht gezwungen.
Abdullah Öcalan rief 1993, 1995und 1998 einseitige Waffenstillstände
aus, um eine demokratische Lösung der kurdischen Frage zu ermöglichen.
Alle Bemühungen für eine Lösung der kurdischen Frage
mit demokratischen und politischen Methoden wurden jedoch zurückgewiesen.
Am 15. Februar 1999 wurde Abdullah Öcalan in internationaler Zusammenarbeit
verschiedener Geheimdienste entführt und der Türkei ausgeliefert.
Unter Missachtung internationaler Abkommen wird jetzt der Kontakt zwischen
Abdullah Öcalan und seiner Verteidigung sowie seiner Familie verhindert.
Er ist unter schwersten Isolationsbedingungen inhaftiert. Auch heute
können Kurdinnen und Kurden, die innerhalb der Grenzen der Türkei
leben, ihre eigene Sprache nicht frei gebrauchen und ihre Kultur nicht
leben. Sie können ihren Kindern nicht die Namen geben, die sie
wollen und können keinen Gebrauch von demokratischen, gesetzlich
festgelegten Rechten machen. Die kurdische Frage ist nach wie vor ein
internationales Problem.
Wir
sind davon überzeugt, dass Stabilität, Frieden und Wohlstand
im Mittleren Osten nur erreicht werden kann, wenn die kurdische Frage
mit demokratischen, politischen und friedlichen Methoden gelöst
wird. Wir rufen dazu auf, unsere unten aufgeführten Forderungen
zu unterstützen.
1.
Freiheit für Abdullah Öcalan, Anerkennung seiner politischen
und sozialen Rechte, Aufhebung der Isolation. Abdullah Öcalan
steht für eine anti-nationalistische, auf der Geschwisterlichkeit
der Völker basierende politische Lösung, für eine Demokratisierung
der Türkei und die Befreiung des kurdischen Volkes.
2. Ausrufung einer unterschiedslosen Generalamnestie für alle
politischen Gefangenen und die Anerkennung ihrer politischen und sozialen
Rechte. Einbeziehung der Volksverteidigungskräfte in die Amnestie,
um künftig bewaffnete Auseinandersetzungen zu vermeiden.
3. Durchsetzung von Gedanken- und Organisationsfreiheit.
4. Verfassungsrechtliche Anerkennung kurdischer Identität, Sprache
und Kultur; Durchsetzung und Förderung der Meinungsfreiheit;
Aufhebung aller Beschränkungen für kurdische Medien.
5. Gewährleistung der Rückkehr in die Dörfer für
die zur Flucht gezwungene Bevölkerung; Wiederaufbau der zerstörten
Dörfer; Entschädigung der Opfer
6. Aufklärung der “Morde unbekannter Täter”
und Verurteilung der Verantwortlichen.