Cenî – Kurdisches Frauenbüro für Frieden e.V.

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Düsseldorf, 15. Juni 2003

Pressemitteilung

Gülbahar Gündüz wegen Amnestiekampagne von Polizei vergewaltigt

Gülbahar Gündüz, Vorstandsmitglied der DEHAP-Frauenfraktion Istanbul, ist gestern abend von vier Zivilpolizisten entführt und vergewaltigt worden. Wie Gülbahar Gündüz angibt, haben die vier Personen dabei zu ihr gesagt: "Warum führt Ihr Frauen diese Kampagne für eine Generalamnestie an. Ihr glaubt wohl, weil Ihr Frauen seid, rühren wir Euch auf der Straße nicht an. Das hier soll Euch Frauen ein Beispiel sein."

Bekannt gemacht wurde der Vorfall heute auf einer Pressekonferenz im Menschenrechtsverein (IHD) Istanbul. Neben Gülbahar Gündüz nahmen daran die stellvertretenden IHD-Vorsitzende Eren Keskin, die Vorsitzende der Istanbuler IHD-Zweigstelle Kiraz Bicici, die Vorsitzende der DEHAP-Frauenfraktion Istanbul Sabahat Tuncer sowie der Istanbuler DEHAP-Vorsitzende Metin Toprak teil. Anwesend waren außerdem viele Frauen von verschiedenen Frauenorganisationen.

Unter großen Schwierigkeiten berichtete Gülbahar Gündüz über den Vorfall folgendes: "Als ich am 14. Juni 2003 morgens gegen neun Uhr auf dem Weg zur DEHAP-Zentrale war, zwangen mich in Sarachane vier zivil gekleidete Personen, die von sich selbst sagten, dass sie Polizisten seien und Funkgeräte in den Händen hatten, in ein Auto einzusteigen. In dem Moment rief eine Person den Polizisten zu: "Was macht Ihr da, lasst sie zufrieden!". Die Personen antworteten: "Polizei, sei still." Dann wurde ich in einem weißen Fahrzeug entführt. Weil sie meinen Kopf gegen das Auto schlugen, wurde ich ohnmächtig. Als ich wieder zu mir kam, befand ich mich in einem sehr heißen Raum unter der Erde ohne Fenster. Ich wurde verhört. Meine Augen waren verbunden, sie folterten mich. Mit einem sehr harten Gegenstand schlugen sie auf meinen Kopf, mit einem Metallgegenstand rissen sie die Haut an meinem Rücken und an anderen Stellen an meinem Körper auf. Sie schlugen mich bis ich überall blaue Flecken hatte. In meinem Gesicht drückten sie Zigaretten aus. Ich wurde vergewaltigt, indem in den Oralbereich ein Geschlechtsorgan eingeführt wurde. Nach acht Stunden Folter brachten sie mich raus, setzten mich in einen Wagen und warfen mich in Gaziosmanpasa auf der Stadtautobahn in der Nähe meiner Wohnung am Straßenrand aus dem Auto. Ich konnte die Gesichter der Polizisten, die mich vergewaltigt haben, nicht genau erkennen, aber ich weiß, dass sie mittleren Alters waren."

Bereits im Vorfeld des Internationalen Frauentages am 8. März war Gülbahar Gündüz auf offener Straße festgenommen und bedroht worden, damit sie ihre Arbeit nicht fortsetzt.

Der direkte politische Hintergrund der Folter und Vergewaltigung von Gülbahar Gündüz ist die aktive Beteiligung von Frauen an der Kampagne für gesellschaftlichen Frieden und demokratische Partizipation am politischen Prozess, in deren Rahmen als juristisch notwendige Maßnahme eine Generalamnestie für alle politischen Gefangenen einschließlich der Guerilla gefordert wird. Die in der Türkei gestartete Kampagne wird von Europa aus unterstützt und in weiten Teilen von Frauen getragen. Dieser Angriff ist eine gegen alle Frauen gerichtete Drohung, mit der der Staat seine Haltung zum Thema Demokratisierung und Veränderung deutlich macht. Er zeigt damit, dass er Krieg und Gewalt den Vorzug gibt.

Als Kurdisches Frauenbüro für Frieden verurteilen wir den Vorfall mit großem Abscheu. Wir übermitteln Gülbahar Gündüz unsere Liebe und unseren Respekt und möchten hiermit mitteilen, dass uns keine Repression von unserem Kampf für ein Leben in Würde und Freiheit aller Menschen abbringen wird.

In diesem Sinne rufen wir alle Frauen zur Teilnahme an der Frauendemonstration "Für gesellschaftlichen Frieden und demokratische Partizipation" am 21. Juli um 13 Uhr in Köln am Heumarkt auf.