Cenî – Kurdisches Frauenbüro für Frieden e.V.

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Pressemitteilung

 

Düsseldorf, 15. Dezember 2003

 

Diesmal heisst sie Afife Mintas

Zweiter Vorfall von Gülbahar Gündüz

Erst am 25. November wurde der internationale Tag gegen Gewalt an Frauen weltweit mit unterschiedlichen Aktivitäten begangen. Er erinnert an die drei Schwestern Mirabal aus der Dominikanischen Republik, die auf Grund ihres politischen Engagements vom militärischen Geheimdienst gefoltert, vergewaltigt und ermordet wurden.
In der Türkei wird die unmenschliche Gewalt, die den Schwestern Mirabal zugefügt wurde noch immer praktiziert.

Am 9. Dezember wurde Afife Mintas in Diyarbakir von zwei „Unbekannten“ in ein weisses Auto gezerrt und entführt. „Du wirst uns nicht entkommen, du kennst uns, wir werden die DEHAP (Demokratische Volkspartei) zu eurem Grab machen“ wurde ihr gedroht. Während ihrer Entführung war sie massiver sexueller Belästigung ausgesetzt, ihr Hals wurde mehrfach mit einem Messer verletzt, ihr wurde eine Waffe in Mund gehalten und sie wurde mit dem Tod bedroht. Sie sollte Spitzeltätigkeiten durchführen, dafür wurde ihr die Frist von einer Woche gelassen. Drei Stunden vor ihrer Entführung wurde ihr Bruder von Zivilpolizisten festgenommen und nach seiner Schwester befragt.
Afife Mintas ist ein aktives Mitglied der Frauenkommission der DEHAP-Diyarbakir und eine von tausenden von Frauen in der Türkei, die organisiert für eine Veränderung der Zustände arbeiten. Sie ist eine von Millionen Frauen, die weltweit sagen: Eine andere Welt ist möglich. Sie ist Kurdin, sie fordert Frauen- und Menschenrechte.

Die Täter sind „Unbekannte“ die eigentlich bekannt sind. Frauen, die kämpfen sind eine Gefahr für das System. Das sieht auch der türkische Staat und schlägt mit voller Kraft zurück.
Erinnern wir uns an dem Fall Gülbahar Gündüz: Am 14. Juni 2003 wurde Gülbahar Gündüz, ebenfalls Mitglied der DEHAP-Frauenkommission, in Istanbul, auf die gleiche Weise von Zivilpolizisten entführt, gefoltert, erniedrigt, vergewaltigt und bedroht. „Warum seid ihr Frauen bei der Kampagne für ein Generalamnestie in der vordersten Reihe, ihr glaubt wohl, auf der Straße können wir euch nichts antun“ hiess es damals.

Die zahlreichen Reaktionen von Frauenorganisationen auf die Vergewaltigung von Gülbahar Gündüz machen deutlich, dass die staatliche Botschaft ihr Ziel nicht erreicht. Die einhellige Antwort lautet: “Keine Repression kann uns einschüchtern. Der Mensch wird durch Freiheit zum Menschen, das Leben durch Würde zum Leben. ”

Dieser letzte Angriff zeigt deutlich, dass der türkischer Staat die Frauen, die sich befreien fürchtet. Er fürchtet die Frau ebenso, wie er den Frieden fürchtet. In der Frau sieht er den Widerstand, den Weg zum Frieden. Daher greift er so grausam und feige an. Die Angreifer erhoffen sich von diesen Verbrechen, Menschen, die sich für ihre Rechte einsetzten einzuschüchtern. Aber wie der Fall von Gülbahar Gündüz gezeigt hat, ziehen die Frauen letztendlich aus ihrem Widerstand noch mehr Kraft.

Wir rufen alle demokratischen Initiativen und Einrichtungen, allen voran die Frauenorganisationen zur praktischen Solidarität auf. Erklären wir unsere Solidarität mit Afife Mintas und Gülbahar Gündüz mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln und fordern von den politischen Verantwortlichen die Ergreifung der Täter, denn der Angriff auf Gülbahar und Afife gilt uns allen.

Kurdisches Frauenbüro für Frieden
Kurdisches Menschenrechtszentrum