Presseerklärung
Genf,
12.02.2004
Erneut Kurdisches Fernsehen geschlossen
Die Freiheits- und Friedensstimme 'Medya TV’ zum Schweigen
gebracht
Der Sendelizenzantrag des kurdischen Fernsehens Medya TV, das seit
30 Juli 1999 seine Sendung aufgenommen hat wurde vom CSA(Französische
Lizenzrat), mit der Begründung, Nachfolgersender für Med
TV zu sein, abgelehnt. Die Anwälte des Fernsehens gingen gegen
den Beschluss der CSA in Revision. Das französische Revisionsgericht
hat heute Morgen den Beschluss der CSA bestätigt. Das Urteil
wurde heute dem Pariser Büro von Medya TV übermittelt.
Parallel zu der Urteilsverkündung ging ein Schreiben des Revisionsgerichtes
an die Firma ABSAT mit der Aufforderung, die Sendungen sofort einzustellen.
Daraufhin wurde ohne die Möglichkeit den Zuschauern eine Erklärung
machen zu können, der Sender zum Schweigen gebracht.
Alle Einrichtungen und Institute von Kurden müssen mit Verboten
rechnen, denn die Entwicklung solcher Einrichtungen scheint die
Interessen bestimmter Kreise zu stören. Während in der
Türkei legale politische Parteien wie die HEP, DEP, HADEP,
sowie Printmedien und zivilgesellschaftliche Organisationen ständig
geschlossen werden, wird auch durch europäische Gerichte zum
zweiten Mal kurdisches Fernsehen zum Schweigen gebracht. Erst vor
kurzem wurde auf die Bitte der Türkei hin der Kurdische Volkskongress
(KONGRA-GEL) von den USA in die Liste der „terroristischen
Organisationen“ aufgenommen. Seit 5 Jahren wird der kurdische
Volksführer Abdullah Öcalan – mit aktiver Hilfe
aus dem Westen – auf der Gefängnisinsel festgehalten.
Zwar ist die Todesstrafe aufgehoben, aber vor den Augen der Weltöffentlichkeit
wir eine Hinrichtung auf Raten vollzogen.
Diese kurze Liste reicht aus, um die internationale Dimension der
Repressionen aufzuzeigen, denen Kurdinnen und Kurden ausgesetzt
sind.
Dass das Schließungsurteil zum einen kurz vor dem Jahrestag
des internationalen Komplottes gegen den kurdischen Volksführer
Abdullah Öcalan (dem 15. Februar), sowie vor den Kommunalwahlen
am 28. März in der Türkei und vor dem Hintergrund der
Lösungsbemühungen der Zypernfrage vollzogen wurde, lässt
unangenehme Fragen aufkommen. Der begründete Verdacht, dass
dieses Urteil keine juristischen, sondern politische Ursachen hat,
kommt auf.
Wie glaubhaft können die angeblichen Lösungsansätze
für Südkurdistan sein, wenn gegenüber dem türkischen
Teil Kurdistan, dem Teil mit dem größten kurdischen Bevölkerungsanteil,
jede Bemühung um demokratische Öffnung und Institutionalisierung
mit solchen unfairen Urteilen im Keim erstickt werden. Seit Jahren
wurden die elementaren Rechte von Kurdinnen und Kurden durch den
Westen für wirtschaftliche und politische Interessen geopfert
und heute stehen wir erneut vor dieser nackten Realität. Diese
Urteile gegen Kurdinnen und Kurden sind eine Beihilfe zur Verleugnung
des kurdischen Volkes.
Medya TV hatte in 77 Ländern gesendet und war aufgrund seines
Selbstverständnisses die Stimme des kurdische Volkes und aller
anderen Völker des Mittleren Ostens. Neben den drei kurdischen
Hauptdialekten wurden Programme in Türkisch, Soranisch und
Arabisch ausgestrahlt. Ausser in dem kurdischen Volk genossen die
kulturellen, sozialen und politischen Sendungen auch die Zustimmung
des türkischen und des arabischen Volkes.
Wir
schließen uns der Erklärung des Vorstandes des Senders
an, dass die Schließung von Medya TV neben der Einschränkung
der Sendefreiheit auch den Menschenrechten widerspricht. Daher rufen
wir alle demokratisch gesinnten Menschen dazu auf, gegen dieses
Urteil zu protestieren. Mit politischen Beschlüssen können
die Stimmen für Freiheit, Frieden und Demokratie nicht zum
Schweigen gebracht werden.