1.
März 2004
Ümit
Abay: Opfer der deutschen Asylpolitik
Aus Furcht vor einer Abschiebung in die Türkei und aus Protest
gegen die deutsche Asylpolitik, setzte sich der 23-jährige
Ümit Abay am 18. Februar in Köln selbst in Brand. Seit
einer Woche hatten die Ärzte durch mehrere Operationen versucht,
das Leben des schwer verletzten Jugendlichen zu retten. Doch trotz
ihrer Bemühungen ist der 23-Jährige am Abend des 28.
Februar in einem Kölner Krankenhaus an Nieren- und Lungenversagen
verstorben. Nach Freigabe der Leiche von Ümit Abay, soll
er auf Wunsch der Familie in Dersim beigesetzt werden.
Ümit
Abay hatte im Oktober 2003 in Braunschweig einen Asylantrag gestellt
und wurde danach in eine Stadt in Ostdeutschland verteilt. Dort
lebte er in einer alten russischen Militärkaserne, die heute
als Asylheim genutzt wird. Aus Angst vor einer Abschiebung in
die Türkei und wegen der unmenschlichen Lebensumstände
in der Asylunterkunft, hat er diesen Ort verlassen und ist zu
seinen Verwandten nach Köln gegangen.
Yusuf
Dinc, der Onkel von Ümit Abay erklärte, dass sein Neffe
das Asylheim wie ein halb offenes Gefängnis empfunden hätte
und dort psychisch krank geworden sei. Immer wieder habe er sich
die Frage gestellt, was mit ihm geschehen würde, sollten
die deutschen Behörden seinen Asylantrag nicht anerkennen
und sollte er in die Türkei abgeschoben werden. Der 1981
in Dersim (türkisch: Tunceli) geborene Jugendliche war wegen
seiner politischen Aktivitäten für die linke Organisation
TIKB seit 1996 mehrere Male festgenommen und misshandelt worden.
Das Staatssicherheitsgericht hatte ihn zu einer Freiheitsstrafe
von 4 Jahren verurteilt. Als seine Strafe vom Kassationsgericht
bestätigt wurde, ist er nach Deutschland geflüchtet.
Die
Schmerzen der Familie von Ümit Abay sind unbeschreiblich.
Sie fordert alle demokratischen und fortschrittlichen Menschen
dazu auf, gegen die herrschende „unmenschliche und erniedrigende
Politik“ zu demonstrieren. Es müsse verhindert werden,
dass „noch viele wie Ümit sterben“.
Erst
kürzlich haben verschiedene Flüchtlingsgruppen eine
Dokumentation über die „tödlichen Folgen bundesdeutscher
Flüchtlingspolitik“ herausgegeben, wonach sich u. a.
in einem Zeitraum von Anfang 1993 bis Ende des vergangenen Jahres
493 Menschen aus Furcht vor der Abschiebung oder aus Protest selbst
verletzt oder versucht haben, sich zu töten. Mit Ümit
Abay gibt es ein weiteres Opfer dieser Politik.