Mitteilung von Rechtsanwalt Hanswerner Odendahl, Köln

 

Köln/Jena 27.02.2004

Tod eines Asylsuchenden

Soeben erhielt ich die Nachricht vom Tod meines Mandanten Ümit Abay, geb. 15.5.1981 in Istanbul.

Er war in der Türkei wegen Unterstützung einer linksradikalen Organiation zu einer mehrjahrigen Haftstrafe verurteilt worden und im Herbst 2003 nach Deutschland geflohen. Nach seinem Asylantrag wurde er nach Jena umverteilt.

Am 10.2.2004 besuchte er mich zuletzt. Er schilderte mir seine psychischen Probleme, die er insbesondere mit der Art der Unterbringung in Jena und der Entfernung von Freunden und Verwandten in Verbindung brachte. Ich teilte ihm mit, dass ich wohl für eine Umverteilung nicht würde sorgen können.

Wir stellten sodann fest, dass eine der von ihm vorgelegten Urkunden beim Bundesamt falsch übersetzt worden war. Ich teilte ihm mit, dass sich wohl das Asylverfahren deswegen verzögern könnte, insbesondere weil er sich auch nicht in der Lage sah, kurzfristig eine Urkunde über die abschließende Kassationshofsentscheidung in seiner zu besorgen.

Am Abend des 18.2.04 hat sich Ümit Abay in Köln-Mülheim auf offener Straße mit Benzin übergossen und verbrannt. Während des Krankenhausaufenthaltes wurde wohl auch die Frage der Kostentragung für teure Hauttransplantationen aufgeworfen. Heute ist er den durch die Verbrennung erlittenen Verletzungen erlegen.

Hanswerner Odendahl,
Rechtanwalt
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