Nuriye
Kesbir ist seit dem 7. Mai im unbefristeten Hungerstreik gegen ihre
drohende Abschiebung.
Helfen Sie, die Auslieferung der kurdischen Politikerin NURIYE KESBIR
an die Türkei zu stoppen!
Schicken sie Protestbriefe und -mails an das niederländische
Justizministerium!
Mr. J.P.H. Donner
Minister van Justitie
Postbus 20301
2500 EH Den Haag
voorlichting@minjus.nl
Telefon: 0031 70 3 70 79 11
Offener Brief an das niederländische Justizministerium
Nuriye Kesbir darf nicht an die Türkei ausgeliefert werden!
Sie darf nicht der Folter ausgeliefert werden!
In der Türkei gibt es keine fairen Gerichtsverfahren!
Nuriye Kesbir war als
Frau, Yezidin und Kurdin ihr ganzes Leben lang Repression ausgesetzt.
Als Frau und Yezidin hat sie ihr Leben dem Kampf für Freiheit,
Gleichheit und Gerechtigkeit gewidmet. Das kurdische Volk erkennt
Nuriye Kesbir als eine führende Politikerin an. Daher wurde
Nuriye Kesbir in den Exekutivrat des Volkskongress Kurdistan (KONGRA-GEL)
gewählt, der für die Freiheit des kurdischen Volkes kämpft.
In diesem Rahmen kämpft sie für Frieden und Demokratie.
Nuriye Kesbir hat im Jahre 2001 in den Niederlanden politisches
Asyl beantragt. Weil die Türkei ihre Auslieferung beantragt
hatte, saß sie von September 2001 bis Dezember 2002 im Gefängnis
in Zwolle. Weil das Gericht in Amsterdam die Begründung der
Türkei für das Auslieferungsgesuchen unglaubwürdig
fand, wurde sie im Dezember 2002 auf Beschluss dieses Gerichts freigelassen.
Nuriye Kesbir hat auf die Neutralität Ihres Landes, auf das
Recht und die universalen Menschenrechte vertraut. Trotz der Gefahr
einer erneuten Inhaftierung ist sie zu der Gerichtsverhandlung,
bei der über ihre Auslieferung entschieden werden sollte, erschienen.
Jedoch wurde sie noch vor Betreten des Gerichts verhaftet und ins
Gefängnis Breda gebracht. In der Zeit, in der sie nicht inhaftiert
war, hat sich Nuriye Kesbir an alle Gesetze der Niederlande gehalten.
Sehr geehrter Herr Minister,
der türkische Staat war 15 Jahre lang Kriegspartei gegen das
kurdische Volk und verhält sich immer noch so. Die Kurden werden
immer noch unterdrückt und aller demokratischen Rechte beraubt.
Die Türkei erkennt die Existenz des kurdischen Volkes im Rahmen
von internationalen Abkommen immer noch nicht an. Außerdem
hält sie sich an keine von ihnen unterzeichnete Abkommen. Trotzdem
hat der Kassationsgerichtshof in Den Haag die Auslieferung von Nuriye
Kesbir an die Bedingung geknüpft, dass die “türkische
Regierung für ein faires Gerichtsverfahren und die Nichtanwendung
von Folter garantiert.” Weder dieser Beschluss noch diese
Bedingung sind aus Sicht der Kurdinnen und Kurden überzeugend.
So sehr auch das Urteil des niederländischen Gerichts rechtens
sein mag, so ist es doch gleichbedeutend mit einer Unterstützung
für die türkische Politik, die mit kosmetischen Veränderungen
versucht, Europa zu betrügen. Nicht genug damit, dass es in
der Türkei keine fairen Gerichtsverfahren gibt und weiter gefoltert
wird, in den Gefängnissen werden Menschen bei lebendigem Leibe
verbrannt und getötet. Das ist in den Berichten neutraler Menschenrechtsorganisationen
dokumentiert. Selbst die EU bringt in ihrem jüngsten Bericht
zum Ausdruck, wie sehr sie getäuscht wird: “Im Rahmen
der Harmonisierung mit der EU werden einige Gesetze geändert,
diese aber durch parallele Erlasse konterkariert.” Daher glauben
wir nicht an die Versprechen, die die Türkei den europäischen
Ländern gibt. Dieser Staat ist kein Staat, der sein Wort hält.
Eine wirkliche Demokratie in der Türkei wird durch gleiche
demokratischen Rechte für die Kurdinnen und Kurden erreicht.
Sehr geehrter Herr Minister,
das Urteil des Kassationsgerichts wurde Ihrem Ministerium zugeleitet.
Daher verlangen wir, dass die Auslieferung von Nuriye Kesbir trotz
der Bedingung des Gerichtshofs gestoppt wird. Amnesty international
hat in einer Presseerklärung vom 13. Februar 2004 darauf hingewiesen,
dass es trotz Gesetzesänderungen Schwierigkeiten in der Umsetzung
gibt. Auch Human Rights Watch erklärt in seinem Bericht vom
3. März 2004, dass Gesetzesänderungen erfolgt sind, aber
weiterhin erste Probleme bei der Umsetzung zu beobachten sind. Der
Vorsitzende des Menschenrechtsvereins IHD, Hüsnü Öndül,
kritisiert in einem offenen Brief an den gegenwärtigen EU-Ratsvorsitzenden
Bertie Ahern die Verstöße in der Menschenrechtspolitik
der Türkei und kritisiert die EU-Länder wegen ihrer Politik
in dieser Frage. Selbst die türkische Große Nationalversammlung
hat die Existenz der Folter und von gefundenen Folterinstrumenten
in ihren Berichten dokumentiert.
Sehr geehrter Herr Minister,
in allen objektiven und neutralen Berichten wird belegt, dass in
der Türkei weiterhin gefoltert wird, dass eine faire Rechtsprechung
nicht existiert, dass Gefangene erniedrigt werden, dass Menschen
in ihrer freien Meinungsäußerung behindert werden und
dass diese Zustände für Kurdinnen und Kurden besonders
krass gelten. Beispielsweise hat der Europäische Gerichtshof
für Menschenrechte in den Fällen von Abdullah Öcalan,
der Führungspersönlichkeit des kurdischen Volkes, und
dem von Leyla Zana und ihren drei Freunden entschieden, dass diese
Verfahren von Neuem durchgeführt werden müssen. Wenn die
Türkei in den Prozessen gegen Öcalan und Zana, die weltweit
Aufmerksamkeit erregt haben, unfaire Methoden anwenden, dann ist
auch klar, dass es für Nuriye Kesbir kein faires Verfahren
geben kann und dass sie der Folter ausgesetzt sein wird.
Daher hoffen wir, dass die Entscheidung, die Ihr Ministerium treffen
wird, ein Schritt hin zur Freiheit von Nuriye Kesbir und hin zu
einer demokratischen Lösung der kurdischen Frage sein wird.
Nuriye Kesbirs Leben und Zukunft hängt an der Entscheidung
Ihres Ministeriums! Wir wünschen uns, dass sie durch Ihre Entscheidung
den Schatten, der auf die Unabhängigkeit der niederländischen
Justiz gefallen ist, vertreiben werden.