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die Redaktionen
Bremen, den 27.05. 2004 Protestaktion
gegen die geplante Auslieferung der kurdischen Politikerin Nuriye Kesbir
Kurdische, tamilische, deutsche, afghanische und kubanische Frauen, die in Bremen leben, beginnen am 1. Juni 2004 auf dem Bremer Marktplatz ein Solidaritätsfasten, um auf die äußerst bedrohliche Situation der yezidischen Kurdin Nuriye Kesbir aufmerksam zu machen, die sich seit dem 7. Mai 2004 in einem unbefristeten Hungerstreik gegen ihre Auslieferung in die Türkei befindet. Einladung
zu einem Pressegespräch Zum Auftakt der Solidaritätsaktion möchten die Frauen ihre Beweggründe für diesen gemeinsamen Protest zur Unterstützung Nuriye Kesbirs darlegen. Zum
Hintergrund von Nuriye Kesbir: Nuriye Kesbir hat sich mehr als die Hälfte ihres Lebens für die Rechte der kurdischen Bevölkerung eingesetzt. Am 25. September 2001 reiste sie in die Niederlande und beantragte dort politisches Asyl. Während ihres Antragsverfahrens beantragte der türkische Staat seinerseits die Auslieferung Kesbirs wegen angeblicher Beteiligung an verschiedenen militärischen Aktionen der PKK. Nuriye Kesbir war seit September 2001 in Zwolle inhaftiert, bis ein Amsterdamer Gericht im Dezember 2002 die Auslieferungsbegründung als unglaubwürdig zurückwies und sie freisprach. Die Staatsanwaltschaft hat gegen diese Entscheidung Revision eingelegt. Am 5. März erschien Nuriye Kesbir zu einer Gerichtsverhandlung über ihre Auslieferungsangelegenheit und wurde noch vor dem Gerichtsgebäude festgenommen und in Breda inhaftiert. Am 7. Mai beschloss schließlich das Kassationsgericht in Den Haag die Auslieferung von Nuriye Kesbir an die Türkei – unter der Bedingung, dass die Türkei garantiere, sie nicht zu foltern oder zu misshandeln und ihr einen fairen Prozess zu ermöglichen. Nun liegt die letzte Entscheidung beim Justizminister. Seither befindet sich Nuriye Kesbir in einem unbefristeten Hungerstreik. Obwohl
die Türkei im Rahmen der Verhandlungen für einen EU-Beitritt
verschiedene Gesetzesänderungen verabschiedet hat, sieht es in
der Realität leider ganz anders aus: kaum ein Tag vergeht, an dem
keine Foltervorfälle und unmenschliche Behandlungen vor allem gegen
politisch aktive Personen aus den Gefängnissen bekannt werden.
Dem Jahresbericht 2003 des Türkischen Menschenrechtsvereins IHD
zufolge wurden im letzten Jahr 818 Personen unter Polizeigewahrsam gefoltert.
Außerdem wurde festgehalten, dass mindestens 113 Inhaftierte ständiger
Folter ausgesetzt wurden. Ebenso belegt Amnesty International im Jahresbericht
zur Türkei 2003: „Es wurde weiterhin über Folterungen
berichtet, wobei zunehmend Methoden Anwendung fanden, die keine sichtbaren
Spuren am Körper hinterlassen. (...) Nach vorliegenden Meldungen
wurden inhaftierte Frauen und Mädchen häufig sexuell missbraucht
oder es wurde ihnen die Vergewaltigung angedroht; in einigen Fällen
blieb es nicht bei der Androhung.“ Die Berichte angesehener internationaler Menschenrechtsorganisationen belegen, dass Nuriye Kesbir im Falle ihrer Auslieferung kaum ein rechtsstaatliches Verfahren erwarten kann. In einem Brief an den niederländischen Justizminister vom 24. Mai 2004 sprach sich Human Rights Watch vehement gegen die Auslieferung aus und betonte, „dass sie einem reellen Risiko der Misshandlung und Folter ausgesetzt würde. Diplomatische Zusicherungen der Türkei, im Falle der Auslieferung keine Folter anzuwenden und ein faires gerichtliches Verfahren zu garantieren, können nicht als verbindlich angesehen werden und stellen so keine angemessene Gewährleitung dar, die die Niederlande von ihrer absoluten Verpflichtung entbinden könne, Personen vor der Gefahr der Folter zu schützen.“ Zum
geplanten Solidaritätsfasten: Weitere
Informationen sind unter www.humanrights.de erhältlich, für
Fragen wenden Sie sich bitte an Carola Praß vom Internationalen
Menschenrechtsverein Bremen unter der oben angegeben Nummer oder unter
0174-2710128. |