Weltfriedenstag
2004 – Nur Dialog schafft Frieden!
Auch nach der Deklaration des 1. Septembers zum Weltfriedenstag
durch die UNO-Vollversammlung im Jahr 1981 bilden Kriege und bewaffnete
Konflikte einen festen Bestandteil in der internationalen Politik.
Auch wenn die Welt noch kriegerischer geworden zu sein scheint;
ohne demokratische und zivile Lösungsansätze in innerstaatlichen,
nationalen und internationalen Konflikten wird auf Dauer keine Stabilität
und Sicherheit zu erreichen sein. Die Verrechtlichung von gesellschaftlichen
Konflikten und ihrer möglichen Lösungen, eine Weiterentwicklung
von internationalen Gremien, die sich auf präventive Konfliktbewältigung
ausrichten, sind im 21. Jahrhundert wahrscheinlicher geworden. Auch
der türkisch-kurdische Konflikt ist in diesem Kontext zu sehen.
Dieser jedoch treibt derweil auf eine erneute Eskalation zu. Seit
Jahresbeginn nahmen die militärischen Operationen der türkischen
Armee gegen die kurdische Guerilla spürbar zu, weshalb diese
ihren einseitigen Waffenstillstand nach fünfeinhalb Jahren
aufkündigten. Seitdem mehren sich die militärischen Zusammenstöße
in den kurdischen Gebieten der Türkei. Dabei beruft sich die
kurdische Seite auf ihr legitimes Selbstverteidigungsrecht. So sei
eine erneute Waffenruhe nur mit einem bilateralen Waffenstillstand,
der sofortigen Einstellung aller militärischen Operationen
durch die türkische Armee, der Aufnahme des Dialoges, der Auflösung
des paramilitärischen Dorfschützersystems und durch eine
spürbare Verbesserung der Haftbedingungen des Kurdenführers
Öcalan möglich. Die türkische Regierung scheint derweil
jedoch auf Zeit zu spielen. Dabei wäre gerade jetzt eine Initiative
zur friedlichen Beilegung des Konfliktes nötig. Seitens der
Kurden wurde dazu mehrmals die Bereitschaft betont. Bei den Verantwortlichen
in Ankara ist diese jedoch nicht ersichtlich. Auch die jüngsten
Drohungen des türkischen Generalstabschefs, Hilmi Özkök,
gegen die kurdische Seite mit staatsterroristischen Maßnahmen
vorgehen zu wollen, lassen kaum auf eine Entspannung der Situation
hoffen. Die kurdische Frage bleibt weiterhin ungelöst.
Zwar hat die türkische Regierung im Rahmen des Annäherungsprozesses
an die Europäische Union mehrere Gesetzesänderungen verabschiedet,
die u. a. auch den Kurden mehr kulturelle und politische Rechte
zugestehen. In der Praxis erweisen sich diese leider immer mehr
als Makulatur. Immer noch hält die katastrophale Menschenrechtslage
an. Weiterhin werden Oppositionelle repressiv verfolgt. Demgegenüber
bleibt die Haltung der europäischen Mitgliedsstaaten zwiespältig.
So glauben einige EU-Erweiterungsstrategen, dass sich die „Kurdenproblematik“
ausschließlich im Rahmen der Kopenhagener Kriterien lösen
ließe. Diese können jedoch nur ein Anfang einer Konfliktlösung
sein. Für eine dauerhafte Lösung bedarf es jedoch der
Beteiligung aller Konfliktparteien. Eine solche wird jedoch auch
durch die Verantwortlichen innerhalb der EU erschwert, die bisher
keine Notwendigkeit zum Dialog mit der kurdischen Seite sehen.
Als internationale Friedensinitiative sind wir über die aktuellen
Entwicklungen sehr besorgt. Der türkisch-kurdische Konflikt
darf nicht weiter eskalieren. Ein erneuerter Krieg bedeutet nur
weiteres Leid von Millionen, was eine Konfliktlösung nur noch
weiter erschwert. Deshalb bedarf es auch des konstruktiven und vermittelnden
Engagements der internationalen Staatengemeinschaft. Die Aufnahme
des Dialoges mit allen Konfliktparteien wäre ein wertvoller
Beitrag zu einer Lösung.