Sehr
geehrte Damen und Herren,
Liebe Freundinnen und Freunde,
im folgenden Dokumentieren wir die schriftliche Erklärung des Präsidiums
des Kongra-Gel und der Exekutivrat der Gemeinschaft der Kommunen in Kurdistan
vom 21. September 2005 zur Verlängerung des seit dem 20. August bestehenden
einseitigen Waffenruhe.
"An
die kurdische Nation und die demokratische Öffentlichkeit
Die Angriffe des türkischen Militärs auf die kurdische Befreiungsbewegung
und die damit in Zusammenhang stehende Zunahme der Verluste vor dem 20.
August 2005[1] haben in der gesamten Region eine angespannte
Atmosphäre erzeugt. Durch eine gezielte rassistische Provokation[2]
seitens des tiefen Staates[3] wurde versucht, einen
gesellschaftlichen Konflikt zu erzeugen. Nachdem die Situation ein bedrohliches
Ausmaß angenommen hat, appellierte eine Gruppe von Intellektuellen
an die türkische Regierung und die kurdische Befreiungsbewegung,
die bewaffneten Auseinandersetzungen zu beenden und eine friedliche, auf
einen Dialog beruhende Lösung des Konfliktes in die Wege zu leiten.
Kurz darauf thematisierte Premierminister Erdogan während eines Treffens
mit Intellektuellen und einer Rede in Diyarbakir die kurdische Frage und
erklärte, Schritte zur Lösung unternehmen zu wollen. Das Präsidium
des Kongra-Gel und der Exekutivrat der Gemeinschaft der Kommunen in Kurdistan
(Koma Komelên Kurdistan - KKK) werteten die Aufforderung der Intellektuellen
und die Erklärung des Premierministers als positive Schritte. Um
der friedlichen Lösung des Konflikts und dem dafür notwendigen
Dialog eine Chance zu geben und in Anbetracht der Verantwortung, die wir
für unsere Bevölkerung empfinden, riefen wir die Volksverteidigungskräfte
HPG dazu auf, ihre Position der aktiven Selbstverteidigung in eine der
passiven Selbstverteidigung umzuwandeln und somit eine einmonatige einseitige
Waffenruhe einzuhalten. Unser Aufruf wurde von den KomandantInnen der
HPG akzeptiert und in die Praxis umgesetzt.
In Anbetracht unserer Verantwortung gegenüber der Bevölkerung
hielten wir uns innerhalb des letzten Monats an die verkündete Waffenruhe.
Das wurde von der Presse entsprechend dokumentiert und weltweit öffentlich
wahrgenommen. Trotz aller Provokationen, der Isolation unseres Vorsitzenden,
den Lynchversuchen gegen die kurdische Bevölkerung und den aufgrund
der anhaltenden Militäroperationen gefallenen Guerillas, blieb unsere
Position unverändert. Es fiel uns nicht leicht, entsprechend zu agieren,
aber wir handelten auf diese Weise, um ein nachhaltiges Resultat zu erzielen.
Daher haben wir trotz allem an unserem wichtigen und selbstbewussten Schritt,
den Dialog zu suchen, festgehalten.
Während dieser Zeit spielten der Oberbefehlshaber, die Generäle,
die Oppositionsparteien und die Presse keine positive Rolle. Faktisch
versuchten sie alles, um den Waffenstillstand zu sabotieren. Auch der
Premierminister und die Regierung hielten sich nicht an ihre in Diyarbakir
in der Öffentlichkeit angekündigten Versprechungen. Während
der Phase des einseitigen Waffenstillstands wurden seitens der Regierung
keine positiven Schritte unternommen. Statt dessen entwickelte sie sich
zu einer Kraft, die die Friedensbemühungen untergrabenden Kräfte
ergänzte. Die sehr bedachten und auf einem Bewusstsein der angespannten
Situation basierenden Erklärungen und Appelle in dieser Zeit, die
zur positiven Weiterentwicklung des Prozesses unternommen wurden, gingen
jedoch im Tumult der Angriffe unter.
Trotz seiner verschärften Haftbedingungen spielt der politische Vertreter
des kurdischen Volkes, Abdullah Öcalan, eine bedeutende Rolle dabei,
eine auf Frieden und Dialog basierende Lösung herbeizuführen
und ein Zusammenleben der türkischen und kurdischen Völker zu
ermöglichen. Folglich wäre es für eine Entspannung der
politischen Atmosphäre angebracht gewesen, die Isolationsbedingungen
zu erleichtern. Das Gegenteil ist der Fall: Die Isolation wurde ausgeweitet,
psychologische Folter angewandt und weitere aggressive Schritte gegen
ihn unternommen. Während der Waffenruhe wurden Besuche seiner AnwältInnen
und seiner Familie von den Autoritäten unter vorgeschobenen Gründen
verhindert. Wir betrachten das als eine negative Antwort auf unsere Vorgehensweise
der guten Intention.
Die türkische Armee nutzte diese Phase, um umfassende Operationen
durchzuführen. Der Ansatz des Militärs ist zynisch. Als würden
die Verantwortlichen sagen: „Warum wollt Ihr Frieden?“. Die
Pläne zur Umsetzung der Vernichtung der Guerilla werden unverändert
weitergeführt. Nach Presseberichten der HPG führte das Militär
während dieser Phase 60 Operationen durch. Während hierbei 28
HPG Guerillas ums Leben kamen, hatte die türkische Armee ebenfalls
Verluste. In den Konfliktgebieten setzten die Militärs darüber
hinaus Wälder in Brand. Infolgedessen kam es zu einem erheblichen
Ausmaß an ökologischer Zerstörung sowie Vernichtung von
Lebensraum.
Zusätzlich nahm die Repression gegen die kurdische Bevölkerung
und ihre demokratischen Organisationen zu: 3 KurdInnen wurden ermordet,
Hunderte verletzt und festgenommen. Unsere Bevölkerung unternahm
den Versuch, in Gemlik zu demonstrieren, um ihre Solidarität und
Verbundenheit mit unserem Vorsitzendem Abdullah Öcalan zu bekunden.
Daraufhin attackierte eine Gruppe von Rassisten und Faschisten unter Mitwirkung
der Polizei und der Gendarmerie die DemonstrantInnen, ähnlich wie
im Verlauf des Massakers von Sivas. Während dieser Phase wurden ebenfalls
die Versammlungsfreiheit und das demokratische Recht auf Durchführung
von Veranstaltungen ausgehebelt. Friedliche Veranstaltungen wurden unterbrochen
und attackiert. Die Regierung deklarierte sie als „terroristische
Aktionen“. Auf diese Weise wurde eine feindselige Stimmung zwischen
Teilen der türkischen und der kurdischen Bevölkerung erzeugt.
Unser Ziel ist demgegenüber, eine demokratische Lösung in der
Türkei herbeizuführen, eine neue Chance für eine demokratische
und friedliche Lösung zu eröffnen. Die türkische Regierung
ging jedoch einen anderen Weg und entwickelte gemeinsam mit regionalen
und internationalen Kräften einen neuen Plan, um uns zu vernichten.
Dazu nutzt sie auch sämtliche internationalen Plattformen. Zur Umsetzung
des Vernichtungsplans wurden im Namen der Türkei viele Zugeständnisse
gemacht. Die Oppositionsparteien, in erste Linie die CHP, legten eine
sehr verantwortungslose Herangehensweise an den Tag, in dem sie durch
dass Schüren des Rassismus und der Ausübung von Repressionen
gegen die kurdische Bevölkerung eine friedliche Lösung sabotierten.
Intellektuelle und demokratische Organisationen waren ebenfalls nicht
in der Lage, effektive Schritte in die Wege zu leiten. Die Gruppe der
Intellektuellen, die die Initiative in die Wege leitete, wurde politisch
isoliert, so dass ihre Bemühungen erfolglos blieben. Die warnenden
Appelle der Intellektuellen zur Entspannung der Atmosphäre blieben
ungehört. Im Gegenteil nahm die Gewalt erneut zu.
In dieser Phase, in der der türkische Staat die Bemühung unserer
Bewegung, den Friedensprozess zu entwickeln, mit Gewalt beantwortete,
unternahmen auch die internationalen Kräfte wie die USA und die EU
keine Versuche, das Problem zu lösen. Faktisch erklärten sie
unsere Bewegung als terroristische Vereinigung und arbeiteten mit der
türkischen Regierung in einer Art zusammen, die diese in ihrer Verleugnungspolitik
bestätigt und bekräftigt. Einige Kräfte in Süd Kurdistan,
die eine positivere und effektivere Rolle bezüglich der Lösung
der Kurdischen Frage hätten spielen können, haben sich dafür
entschieden am Vernichtungskonzept gegen die Kurdische Befreiungsbewegung
teilzunehmen. In Folge dessen bemühen sie sich, eine friedliche Lösung
des Problems zu verhindern.
Aufgrund der Tatsache, dass die türkische Regierung trotz unseres
Versuchs, durch eine einmonatige Waffenruhe die Vorrassetzungen für
eine friedliche Lösung und einen Dialog zu schaffen, mit einer Verstärkung
der Gewalt gegen unsere Kräfte antwortet, erkennen wir sehr klar,
dass sie keinen Frieden mit den KurdInnen anstrebt. Faktisch will die
Regierung die KurdInnen zur bedingungslosen Kapitulation zwingen. Die
Regierung strebt an, diejenigen zu vernichten, die nicht bedingungslos
aufgeben. Noch beunruhigender ist, dass wir im 21. Jahrhundert noch immer
mit derart inhumanen Gewaltakten konfrontiert sind und dass diese Gewaltakte
von der Mehrheit der internationalen Regierungen aus politischen und ökonomischen
Gründen unterstützt werden. Deren Verantwortliche schweigen
zu den Forderungen unserer Bevölkerung nach Einhaltung der Grund-
und Menschenrechte und werden dadurch Teil des brutalen Vorgehens der
türkischen Regierung gegenüber den KurdInnen.
Trotzdem war die Periode der passiven Selbstverteidigung für uns
sehr wichtig. Sie war eine Möglichkeit, das wahre Gesicht aller Kräfte
zu sehen und zu erkennen. Die Regierung zeigte, dass sie nicht ehrlich
ist und nicht wirklich anstrebt, die kurdische Frage zu lösen. Anstatt
die kurdische Frage auf demokratischem Wege zu lösen, haben die verantwortlichen
PolitikerInnen sich entschieden zu versuchen, die kurdische Bewegung zu
spalten und zu vernichten. Die Existenz der kurdischen Frage wurde zwar
anerkannt, aber es wurde deutlich, dass eine Lösung ohne die freien
KurdInnen angestrebt wurde. Statt dessen wird versucht die eigentlichen
Ansprechpartner zu umgehen und das Problem mit Hilfe von vereinnahmten
und assimilierten KurdInnen zu lösen. Es ist offensichtlich, dass
diese Art der Annäherung nicht zur Lösung beiträgt, sondern
das Problem vertieft und in die Ausweglosigkeit führt.
Vor der Weltöffentlichkeit haben unser Versitzender, unsere Bevölkerung
und unsere Bewegung erneut bewiesen, dass es unser grundsätzliches
Ziel ist, Probleme mit friedlichen und demokratischen Mitteln statt mit
Gewalt zu lösen. Unsere erste Erklärung unmittelbar nach dem
Treffen zwischen dem Premierminister und den Intelektuellen hat gezeigt,
dass wir ernsthaft und ehrlich agieren. Unser Beharren trotz schmerzhafter
Verluste, ist der Beweis hierfür. Unsere Haltung hat zudem das Vernichtungskonzept
entlarvt und dazu beigetragen, dass es in die Leere lief. Die kurdische
Bevölkerung hat durch das aktive Eingreifen in diese Phase in Form
von friedlichen Protesten gezeigt, dass jeglicher Versuch einer Lösung
ohne die Einbeziehung des Vorsitzenden Abdullah Öcalan scheitern
wird.
Die einseitige Waffenruhe, die wir deklariert und eingehalten haben, endete
mit hohen Verlusten auf beiden Seiten. Um eine friedliche Lösung
herbeizuführen, muß beidseitig die Bereitschaft dazu vorhanden
sein. Ein einseitiger Waffenstillstand kann kein positives Ergebnis herbeiführen,
das hat sich erneut gezeigt. Die Verluste der HPG und der Gegenseite haben
sich zum Beispiel im Vergleich zu den Vormonaten gesteigert. Das zeigt,
dass bewaffnete Gefechte stattfinden und die Verantwortung hierfür
bei der türkischen Armee liegt.
Bekanntlich gibt es eine Koalition unter dem Namen “Roter Apfel”[4],
die gegen eine Demokratisierung der Türkei sowie gegen ein gleichberechtigtes,
freies und geschwisterliches Zusammenleben der Völker agieren und
bei jeder Gelegenheit gegen eine mögliche EU-Mitgliedschaft der Türkei
arbeiten. Die “Rote Apfel” Koalition befindet sich in fundamentalistischer
Opposition zum Existenzrecht der kurdischen Bevölkerung und ihrer
Bewegung. Durch die chauvinistischen Methoden, mit deren Hilfe diese Koalition
künstlich Konflikte schürt, zeigt sie deutlich ihre Intention.
Folglich kann es in keiner Weise keine Verbindung zwischen diesen Kräften
und uns geben, das gilt auch Bezüglich des Themas EU-Beitritt. Wenn
diese Kräfte versuchen, eine Verknüpfung zwischen ihren und
unseren Zielen herzustellen, versuchen sie eindeutig, die Wahrheit zu
verfälschen.
Wir haben uns schon immer für die EU-Mitgliedschaft einer Türkei,
die die kurdische Frage gelöst und sich demokratisiert hat, eingesetzt.
Der türkischer Staat jedoch zielt auf die Zerstörung der kurdischen,
auf Freiheit basierenden Dynamiken ab und versucht die Zustimmung der
EU für seine Verleugnungspolitik zu erreichen. Entgegen jeglichen
Behauptungen haben wir nie versucht, die Annäherung der Türkei
an die EU zu sabotieren. Im Gegenteil: Wir versuchen, die KurdInnen mit
ihrem freien Willen in diesen Prozess mit einzubeziehen. Unserer Einstellung
nach kann eine ernsthaft demokratisierte Türkei mit der modernen
Welt eine harmonische Einheit eingehen und wäre eine Bereicherung
der Völkergemeinschaft.
Bis Heute haben wir der Türkei die Möglichkeit eröffnet,
die Spirale der Gewalt zu beenden und sich stattdessen auf eine gesellschaftliche
Demokratisierung einzulassen, um die Voraussetzungen für einen EU
Beitritt zu schaffen. Die Türkische Regierung hat dem gegenüber
ihre Energie darauf konzentriert, der EU beizutreten, ohne die Existenz
der politischen, kurdischen Realität anzuerkennen und hat auf diese
Weise erneut einen Krieg entfacht.
Die Guerilla in Kurdistan war gezwungen, ihre Position von der passiven
in die aktive Selbstverteidigung zu verlagern. Dieser Schritt erfolgte
aufgrund der undemokratischen und unfairen Behandlung Abdullah Öcalans
durch die türkische Regierung, den anhaltenden Militäroperationen
gegen die Guerilla und der Repressionspolitik gegen die kurdische Bevölkerung.
Dieser Zustand hält bis heute unverändert an. Jede Bemühung
unsererseits, diesen Zustand zu verbessern, blieb unbeantwortet. Um entsprechend
entwickelter Werte existieren zu können, machen unser Volk und seine
Verteidigungskräfte von ihrem Recht auf legitime Selbstverteidigung
Gebrauch. Dieses Recht ist universell und im internationalen Recht verankert.
Niemand sollte von unserem Volk erwarten, dass es auf diese menschenrechtliche
Regulierung verzichtet.
Wir als Kongra-Gel denken, dass die Zeitspanne bis zum 3. Oktober, dem
Beginn der Aufnahmeverhandlungen der EU mit der Türkei, entsprechend
der Sensibilität des Themas und in Anbetracht der Situation, mit
Bedacht gestaltet werden muss. Es ist unserer Ansicht nach notwendig,
mit Verantwortungsbewusstsein und Sensibilität zu agieren, besonders
wenn rassistische und nationalistische Elemente aus egoistischen Interessen
eine Atmosphäre provozieren wollen, die die Türkei in ein Chaos
stürzen würde. Deshalb fordern wir die HPG und ihre KomandantInnen
im Bewusstsein dieser Lage auf, vor dem 3. Oktober entsprechend bewusst
zu agieren. Wir denken, dass es für das Freiheitsanliegen unserer
Bevölkerung nützlich ist, diesen Maßstäben und der
angestrebten Perspektive entsprechend zu handeln und etwaigen Provokationen
entgegenzuwirken. Außer Selbstverteidigungsaktionen und unumgänglicher
Vergeltung gegenüber Angriffen, sollte nicht so agiert werden, dass
die Anspannung der Atmosphäre zunimmt und der Prozess eskalieren
könnte. Hiefür ist es notwendig, gegenüber möglichen
Provokationsversuchen aufmerksam zu sein und entsprechend umsichtig zu
handeln.
Unsere Bevölkerung hat trotz der Kugeln, den Festnahmen und den vollzogenen
Lynchversuchen nicht an Widerstandskraft verloren. Sie hat ihre Aufgaben
mit großer Selbstlosigkeit, mit großem Mut und Bewusstsein
erfüllt. Mit ihren demokratischen Aktionen hat sie jeden Versuch
verhindert, kollaborierende und instrumentalisierbare Gruppen künstlich
aufzubauen, indem sie sich untrennbar neben ihren politischen Vertreter,
dem Vorsitzenden Abdullah Öcalan und ihrer Bewegung positionierte.
Wir sind der festen Überzeugung, dass unser Volk es sich zur Hauptaufgabe
macht, die Phase mitzugestalten, in dem es auch in Zukunft an seinen bisherigen
politischen Serhildans (Volksaufständen), die es mit großer
demokratischer Reife entwickelte, festhält und somit seiner Verantwortung
gegenüber diesem Prozess nachkommt.
Wir rufen den türkischen Staat, seine Regierung, seine Armee, alle
zuständigen Insitutionen und die Oppositionsparteien dazu auf, die
historische Chance zur Lösung der kurdischen Frage zu nutzen, von
ihrer Verleugnungs- und Vernichtungspolitik Abstand zu nehmen und die
Haltungen aufzugeben, mit der sie das Zusammenleben unserer Völker
erschweren. Wir rufen sie dazu auf, unsere für die demokratische
Lösung unternommenen Schritte konstruktiv zu behandeln und die Zeit
bis zum 3. Oktober auf dieser Grundlage zu bewerten. Vor allem die AKP-Regierung
und den türkischen Ministerpräsidenten rufen wir dazu auf, sich
in dieser Phase verantwortungsbewusst zu verhalten.
Wir forden alle internationalen und regionalen Kräfte und all diejenigen,
die für Frieden, Demokratie und Menschenrechte wirken, die Tragödie
bezüglich der kurdischen Frage wahrzunehmen und sich gegen die militärische
Unterdrückung der legitimen Forderungen der kurdischen Bevölkerung
zu stellen. Desweiteren rufen wir sie dazu auf, eine aktive Rolle bei
der friedlichen Lösung der kurdischen Frage zu spielen und etwas
zu einem beidseitigem Waffenstillstand beizutragen. Es ist von grosser
Bedeutung, dass vor allem die USA und die EU ihre Unterstützung der
Verleugnungs- und Vernichtungspolitik der Türkei gegen die KurdInnen
beenden. Hierfür ist es wichtig, dass sie einen friedlichen Lösungsweg
statt der militärischen Option befördern.
Wir, die kurdische Bevölkerung und die kurdische Befreiungsbewegung
erinnern daran, dass wir nicht aus Schwäche, sondern aufgrund unserer
fortschrittlichen Weltanschauung und gemäß unserer Philosophie
immer für den Frieden und eine demokratische Lösung eintreten
werden. Jedem sollte klar sein, dass wir unbeirrt an dieser Haltung festhalten
werden, auch wenn der türkische Staat kein entsprechendes Entgegenkommen
zeigt. Wir werden uns, unsere Werte und unsere Menschlichkeit immer ohne
Zögern verteidigen.
21 September 2005
Das Präsidium des Kongra-Gel
und der Exekutivrat der Gemeinschaft der Kommunen in Kurdistan
[1]
Beginndatum für die einmonatige Waffenruhe seitens des KONGRA-GEL
[2] In dieser Zeit fanden Lynchversuche gegen kurdische Menschen statt,
so z.B. am 22. August in Macka und am 4. September in unterschiedlichen
Städten, gegen Demonstrantinnen, die nach Gemlik fahren wollten.
[3] Die türkische Bezeichnung „derin devlet“ bezeichnet
ein geheimes, aber einflussreiches Machtgefüge unter der offiziellen
Oberfläche, innerhalb dessen hohe Militärs, Vertreter des Polizeiapparates
und der Geheimdienste.
[4] Der „Rote Apfel“ ist in der Begrifflichkeit der Pantürkisten
das Symbol für das „Große Reich Turan“. Heute wird
damit ein Bündnis aus gegensätzlichen Kräften bezeichnet,
bestehend aus einigen Kemalisten, einigen marxistischen Gruppen, Pantürkisten
und radikalen Islamisten."
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