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Die Täter der Bombenanschläge in Hakkari/Semdinli entpuppten sich als Mitglieder der Armee

Es ist kein Geheimnis mehr, dass seit längerem durch Kontra-Guerillakräfte, eine an den Staat gebundene geheim operierende Kraft, Bombenanschläge in Kurdistan durchgeführt werden. In der jüngsten Zeit konzentrierten sich diese Angriffe in Hakkari und seiner Kreisstadt Semdinli.

Der letzte Bombenangriff fand am 9. November 2005 statt, genau an dem Tag, an dem die EU ihren Fortschrittsbericht zur Türkei veröffentlichte und an dem selben Tag, an dem der Verkauf von 298 gebrauchten Panzern zwischen Deutschland und der Türkei unter Dach und Fach gebracht wurde. Sowohl in dem Fortschrittsbericht als auch in einem Beitrittsverhandlungsdokument der EU wurde erneut die kurdische Frage umgangen und die Staatspolitik, als Quelle der Gewalt, ignoriert.

Nach Aussagen von Augenzeugen haben am 9. November drei zivil gekleideten Unteroffiziere eine Splitterbombe in die Buchhandlung „Umut“ in Semdinli geworfen. Als die Täter sich mit einem Auto entfernen wollten, wurden sie von Bewohnern der Stadt aufgehalten. Die Polizei bewahrte die Soldaten davor, von der aufgebrachten Menschenmenge gelyncht zu werden, indem sie Warnschüsse in die Luft abgab und die Soldaten zur Polizeistation brachte. Im PKW der Täter wurden Waffen und Sprengstoff sichergestellt. Bei dem Anschlag kam Mehmet Zahir Korkmaz ums Leben und Metin Korkmaz wurde schwer verletzt.

Die Bevölkerung versammelte sich anschließend vor dem Krankenhaus. Um die versammelte Menge auseinander zu bringen, setzte die Polizei erneut Warnschüsse ein. Auch wurde bekannt, dass die Polizei die Demonstranten angegriffen hat. In Folge der Angriffe wurden 11 Personen, darunter auch der Bürgermeister von Semdinli, Hursit Tekin, verletzt.

Während die angespannte Situation anhielt, ereignete sich ein weiterer Angriff. Nach ersten Angaben wurden bei diesem Angriff 6 Personen verletzt. Aus einem weißen Auto der Marke Dogan mit einem Kennzeichen aus Konya wurde - vermutlich ebenfalls von einem Unteroffizier - in die Menschenmenge geschossen. Ali Yilmaz, Vahit Canan, Islam Kaya, Muzaffer Ertas und Abdurrahman Dozder wurden durch Schüsse verletzt. Ali Yilmaz erlag gegen 18.00 Uhr seinen Verletzungen.

Vor einer Woche wurden bei einem Autobombenanschlag in der Stadt 23 Menschen verletzt. Die Behörden hatten die PKK dafür verantwortlich gemacht. Dank der Aufmerksamkeit und Zivilcourage der Bürger kam bei dem jüngsten Ereignis die Wahrheit ans Tageslicht. Nach Informationen der Presse gestanden die beiden Täter auch den ersten Bombenanschlag. Auch bestätigte der CHP-Abgeordnete Esat Canan, dass das Täterauto ein Zivilwagen der Polizei ist.

Obwohl die Täter mitsamt ihrem PKW und Waffen von der Bevölkerung aufgehalten und die Täter von den Sicherheitskräften zur Polizeiwache gebracht wurden, erklärte der Gouverneur von Hakkari, dass es keine Festnahmen im Zusammenhang der Vorfälle gäbe. Das ist erneut ein Beweis dafür, wie der Staat die Wahrheit zu vertuschen versucht.

Die EU hat in ihren jüngst veröffentlichten Dokumenten (Fortschrittsbericht und Beitrittsverhandlungsdokument) die Gewaltpolitik des türkischen Staates im Zusammenhang der kurdischen Frage verschwiegen. Auch hat sie es wieder einmal umgangen, die kurdische Frage beim Namen zu nennen und stattdessen die Kurden als verantwortlich für die zugespitzte Lage dargestellt. Mit dieser Haltung hat sie indirekt die geheimen Kontra-Kräfte innerhalb des türkischen Militärs ermutigt.

Die Kontra-Kräfte wurden aber diesmal in Semdinli auf frischer Tat gestellt. Die Regierung muss die Täter vor Gericht stellen, ansonsten wird sie ebenfalls unter Verdacht geraten.

Wir appellieren an die demokratische Öffentlichkeit, sich klar gegen die Angriffe des türkischen Staates zu stellen und rufen die EU dazu auf, das kurdische Volk verantwortungsbewusster und gerechter zu behandeln.


YEK-KOM
10. November 2005