Sie heißt Viyan und ist eine Kurdin aus Südkurdistan. Sie war erst 25 Jahre alt. Mit 16 Jahren hatte sie sich dem kurdischen Befreiungskampf, der PKK angeschlossen. Trotz ihres jungen Alters übernahm sie in den höchsten Führungsgremien Verantwortung. Am 1. Februar 2006 setzte Viyan Soran ihren Körper aus Protest gegen das Vernichtungskonzept gegen das kurdische Volk und der damit zusammenhängenden Verschärfung der Haftbedingungen von Herrn Abdullah Öcalan in Brand. Für viele Menschen, die in einem gewissen Rahmen Freiheit und Grundrechte erleben können, ist diese Freiheit eine Selbstverständlichkeit, ohne dass sie sich bewusst machen, wie diese Freiheit erlangt wurde. Die Freiheit wird niemandem hinterhergeworfen und ist erst recht nicht für alle eine Selbstverständlichkeit. Für viele erfordert die Freiheit und Würde zu erlangen Bewusstsein, Hingabe, Tatkraft, Opferbereitschaft und Mut. Die Menschheit kämpft seit ihrer Existenz für ein besseres Leben, für mehr Rechte und Freiheiten. Wie viele Menschen haben hierfür ihr Leben gelassen und auf Kosten von wie vielen Menschenleben können wir nun diese Rechte nun in Anspruch nehmen. Es gibt auf der Welt Völker, für die die Freiheit kein Selbstverständnis ist, so z.B. das kurdische Volk. Die Freiheit der KurdInnen erfordert von ihnen ungeheure Aufopferung. Selbstverbrennungen wie die von Viyan sind ein Versuch sich selbst aus der eigenen Asche neu zu erschaffen, als eine freie Menschengemeinschaft. Die Flammen von Viyan, von Fatoş und anderen zerreißt den Schleier vor unseren Augen, der uns die klare Sicht versperrt, sprengt die Schale um unseren Herzen, die uns abstumpfen lässt und kratzt an der Oberflächlichkeit die uns betäubt. Sie lassen uns das Leben hinterfragen und stellen gleichzeitig die Macht derjenigen in Frage, die glauben Menschen und Völker versklaven zu können, ihnen ihre Rechte und Freiheit vorenthalten zu können. Sie versetzten diese in Angst und Verzweiflung. Denn diese Aktion ist ein Schlag gegen ihre Politik den Willen der Menschen zu brechen. Auf das internationale Komplott gegen den Vertreter der KurdInnen, Abdullah Öcalan, das 1998 vorbereitet und schließlich am 15. Februar 1999 umgesetzt wurde, haben Kurdinnen und Kurden weltweit mit Selbstverbrennungen reagiert. Annährend 70 Menschen, Frauen, Männer und Jugendliche haben sich damals aus Protest in Asche verwandelt. Ihre Asche wurde ausgestreut, und mit ihr das bedingungslose Streben nach Freiheit. Seit 1998 stieg die Zahl derjenigen, die sich verbrannten auf 150. Um nur einige zu von denen zu nennen, die ihren starken Willen durch ihren Tod bewiesen haben: Berzan Öztürk in Deutschland, Erdogan Kahraman in Syrien, Hisar Bozkurt in Griechenland, Serdar Arc; in Izmir, Fatos; Saglamgöz in Göteburg, Zübeyir Ibin in Neuseeland, und zuletzt natürlich Viyan Soran. In den letzten Monaten
ist eine Zunahme dieser Art von Aktionen zu registrieren. Das ist eine
klare Botschaft an diejenigen Politiker, die den KurdInnen ein Leben in
angeblicher Freiheit nur dann in Aussicht stellen, wenn sie sich von ihrem
Vorsitzenden Öcalan distanzieren. Die KurdInnen erklären überall: „Ein
Leben ohne Öcalan wollen wir nicht, denn er vertritt die Summe unser erschaffenen
Werte. Ein Freiheit auf Kosten unsrer Werte, kann nicht unsere Freiheit
sein.“ Das politische Bewusstsein der KurdInnen hat ihnen einen hohen
Preis abverlangt. Sie haben ihre wertvollsten Kinder verloren, Folter,
Mord, Erniedrigung erlitten. Daher sind sie im Stande die Politik zu durchschauen
und zu verstehen, das die angebliche Freiheit, die ihnen in Aussicht gestellt
wird, auf ihrer eigenen Selbstverleugnung aufgebaut ist. Wer kann Ich meine Viyan sagen zu hören: „Statt uns zu verleugnen, setzen wir uns eher in Brand!“ Dilar Çem
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