07.02.2006

An die Presse und die Öffentlichkeit

Die Veröffentlichung der Karikatur des Propheten Mohammed in einer dänischen Zeitung führte zu einer internationalen Krise und bewaffneten Auseinandersetzungen. Die Konflikte zwischen Kulturen und Religionen wurden angefacht, Ost und West gegeneinander aufgebracht. Das angeschlagene Vertauensverhältnis zwischen Christen und Muslimen befindet sich in einer Zerreißprobe. Und es scheint so, dass diese Karikatur ein Fass zum Überlaufen gebracht hat und noch weitere verheerende Folgen haben wird.

Gewalttaten, von angezündeten Botschaften und Konsulaten bis hin zur Ermordung von Priestern und Mönchen, zeigen welche negativen Einflüsse in Zukunft noch zu befürchten sind. Dass ein Fehler, eine Unachtsamkeit, ein Missbrauch der Freiheit in einen derartigen Konflikt ausarten konnte, ist ein schlagendes Beispiel dafür, wie weit sich die Ansprüche, die beide Kulturen vertreten, von einem Verständnis der Toleranz, Demokratie und Verständigung entfernt haben und wie sehr unsere Welt von Gewalt, Feindschaft, Hass und Wut geprägt ist.

In einer Zeit wo wir Toleranz, gegenseitiges Vertrauen und die Annäherung zwischen den Kulturen und Religionen so dringend benötigen, kommt den Machthabern dieser Vorfall, mit seinem zerstörenden Einfluss auf die Gefühle und Gedanken der Menschen für ihre Kriegs- und Rüstungspolitik gerade recht. Die Folge sind Geld- und Profitgier, Konsum und Egoismus. Zwischen den Kulturen und Religionen wird Zwietracht gesät und anstelle von Demokratie und gegenseitigem Verständnis treten Widersprüche und Konflikte.

Sowohl das Christentum als auch der Islam tragen in ihrem Kern den Gedanken der Toleranz und Verständigung. Beide Religionen mussten bis heute immer wieder gegen Unterdrückung, Ungerechtigkeit, Gewalt und ihren Verfall kämpfen. Durch die Verletzung grundlegender ziviler und religiöser Werte, ist eine gesellschaftliche Denkweise entstanden, die einer Respektlosigkeit gegen die Religionsbegründer Jesus und Mohammed keine Toleranz entgegenbringt. Dass nun Kräfte die Veröffentlichung der Karikatur benutzen um fanatische Gruppen zu Gewalt und Zerstörung aufzustacheln, ist ebenfalls ein Resultat dieser Gesellschaft.

Auch wenn es sich bei Veröffentlichung der Karikatur des Propheten Mohammed um einen Fehler und eine Verletzung der Ehre handelt, sprechen wir uns gegen jegliche Gewalt und Zerstörung sowie gegen eine Feindschaft zwischen den Religionen aus. Wir rufen die Kurdinnen und Kurden dazu auf, sich von allen Provokationen fern zu halten und einer Entzweiung der beiden Religionen gegenüber wachsam zu sein.

YEK-KOM (Föderation kurdischer Vereine in Deutschland)