MÜNCHNER
BÜNDNIS GEGEN KRIEG UND RASSISMUS
c/o Claus Schreer
Johann-von-Werth-Str. 3, 80639 München
Telefon: 089/16 95 19, Fax: 089/168 94 15
München, 2. April 2006
Presseerklärung
Kurden protestieren
gegen Massaker in der Türkei
Brutaler
Polizeieinsatz gegen friedliche Kundgebung
Eine Protestkundgebung von
Münchner Kurdinnen und Kurden auf dem Stachus wurde von der bayerischen
Polizei am Samstag Abend brutal zerschlagen.
Rund 100 Demonstranten protestierten mit Plakaten und Sprechchören gegen
die seit einer Woche andauernden erneuten Massaker der türkischen Armee
und Polizei an der kurdischen Bevölkerung. Mindestens neun Zivilisten,
darunter Kinder im Alter von drei, acht und zwölf Jahren wurden in Kurdistan
von Polizeischüssen getötet und Hunderte zum Teil schwer verwundet.
Der gerade von einer Beobachterdelegation zu den Newroz-Festen zurückgekehrte
Versammlungsleiter Dr. Nikolaus Brauns berichtete vom Einsatz deutscher
Panzer in den kurdischen Gebieten und Orhan Akman, Sekretär der Gewerkschaft
ver.di in München, forderte demokratische Rechte und Selbstbestimmung
für die Kurden in der Türkei.
Ohne Vorwarnung stürmten schwarzuniformierte USK-Sonderkommandos der Polizei
die friedliche Kundgebung, warfen mehrere Teilnehmer zu Boden oder rissen
Frauen an den Haaren.
Der Staatsschutz hatte zuvor gefordert, die Bilder von 14 am vergangenen
Wochenende durch einen Giftgaseinsatz der Armee ermordeten Freiheitskämpfer
zu entfernen. Der hinter den Gesichtern angedeutete rote Stern sei ein
Symbol der verbotenen PKK.
Offenbar handelte es sich nur um einen Vorwand, um die zu verhindern.
Während die angeblich verbotenen Bilder nicht angerührt wurden, nahm die
Polizei gezielt die beiden Versammlungsleiter fest.
Unter den neun willkürlich Festgenommenen, die am gleichen Abend wieder
frei kamen, waren auch einen Sprecher der Föderation Kurdischer Vereine
Yek-Kom, ein Korrespondent der türkischsprachigen Tageszeitung Yeni Özgür
Politika und der Fachbereichsleiter der Gewerkschaft ver.di Hubert Thiermeyer.
Gegen den von USK-Führer Martin Schlegel geleiteten Polizeieinsatz werden
mehrere Leidtragende Dienstaufsichtsbeschwerde wegen Körperverletzung
und Beleidigung stellen. Mehrere Kundgebungs-teilnehmer klagten nach dem
Polizeieinsatz über Schmerzen, eine von der Polizei zu Boden geworfene
Frau konnte aufgrund der erlittenen Verletzungen am Sonntag Morgen noch
nicht laufen. Betroffene haben bereits Anzeige erstattet bzw. werden dies
noch tun.
Wir protestieren auf das Schärfste
gegen das brutale Vorgehen der Münchner Polizei. Das eingesetzte Polizeieinsatzkommando
hat das Grundrecht auf Versammlungsfreiheit im wahrsten Sinne des Wortes
mit Füßen getreten, eine angemeldete Versammlung rechtswidrig angegriffen
und dadurch verunmöglicht.
Orhan Akman, Sekretär der Gewerkschaft
ver.di
Claus Schreer, Münchner Bündnis gegen Krieg und Rassismus
Brigitte Wolf, Stadträtin der LinksparteiPDS
Weitere Informationen: Dr. Nikolaus Brauns, Tel. 089/391483
|