Karawane
für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen |
|
Der Kurdische Künstler Engin Celik befindet seit drei Tagen gegen seine drohende Abschiebung im Hungerstreik Wir fordern die sofortige Freilassung von Herrn Engin Celik aus der Abschiebehaft und seine Asylanerkennung! Am 7. Januar 2007 wurde Engin Celik während einer Zugfahrt auf dem Weg von Frankfurt nach Düsseldorf in der Nähe von Gießen von Polizisten festgenommen und in die JVA Gießen gebracht. Ihm wurde mitgeteilt, dass sein Asylverfahren negativ entschieden sei und man ihn abschieben werde. Am 15. Januar trat Engin Celik aus Protest gegen seine Freiheitsberaubung und gegen die Bestrebung der deutschen Behörden, ihn in die Türkei auszuliefern, in einen Hungerstreik.
Das Mig-Zentrum (Verein der kulturellen medialen Kommunikationsstelle der Migration e.V.) und das "Internationale Zentrum B5" in Hamburg waren feste Basen seines kreativen Schaffens. Darüber hinaus brachte er viel Zeit für Veranstaltungen, Treffen und Musik- und Theaterauftritte in ganz Deutschland auf. In der Menschenrechtsarbeit wirkte er vor allem aktiv im bundesweiten Netzwerk der "Karawane für die Rechte der Flüchtlinge und MigrantInnen". Er sah es als seine Aufgabe, die chauvinistische und repressive türkische Staatspolitik öffentlich zu machen und sich mit dem Kampf anderer Flüchtlinge gegen politische Verfolgung, Unterdrückung der Meinungsfreiheit, für wirkliche Demokratie und Emanzipation zu solidarisieren. Mit der Hervorhebung des Karawane-Slogans "Asylrecht ist Menschenrecht und kein Privileg" schloss er sich der Kritik gegen die rigorose Abschiebepolitik in Deutschland an. Auch ihm selbst verweigerten die deutschen Behörden den Schutz vor seiner Verfolgung in der Türkei. Sein Rechtsanwalt
hat unter Verweis auf das EU-Recht und mit Dokumenten über die unermüdliche
Aktivität Herrn Celiks einen Asylfolgeantrag beim Bundesamt Lübeck eingereicht.
Am 17. Januar wurde Engin Celik in das Abschiebegefängnis Offenbach verlegt. Wir bitten Euch eindringlich, Euch mit der Forderung nach Freilassung und Asylanerkennung für Engin Celik an folgende Adressen zu wenden: Bundesamt
für Migration und Flüchtlinge Innenministerium
Schleswig-Holstein Schreibt Engin
Celik: weitere Informationen
unter: |
|
Hintergrund
seiner Flucht nach Deutschland Engin Celik hat früh in seiner Kindheit erfahren, was Unterdrückung und rassistische Verfolgung bedeuten. Das Licht der Welt erblickte er in der kurdischen Ortschaft Tunceli (Dersim). Seine Familie (kurdische Aleviten) waren gezwungen, durch die immer schärferen Angriffe des türkischen Militärs, Dersim zu verlassen. Engin Celik war 14 Jahre alt, als er 1993 mit seiner Familie (wie zuvor und danach Zehntausende anderer KurdInnen) nach Istanbul floh. Mit 17 Jahren wurde Engin Celik auf der Ersten-Mai-Demonstration im Zuge von Polizeiangriffen das erste Mal festgenommen. Als Kurde aus Dersim bekam er die doppelte Menge an Schlägen und Misshandlungen. Als er sein Studium begann, engagierte er sich immer stärker in der demokratischen und revolutionären Bewegung und gründet seine erste Musikgruppe. An der Universität waren er und seine MitstreiterInnen immer wieder den Angriffen türkischer Faschisten (der Grauen Wölfe) ausgesetzt. Unbeirrt, aber mit großer Vorsicht setzte er seine politische und kulturelle Arbeit fort. Nach dem großen Erdbeben im August 1999 engagierte er sich für die Unterstützung der obdachlos gewordenen Menschen. Bei Protesten gegen die mangelnde Hilfe durch den Staat wurde er im Jahr 2000 wieder einmal festgenommen. Die Polizisten versuchten ihn zu zwingen, mehrere Blankopapiere zu unterschreiben, was er verweigerte und dafür der Folter unterzogen wurde. Der Polizeiarzt verweigerte ihm danach, ein Attest über die Misshandlungen auszustellen, sondern erklärte sogar schriftlich, dass Engin Celik ohne Verletzungen und körperlich fit aus der Haft entlassen worden sei. 2002 gründete Engin Celik zusammen mit anderen KommilitonInnen eine studentische Zeitung, die das antidemokratische Hochschulgesetz „YÖK“ kritisierte. Dies hatte erneute Verfolgung zur Folge. Gegen Engin Celik wurde als Mitbegründer und Redakteur ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Der Verein „SAGEK“ (Klub für Soziale Aktivität und Entwicklung), den er mit anderen demokratischen und revolutionären studentischen AktivistInnen gegründet hatte, wurde verboten und als illegale Vereinigung bezeichnet. Im August 2003 wurde das Ermittlungsverfahren gegen Engin Celik eingestellt, um dann zwei Monate später unter dem neuen „Terrorbekämpfungsgesetz“ (TYK Paragraph 7-2) wieder aufgenommen zu werden. Anwälte erklärten ihm, dass er sich in kritischer Situation befinde. Er versteckte sich bei FreundInnen und konnte im November 2003 nach Deutschland fliehen. Ein erster Protestaufruf mit der Forderung nach Freilassung und Asylanerkennung wurde von den unten stehenden Gruppen unterzeichnet: 1) Kardelen Halk Oyunlari Ekibi (Ludwigsburg) 2) Tiyatro Atelye (Ludwigsburg) 3) Mavi Halk Sahnesi Tiyatro toplulugu (Frankfurt) 4) Grup Esenyeller (Ludwigsburg) 5) Grup Devinim (Duisburg) 6) Grup Isyan (Solingen) 7) Grup Harman (Frankfurt) 8) Grup Hasad (Mannheim) 9) Ludwigsburg Kültür Merkezi e.V. 10) ADHF 11) Schwäbisch Gmünd Demokratik Kültür Dernegi e.V. 12) The Voice Refugee Forum 13) Stiftung der iranischen SchriftstellerInnen u. KünstlerInnen im Exil e.V. BRD und Schweden 14) Sozialistische Partei Iran 15) Goetz Steeger - Musiker, Journalist, Hamburg 16) Siri Keil - Künstlerin, Hamburg 17) Christof Schäfer - Künstler, Park Fiction, Hamburg 18) Susanne Hasenjäger- Journalistin, Hamburg 19) Hafenklang Kultur e.v., Thomas Lengefeld, Vorstand, Hamburg 20) Dr. Florian Keil - Wissenschaftler, Frankfurt am Main 21) Birgit Gärtner - Journalistin, Hamburg 22) Dr. Michael Schiffmann- Lehrbeauftragter des Anglistischen Seminars der 23) Universität Heidelberg, Übersetzer, Herausgeber, Autor 24) Kai Degenhardt - Musiker, Hamburg 25) Annette Schiffmann - PR Theater, Heidelberg 26) Catharina Boutari - Sängerin, Hamburg 27) Volker Griepenstroh - Pianist, Hamburg 28) Owen Jones – Musiker 29) Kerstin Davis - Grafikerin, Hamburg 30) Revolte Springen - Musiktheaterkollektiv, Berlin 31) Mehmet Ergin - Musiker, Komponist 32) Steve Baker - Musiker, Autor, Schneverdingen 33) Esther Bejarano- Vorsitzende des Auschwitz-Komitees in der BRD e.V., Künstlerin, Hamburg 34) Abbi Wallenstein- Musiker, Hamburg 35) Peter Nowak- Journalist 36) Friederike Meyer & Thorsten Seif -Geschäftsführer Buback Tonträger GmbH, Hamburg 37) Matthias- Kaul Musiker ( Winsen ) 38) Astrid Schmeling -Musikerin (Winsen) 39) Ramon Kramer -Filmemacher, Musiker, Autor 40) Dr. Heinz Jürgen Schneider – Rechtsanwalt 41) Heike Geisweid - Rechtsanwältin, Bochum 42) Dr. Peter Strutynski, Kassel 43) Rahel Puffert - Kunstvermittlerin, Autorin, Hamburg 44) Lucha Amada, Veranstaltungskollektiv, Berlin 45) Dagmar Brunow - Übersetzerin, Hamburg 46) Heli Schneider - Musiker, Verleger, Hamburg 47) Ulf Panzer - Richter, Hamburg 48) Marily Stroux -Fotojournalistin, Hamburg 49) Salinia Stroux - Ethnologin, Hamburg 50) Hinrich Schulze - Fotojournalist, Hamburg 51) Helmuth Sturmhoebel – Sonderpädagoge 52) Peter Imig - Shibly Band, arab. Musik, Seevetal |
|