PRESSEERKLÄRUNG:
Menschenrechte
müssen für alle gelten – auch für Herrn Öcalan
Die Einhaltung der
Menschenrechte stellt einen Maßstab für die Demokratie dar. Nachdem am
10. Dezember 1948 die allgemeine Erklärung der Menschenrechte durch die
Generalversammlung der UN verabschiedet wurde, nehmen unterschiedliche
Menschenrechtsorganisationen diesen Tag zum Anlass, um die Situation der
Menschenrechte unter die Lupe zu nehmen und entsprechende Berichte zu
veröffentlichen.
Dank der Arbeit von Menschenrechtsorganisationen wissen wir, dass die
Lage der Menschenrechte in der Türkei noch immer sehr katastrophal ist.
Auch wenn die AKP-Regierung „Null-Toleranz gegen Folter“ verkündet hat,
so widerspricht die Praxis dieser Erklärung. Erst jüngst haben Menschenrechtsorganisationen
und das Menschenrechtskomitee des Europaparlaments darauf hingewiesen,
dass es in der Türkei noch immer Folter gibt, sogar mit zunehmender Tendenz.
Wir wissen auch, dass die Menschenrechtsverletzungen in der Türkei nicht
nur ein Problem der Umsetzung sind. Es gibt Gesetze, die die Menschenrechte
außer Kraft setzen oder Menschenrechtsverletzungen geradezu fördern, wie
das Gesetz zur Bekämpfung des Terrorismus, Polizeigesetze, mit denen die
Befugnisse der Polizei ausgeweitet wurden, oder der umstrittene Artikel
des türkischen Strafgesetzes 301 zu Meinungsfreiheit.
Entgegen dem Artikel „Alle Menschen sind gleich an Würde und Recht geboren“
in der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte werden Menschen in der
Türkei nach Geschlecht, Rasse, Glauben und Weltanschauung unterschieden.
Während die Menschenrechte für einige gelten, werden anderen diese Rechte
vorenthalten. Das offensichtliche Beispiel hierfür ist der Umgang mit
dem kurdischen Volksvertreter Abdullah Öcalan. Obwohl er seit 1999 als
einziger Gefangener auf der Gefängnisinsel Imrali festgehalten wird, werden
seine Rechte vor den Augen der Weltöffentlichkeit immer wieder willkürlich
beschnitten. Während seine Gesundheits- und Haftbedingungen sich zunehmend
verschlechtern, wird die Isolation mit Bunkerstrafen noch verschärft.
Spezielle Gesetze werden für ihn verabschiedet und umgesetzt. Eine offensichtliche
Diskriminierung findet statt. Dabei gelten die Menschenrechte für alle
und der Respekt vor den Menschenrechten wird daran gemessen, in wieweit
auch Menschen und Gruppen, die unliebsam sind, ihre Rechte uneingeschränkt
ausüben können. Daher wäre es nicht falsch zu behaupten, dass der Respekt
der Türkei von den Menschenrechten am deutlichsten daran zu messen ist,
in wieweit Herr Öcalan seine Rechte genießen kann oder nicht.
Wir, das Kurdische Frauenbüro für Frieden, haben den Tag der Menschenrechte,
den 10. Dezember zum Anlass genommen, um eine Unterschriftenkampagne,
einen offenen Brief von Medizinerinnen und Medizinern, an das Anti-Folter-Komtiee
CTP und das türkische Innenministerium zu beginnen.
Am 1. März diesen Jahres hatten Anwälte von Herrn Öcalan auf einer Pressekonferenz
die Untersuchungsergebnisse von Haarproben ihres Mandanten bekannt gegeben,
nach denen eine Vergiftung vorliegt. Obwohl seitdem über 10 Monate vergangen
sind und inzwischen das CPT zur Untersuchung auf die Gefängnisinsel gereist
ist, gibt es keinerlei Erklärung zu diesem Vorwurf. In dem offenen Brief
wird die unverzügliche Bekanntgabe der Untersuchungsergebnisse der CPT
und die Aufnahme der medizinischen Behandlung von Herrn Öcalan gefordert.
Die gesammelten Unterschriften werden zu einem späteren Zeitpunkt öffentlich
gemacht und an die entsprechenden Stellen übermittelt. Wir rufen alle
Medizinerinnen und Mediziner dazu auf, sich mit ihrem Namen an unserem
offenen Brief zu beteiligen, um gegen die offensichtliche Diskriminierung
und Menschenrechtsverletzung ein Zeichen zu setzen.
Offener Brief von Mediziner/Innen
An das Europäische Komitee zur Verhütung von Folter (CPT)
und das Innenministerium der Türkei in Ankara
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Düsseldorf, 10. Dez. 2007
Betreff: Aufklärung
des Vorwurfes der Vergiftung von Herrn Abdullah Öcalan
Am 1. März 2007 erklärten die Anwälte von Abdullah Öcalan, der seit über
8 Jahren auf der Gefängnisinsel Imrali / Türkei in Isolationshaft gefangen
gehalten wird, dass ihr Mandant vergiftet werde:
"Laboruntersuchungen der Haarproben von Herrn Öcalan zeigen eine
Konzentration der Elemente Strontium und Chrom, die deutlich über den
Normalwerten liegt. Aus Sicherheitsgründen wurden diese Untersuchungen
ohne Offenlegung der Identität des Probanden durchgeführt. Die Testergebnisse
wurden von dem sachverständigen Labor als Anzeichen einer chronischen
Vergiftung identifiziert."
Hunderttausende Kurd/Inn/en
sowie Menschenrechtsorganisationen forderten daraufhin eine unabhängige
Untersuchung und Klärung des Vergiftungsvorfalls. Ende Mai 2007 untersuchte
eine unabhängige Ärztedelegation des Europäischen Komitees zur Verhütung
von Folter (CPT) Gesundheitssituation von Herrn Öcalan im Gefängnis Imrali.
Jedoch wurde die Öffentlichkeit bislang nicht über die Ergebnisse dieser
Untersuchung informiert.
Das Recht auf Leben und Gesundheit
sowie das Verbot der Folter sind grundlegende Menschenrechte, die unter
jeder Bedingung für alle Menschen geachtet und gewahrt werden müssen.
Deshalb fordere ich, als Mediziner/in,
die türkische Regierung sowie das Europäische Komitee zur Verhütung von
Folter (CPT) auf, die Ergebnisse der medizinischen Gutachten zur Gesundheitssituation
von Herrn Öcalan, die durch unabhängige Ärztedelegation erhoben wurden,
umgehend zu veröffentlichen und die notwendigen medizinischen Behandlungen
aufzunehmen.
Name: _________________________________________________________
Beruf: _________________________________________________________
Adresse: _________________________________________________________
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Ort, Datum Unterschrift
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