Pressemitteilung
vom 28.01.2010 | 13:25
SPD-Bundestagsfraktion
SPD-Fraktion
lehnt Abschiebung von Fluechtlingen nach Syrien ab
Anlaesslich der heutigen Menschenrechtsdebatte im Bundestag erklaeren
der menschenrechtspolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion Christoph
Straesser und die stellvertretende Sprecherin Angelika Graf:
Die Menschenrechtslage in Syrien
und der Umgang der syrischen Behoerden mit Rueckkehrern erfordern einen
Abschiebestopp und die Kuendigung des bilateralen Rueckuebernahmeabkommens.
Zu diesem Schluss ist die SPD-Bundestagsfraktion gekommen, nachdem in
drei Faellen aus Deutschland abgeschobene Personen unmittelbar bei der
Einreise nach Syrien beziehungsweise kurz danach verhaftet wurden.
Auch dem Innenministerium sind
mittlerweile Zweifel gekommen.
Deshalb hat es im Dezember 2009 die Bundeslaender aufgefordert, Rueckfuehrungen
nach Syrien mit besonderer Sorgfalt zu pruefen.
Das Bundesamt fuer Migration und Fluechtlinge soll keine Asylantraege
mehr als offensichtlich unbegruendet ablehnen und Entscheidungen ueber
Folgeantraege zurueckstellen. Das Innenministerium wollte das weitere
Vorgehen von einer Lagebewertung des Auswaertigen Amtes abhaengig machen.
Diese liegt nun vor und bestaetigt die Verhaftungsfaelle. Im Uebrigen
verweist das AA auf seinen ausfuehrlichen Bericht vom Juli letzten Jahres,
in dem die Menschenrechtslage als aeusserst kritisch beschrieben wird.
Einem der verhafteten Rueckkehrer
- Khaled Kenjo - droht eine mehrjaehrige Haftstrafe. Er wurde aus Deutschland
abgeschoben, obwohl sein Bruder bereits vor mehreren Jahren an den Folgen
der Folter durch den syrischen Geheimdienst gestorben ist. Vor der naechsten
Verhandlung am 8. Februar vor dem Militaergericht im Kamischli ist Khaled
Kenjo nun in die Tuerkei geflohen und hat Asyl beantragt. Auch er soll
gefoltert worden sein.
Etwa 7.000 in Deutschland lebende
Fluechtlinge aus Syrien - unter ihnen viele (staatenlose) Kurden - sind
ausreisepflichtig.
Das Rueckuebernahmeabkommen erleichtert den deutschen Behoerden die Abschiebungen.
Die SPD-Fraktion haelt Abschiebungen in der gegenwaertigen politischen
Situation Syriens, in der massiv gegen Regimekritiker und Angehoerige
von Minderheiten vorgegangen wird, fuer nicht verantwortbar. Wir fordern
die Bundesregierung daher auf, eine klare, an humanitaeren Grundsaetzen
orientierte Entscheidung zu treffen und einen Abschiebestopp zu erlassen.
Dies schliesst nicht aus, mit
Syrien weiterhin im Dialog zu bleiben, sowohl auf bilateraler Ebene als
auch im Rahmen der EU.
Syrien spielt eine wichtige strategische Rolle im Nahen Osten und hat
sich erst kuerzlich gegenueber seinen Nachbarlaendern und der internationalen
Gemeinschaft politisch geoeffnet. Dieser Dialog sollte fortgefuehrt und
auch zur Verbesserung der menschenrechtlichen Lage im Land genutzt werden.
In der heutigen Bundestagsdebatte
(TOP 15) wird die SPD-Fraktion dazu einen Antrag einbringen und die Bundesregierung
zu genau dieser Politik auffordern.
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