Dialog jetzt! – Für eine gemeinsame Perspektive von Türken und Kurden! Erklärung der Internationalen Initiative „Freiheit für Abdullah Öcalan – Frieden in Kurdistan“ anlässlich des 11. Jahrestages der Entführung Abdullah Öcalans Hollywood selbst hätte das
Drehbuch nicht besser schreiben können. Eine Aufsehen erregende Hetzjagd,
Geheimdienstintrigen, Politiker ohne jegliche Moral, Verschwörung, Bruch
des Völkerrechts, Verrat, Heuchelei, Kriegsgewinnler, eine drohende Kriegskulisse,
lukrative Geschäftsabschlüsse und Börsengewinne – all das bietet die illegale
Verschleppung Abdullah Öcalans, die sich am 15. Februar 1999 in Nairobi
zugetragen hat. Öcalan war nach Europa gekommen, um für eine politische Lösung des blutigen türkisch-kurdischen Konfliktes zu werben; im Bewusstsein, dass dieser mit militärischen Mitteln nicht lösbar ist. Die anfänglichen Hoffnungen, dass Bewegung in die festgefahrene Situation kommen könnte, dass führende europäische Staaten gemeinsam die Initiative zur Lösung der kurdischen Frage ergreifen könnten, wurden schnell enttäuscht. Unter dem Druck der USA schlossen sich die Türen; kein Land erklärte sich bereit, den Kurdenführer aufzunehmen. Wie schon so oft wurden die Kurden den wirtschaftlichen und geostrategischen Interessen des Westens geopfert. Trotz alledem beharren die Kurden weiterhin auf ihren politischen und kulturellen Rechten, wider das Bestreben sie mundtot zu machen. Demgegenüber setzt die Türkei nach wie vor auf eine militärische Lösung, im Windschatten von Reformen, die, nur auf dem Papier, den Namen nicht verdienen. Das Sterben geht weiter, türkische Soldaten und kurdische Guerilleros verlieren auch heute ihr Leben. Die Menschenrechtslage in der Türkei bleibt weiterhin angespannt. Es ist allein Abdullah Öcalan geschuldet, dass seine Verschleppung nicht zum Auftakt einer Ethnisierung des türkisch-kurdischen Konflikts wurde. Statt auf Eskalation zu setzen, intensivierte er seine Friedensbemühungen. Er rief die kurdischen Rebellen zur einseitigen Beendigung des Krieges auf. Gleichzeitig verband er dies mit der Forderung nach Anerkennung kultureller und sprachlicher Rechte für die Kurden, die im Rahmen der Demokratisierung der Türkei erreichbar schien. Mit dem Rückzug der kurdischen Guerillaeinheiten aus dem Territorium der Türkei entspannte sich die Situation. Doch Regierung und Militärs ließen die Gelegenheit zum Frieden ungenutzt verstreichen. Heute stehen sich kurdische
Rebellenverbände und türkisches Militär wieder in den kurdischen Gebieten
der Türkei gegenüber. Eine fragile Feuerpause und der harte Winter verhindern,
dass der schwelende Konflikt eskaliert. Das innenpolitische Klima in der
Türkei lässt jedoch befürchten, dass mit der Schneeschmelze wieder überwiegend
die Waffen sprechen werden. Eine solche Lösung ist nur
im Dialog möglich. Hierfür bedarf es Ansprechpartner. Mit einer Stellvertreterpolitik
im autokratischen Stil – wie sie die AKP-Regierung betreibt –, die sämtliche
Ansprechpartner negiert, wird die festgefahrene Situation nur weiter zementiert.
Die kurdische Frage kann nur mit den Kurden gelöst werden, nicht gegen
sie. Auch nach elf Jahren hat sich an der Stellung Öcalans innerhalb der kurdischen Gesellschaft nichts geändert. Auf ihn geht die Vision zurück, die kurdische Frage im Rahmen der Demokratisierung der Türkei zu lösen. Ihm ist es zu verdanken, dass die Eigendynamik eines bewaffneten Konflikts nicht über die Politik obsiegt hat. Mit konstruktiven Thesen und Vorschlägen hat er es verstanden, die kurdische Freiheitsbewegung auf eine realistische Lösungsperspektive auszurichten. Die Politik des Machbaren bedarf
moderater Ansprechpartner. Öcalan ist ein solcher Ansprechpartner. Er
hat gezeigt, dass er zu weit gehender Flexibilität fähig ist, ohne das
Ziel aus den Augen zu verlieren. Ein möglicher Friedensprozess braucht
Akteure mit Visionen, ohne diese lassen sich festgefahrene Positionen
nicht überwinden. Öcalan ist der Visionär, den der Friedensprozess in
der Türkei braucht. Der direkte Dialog mit dem Kurdenführer ist, früher
oder später, unausweichlich. Dafür bedarf es Mut und Beständigkeit, auch
in der Türkei. Dieses Ziel teilt die Internationale Initiative, hierfür setzen wir uns ein. 14. Februar 2010 Internationale Initiative
|