Giftgasmassaker
von Halabja: Bundesregierung leugnet deutsche Beihilfe
Heute
vor 22 Jahren bombardierte die irakische Luftwaffe die irakisch-kurdische
Stadt Halabja mit Giftgas. 5000 Zivilisten starben qualvoll, mehr als
10.000 erlitten schwerste Verletzungen. Dies war der traurige Höhepunkt
der nach einer Koran-Sure »Anfal« (Beute) benannten irakischen Militäroffensive
gegen kurdische Autonomiebestrebungen im Jahr 1988 bei denen nach kurdischen
Angaben 90 % aller kurdischen Dörfer im Irak zerstört und bis zu 180.000
Menschen ermordet oder verschleppt wurden. In mindestens 42 Fällen kam
Giftgas zum Einsatz.
Viele Überlebenden „leiden noch heute unter physischen und psychischen
Spätfolgen dieser von irakischen Regierungstruppen durchgeführten Verbrechen“,
antwortet die Bundesregierung jetzt auf eine Kleine Anfrage der Abgeordneten
der Linksfraktion Ulla Jelpke zu „Entschädigung der Opfer des Giftgas-Massakers
von Halabja 1988“ (BT-Drs. 17/837) „Ein Großteil der von den Giftgasangriffen
von Halabja unmittelbar betroffenen Personen hat dauerhafte Gesundheitsschäden
erlitten, wie Hautkrankheiten und Nervenlähmungen.“ Viele Überlebende
lebten in wirtschaftlich schwierigen Verhältnissen und leiden unter unzureichenden
psychologischen, sozialen und medizinischen Versorgung.
Doch von einer deutschen Mitverantwortung will die Bundesregierung nichts
wissen. „Die ausschließliche Verantwortung für die Vorfälle von Halabja
liegt bei der irakischen Regierung. Eine wie auch immer geartete Mitverantwortung
der Bundesregierung besteht nicht“, heißt es, obwohl die irakische Giftgasproduktion
vor allem durch rund 60 deutsche Firmen ermöglicht wurde, die etwa 70
Prozent der Produktionsanlagen lieferten. „Illegale Lieferungen deutscher
Firmen in den Irak sind … gerichtlich geahndet worden und werden erforderlichenfalls
weiterhin zur Anzeige gebracht“, verspricht die Bundesregierung. Demzufolge
wurde gegen 22 Beschuldigte aus zehn deutschen Unternehmen ermittelt.
Am Ende wurden gerade einmal drei Händler des Todes zu Bewährungsstrafen
verurteilt. Obwohl die Bundesregierung seit 1984 durch die USA und den
Bundesnachrichtendienst über die Rolle deutscher Firmen beim Bau der irakischen
Giftgaslabore informiert war, wurden Ermittlungen in mehreren Fällen so
lange verschleppt, bis sie wegen Verjährung eingestellt werden mussten.
Die Bundesregierung solle die Überlebenden bei Entschädigungsforderungen
gegen die beteiligten deutschen Firmen unterstützen, fordert die Linksfraktionsabgeordnete
Ulla Jelpke. Doch während die kurdische Menschenrechtsorganisation Kurdocide
(CHAK) weiterhin beharrlich für Entschädigungszahlungen eintritt, lässt
die Kurdische Regierung die Opfer im Stich:.„Die Frage nach der Beteiligung
deutscher Firmen oder der Entschädigung der Opfer waren bislang bei den
bilateralen Gesprächen zwischen Mitgliedern der Bundesregierung und der
Regionalregierung Kurdistan-Irak kein Thema“, erklärt die Bundesregierung,
die vor einem Jahr ein Konsulat in der kurdischen Hauptstadt Erbil eröffnete.
Offenbar sind den aufgrund ihrer Korruption berüchtigten kurdischen Regierungsparteien
KDP und PUK neue profitträchtige Geschäfte mit der deutschen Wirtschaft
wichtiger als Gerechtigkeit für die Opfer von Halabja.
Kurdistan-Solidaritätskomitee
Berlin, 17.3.2010
http://kurdistan.blogsport.de/2010/03/16/giftgasmassaker-von-halabja-bundesregierung-leugnet-deutsche-beihilfe/
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