Öcalan: Der Angriff auf Ahmet Türk war kein Zufall! Am 16. April 2010
konsultierten die Anwälte des KCK-Vorsitzenden Abdullah Öcalan ihren Mandanten.
Die Gesprächsnotizen erschienen bei der Nachrichtenagentur Firat (ANF). Es ist kein Zufall,
dass Ahmet Türk schon früher in Izmir und heute in Samsun angegriffen
wurde. Dieser Angriff war geplant. Izmir und Samsun sind für diese Kräfte
sehr wichtig. Sie ziehen eine Verbindung zwischen Ahmet Türks Reise nach
Izmir und der Besatzung Izmirs durch die Griechen. Ich weiß nicht, ob
diese Kreise der Konterguerilla oder ähnlichen Gruppierungen angehören,
aber sie sind innerhalb des Staates immer noch effektiv. Sie können als
"Kuva-î Millî" [nationalistische Kräfte] angesehen werden. Öcalan erklärte seine Gedanken zur aktuellen Phase. Seit längerer Zeit werden Soldaten an die türkisch-irakische Grenze verlagert und kleine Operationen finden statt. Öcalan, der in verschiedenen Verteidigungsschriften – zuletzt in der nicht ausgehändigten Roadmap – seine Friedensvorschläge bekannt gab, erklärte, dass Krieg und Frieden Entscheidungen des Staates und der PKK seien. In seinen Anwaltskonsultationen des Monats März erklärte Öcalan, dass er die PKK in drei Phasen (4) einteile (1973-84; 84-93; 93-02/10), er betonte nochmals, dass er keinerlei Verantwortung übernehme: Nach den Entscheidungen, die der Staat und die PKK treffen werden, wird die Entwicklung der kommenden Wochen sehr bedeutsam. In den nächsten Wochen wird alles klarer. Ich will eigentlich diese Woche als das Ende der dritten Phase bewerten. Die dritte Phase ist beendet. Die kommende Phase ist die des Friedens und der demokratischen Lösung oder die des Krieges. Die Entscheidung darüber aber werden die PKK und der Staat fällen. Ich habe alles, was ich zu tun hatte, getan. Für die Entscheidung, die getroffen wird, werde ich nicht mehr verantwortlich sein. In den letzten Wochen kam eine Diskussion darüber auf, wer die Ansprechpartner in der kurdischen Frage sind. Obwohl die KurdInnen die PKK und Öcalan als Ansprechpartner sehen, wurde diese Diskussion erneut auf die Tagesordnung gesetzt. Besonders zu Newroz aktualisierte das kurdische Volk die Botschaft, von wem es vertreten werden möchte. Ich hoffe, dass dieser negative Prozess beendet wird. Ich kann nichts Klares sagen. Es ist schwer zu sagen, ob der Prozess in Richtung Lösung geht oder ins Gegenteil. Eine Überarbeitung der Roadmap ist nicht möglich. Ich kann nicht noch eine schreiben. Ich habe dort alles erläutert, das müsste ausdiskutiert werden. Mein Gesundheitszustand ist auch nicht mehr wie früher. Wenn ich jetzt in meinem Körper einen Schmerz spüre, dann bleibt er für Wochen. Wenn man zum Thema des „Ansprechpartners“ etwas von mir verlangt, kann ich in dieser Situation nicht viel machen. Wenn man etwas von mir will, dann muss man meine Umstände verbessern. Niemand soll das falsch verstehen. Ich leiste seit 12 Jahren Widerstand gegen diese Umstände. Ich habe meine Prinzipien, auf die ich beharre. Der Staat hat die Ernsthaftigkeit meiner Haltung verstanden; musste sie verstehen. Öcalan gab in den Anwaltskonsultationen von März (5) bekannt, dass er einen Brief an die PKK und den Staat geschrieben habe: Ich habe in meinen Briefen
auf zwei wichtige Punkte hingewiesen, von denen nicht abgewichen werden
kann. Der erste Punkt sind die Menschenrechte und die Demokratie. Wenn
eine Lösung kommen soll, dann im Rahmen der Menschenrechte und Demokratie.
Der zweite Punkt ist die Sicherheit. Diesen Punkt betrachte ich aus der
Perspektive des KCK-Systems. Die Sicherheit unseres Volkes muss garantiert
werden. Mit Sicherheit ist nicht nur meine Sicherheit gemeint. Ich sage:
„man kann mich hier töten“ und einige verstehen das als „Apo wird ermordet!".
Das ist nicht richtig. Man lässt mich hier verfaulen. Bei meiner Auslieferung
in die Türkei hatten die USA eine Rolle gespielt. Ich kritisiere ihre
Politik. Daher sage ich, man kann mich zur Zielscheibe machen und töten.
Was ich damit nicht sagen will, dass man meine Fenster zerschlagen und
mich ermorden wird. Man versucht mich seit 12 Jahren zu vernichten, hat
es aber nicht geschafft. Man lässt mich langsam, langsam verfaulen und
vernichtet mich auf dieser Weise. Ich bin hier wie in einem Todesloch.
Ich kann nicht atmen. Abdullah Öcalans Mutter Üveyş starb am 11. April 1993. Im Zusammenhang mit dem Todestag seiner Mutter erklärte Öcalan erneut seine Gedanken zur Frau in der Gesellschaft: Der 11. April war der Todestag
meiner Mutter. In diesem Zusammenhang möchte ich ihr nochmals gedenken.
Ich habe sie nicht einmal angerufen, bevor sie gestorben ist. Daher war
sie etwas böse auf mich. Manchmal bin ich von der Universität in das Dorf
zurückgekehrt. Sie sagte dann zu mir „Du hast mir nicht einmal ein paar
Meter Stoff mitgebracht.“ Ich verfolgte jedoch größere Ideale. Leider
wollen die Frauen in diesem System nur materielle Dinge. Gegenständliche
Dinge machen sie glücklich. Das ist nicht die Schuld der Frau. Das ist
die Schuld des Systems, in dem sie groß wird. Aber wir haben etwas anderes
gemacht. Wir haben das Problem der Frauen zu einem gesellschaftlichen
gemacht. Auf dieser Weise haben zur Lösung dieses Problems einiges erreichen
können. Ich sagte immer „Die Freiheit der Gesellschaft wird nur über die
Freiheit der Frau erreicht.“ In den letzten Monaten gab es Debatten um die Änderung der Verfassung. Die AKP, die einige Verfassungsänderungen plant, will u.a. die Gründung politischer Parteien erschweren. Die BDP [Partei für Frieden und Demokratie] hat ihre Unterstützung für die Verfassungsänderung mit eigenen Forderungen ausgesprochen. Öcalan bewertete diese Diskussion: Die Verfassung ist
kein Blatt Papier, das man benutzen und wegwerfen kann. Die Verfassung
ist ein rechtliches Abkommen. Die Verfassung regelt die Beziehung zwischen
den herrschenden Kräften und den Völkern. Daher ist sie von großer Bedeutung.
Unsere Haltung dazu ist: Die Verfassung ist ein gesellschaftliches Abkommen,
das nur mit Übereinstimmung der Bevölkerung verabschiedet werden kann.
Die Verfassung von 1921 war so entstanden, auch wenn sie einige Fehler
beinhaltete. Wichtig ist, dass man sich zur Stimme derjenigen Klassen,
Gruppen und Kreise macht, deren Stimme aufgrund der jetzigen Verfassung
nicht gehört wird. Wichtig ist, dass die Rechte von Millionen von Armen
und ArbeiterInnen garantiert werden. Fußnoten: |