*** ECA Watch
Österreich *** Initiative zur Rettung von Hasankeyf *** GegenStrömung
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Neue Skandale im Ilisu-Projekt
Umsiedlungen aus Ilisu Dorf ohne entsprechende Entschädigungen, Monumente
in Hasankeyf sollen nicht wieder aufgebaut werden. Andritz macht sich
mitverantwortlich.
(1.6.2010) In zwei Monaten sollen nach Informationen der Initiative zur
Rettung von Hasankeyf die Menschen im Dorf Ilisu umgesiedelt werden. Nun
wird klar, dass dies für sie existenzbedrohend wird: Für ihre neuen Häuser
müssen sie ca. 25.000 Euro mehr bezahlen, als sie vom Staat als Entschädigung
erhalten. Während sie maximal 20.000 Türkische Lira für den Verlust ihrer
Wohnstätten bekommen, kosten die neu errichteten Häuser 70.000 Lira.
„Die Menschen in Ilisu sind verzweifelt und selbst diejenigen, die den
Staudamm früher befürwortet haben, lehnen ihn nun einhellig ab“, berichtet
Ipek Tasli von der Initiative, die vor wenigen Tagen mit Dorfbewohnern
sprach. Obwohl ihnen versprochen wurde, dass für sie Arbeitsplätze auf
der Ilisu-Baustelle geschaffen würden, werden für die Bauarbeiten hauptsächlich
Arbeiter aus anderen Teilen der Türkei herangezogen. Wenn ihr Land geflutet
wird, können die Einwohner, die zu einem großen Teil von der Landwirtschaft
leben, sich nicht mehr selbst ernähren. Ebenso fraglich ist dann, wie
sie die Kredite für die neuen Häuser zurückzahlen sollen. Schon jetzt
können sie Teile ihres Landes nicht mehr nutzen, da dieses für die Bauarbeiten
beansprucht wird. Entschädigung haben die Bewohner dafür nicht erhalten.
„Die österreichische Andritz AG macht sich an diesem Skandal mitschuldig,
wenn sie nicht aus dem Staudammprojekt aussteigt“, so Thomas Wenidoppler
von ECA Watch Österreich zu den Vorgängen. Erst vor wenigen Wochen ist
offiziell bekannt geworden, dass sie als einziges europäisches Unternehmen
im Ilisu-Projekt verbleibt. Alle anderen europäischen Partner sind den
Empfehlungen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz gefolgt, die sich
im Juli 2009 wegen der mangelhaften Einhaltung von Projektauflagen seitens
der Türkei aus dem Projekt zurückgezogen hatten.
Auch ein anderes Versprechen
bricht die Türkei im Ilisu-Projekt: Aus einem Artikel der Hürriyet Daily
News vom 24.5. geht hervor, dass nun auch Hasankeyfs antike Brücke und
die antike El Rizk Moschee nach den Plänen der türkischen Behörden in
den Fluten des Ilisu-Staudamms versinken sollen. Bisher hatten die türkischen
Behörden versichert, Hasankeyf werde „gerettet“, indem die wichtigsten
zwölf Monumente im Original abgetragen und wieder aufgebaut werden. Jetzt
ist nur noch von „Nachbildungen“ die Rede.
„Die vollmundigen Versprechen Premierminister Erdogans entpuppen sich
nun als reine Hinhaltetaktik, um die Projektkritiker zu beschwichtigen“,
kommentiert Heike Drillisch, Koordinatorin des deutschen Netzwerks GegenStrömung.
„Offensichtlich interessieren Erdogan weder die Kulturgüter noch die internationale
Reputation seines Landes.“ Zahlreiche Prominente, Parlamentarier aus vielen
Ländern und der Internationale Rat für Denkmalpflege (ICOMOS) haben sich
für den Erhalt Hasankeyfs ausgesprochen.
Link zum Hürriyet-Artikel:
http://www.hurriyetdailynews.com/n.php?n=hasankeyf-to-be-moved-2010-05-24
Weitere Informationen:
Thomas Wenidoppler - ECA Watch Österreich: +43 650 822 52 00
Ercan Ayboga – Initiative zur Rettung von Hasankeyf: +49 163 7577 847
Heike Drillisch – GegenStrömung: +49 177 3452 611
www.stopilisu.com
ausserdem: www.hasankeyfgirisimi.com
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