Initiative zur
Rettung von Hasankeyf
Wir, die Initiative zur Rettung von Hasankeyf, rufen alle interessierten Menschen und Organisationen zur Teilnahme am Hasankeyf-Solidaritäts- Camp auf. Das Camp wird vom 11. bis 17. Oktober 2010 in Hasankeyf im Tigristal, das vom Bau des Ilisu-Staudammprojekts bedroht ist, stattfinden. Der Ilisu-Staudamm wird den bedeutenden kulturellen und natürlichen Reichtum der antiken Stadt Hasankeyf überfluten und sich gravierend auf das Tigristal im Unterstrom auswirken. Insgesamt 75.000 Menschen werden durch dieses Projekt die Lebensgrundlagen entzogen. Die Lage ist ernst, denn im Frühjahr 2010 haben die Bauarbeiten am Staudammort im Dorf Ilisu und für den neuen Umsiedlungsort von Hasankeyf begonnen. Damit wird dieses Zerstörung bringende Projekt trotz der jahrelangen Proteste der betroffenen Bevölkerung und breiter Kritik von Menschen und Organisationen aus der Türkei und der ganzen Welt umgesetzt. Vielen ist bekannt, dass die europäische Finanzierung im Juli 2009 zusammenbrach, d.h. die europäischen Regierungen sich mit ihrem Kreditbürgschaften und die europäischen Banken mit ihren Krediten zurückzogen, nachdem der Protest immer mehr zunahm und die Türkei nicht die geforderten internationalen Standards umsetzte. Auch die viel heraufbeschworene Beteiligung chinesischer Unternehmen und Finanzinstitute für eines der weltweit am kontroversesten Staudammprojekte fand nicht statt. Die türkische Regierung, die das Ilisu-Projekt vielleicht als wichtigstes Prestigeprojekt betrachtet, organisierte daraufhin im Januar/Februar 2010 eine Finanzierung durch drei türkische Banken (Akbank, Garantibank und Halkbank), die das jetzige Bauvorhaben ermöglicht. Vier türkische und das österreichische Unternehmen Andritz blieben dabei im Projektkonsortium. Darüber hinaus nahmen die türkischen Staatsbehörden einen Felsstutz am 13. Juli 2010 in Hasankeyf – der einem Menschen das Leben kostete – zum Anlass, die wichtigsten archäologischen Gebiete in Hasankeyf komplett zu sperren. Dies wird von den Bewohnern als der erste Schritt zur Entvölkerung der Stadt betrachtet. Somit tritt unser Kampf gegen das Ilisu-Projekt, das in drastischer Weise das reiche Ökosystem des Tigris mit seinen zahlreichen Tieren und Pflanzen verändern und zerstören würde, in die finale Phase, um das 12.000 Jahre alte kulturelle und natürliche Erbe Hasankeyf – das Gebiet erfüllt 9 von 10 möglichen Kriterien für die Ausweisung als UNESCO Welterbe – vor der Zerstörung zu bewahren. Andere Staudämme haben in der Vergangenheit kulturelle Stätten wie Samsa, Halfeti, Zeugma und Hallan Cemi überflutet – und das für einen kleinen Ertrag an elektrischen Strom. Jetzt werden weitere Staudämme geplant, die Orte wie Hasankeyf und Allianoi, den Fluss Munzur und alle Flüsse und Bäche am Schwarzen Meer bedrohen. Wenn wir uns nicht energisch dagegen stellen, werden wir diese Reichtümer verlieren. Obwohl viele Menschen die Erfolgsaussichten unsere Kampagne als gering schätzten, haben wir auf den Grundsätzen „Erhalt gegen Zerstörung“, „Harmonie mit der Natur anstatt Ihrer Betonierung“, „Entwicklung vor Ort gegen Vertreibung“, „produktive Gemeinschaften anstatt Konsum“ und „Solidarität gegen Individualismus“ in der Vergangenheit zweimal geschafft, das Ilisu-Staudamm-Projekt zu stoppen. Angesichts des wiederbegonnenen Staudammbaus rufen wir mit dem Glauben, das Projekt ein drittes und letztes Mal stoppen zu können, alle Menschen zwischen dem Schwarzen und Mittelmeer und zwischen Mesopotamien und der Ägäis und alle anderen Interessierte zur Solidarität auf. Lokale Gemeinschaften, Kulturen und natürliche Ressourcen sollten nicht für die Wirtschaftsinteressen einiger Kreise zerstört werden. Der Erhalt von Hasankeyf und dem Tigristal, die zu hervorzuhebenden Symbolen im Kampf gegen die destruktive Staudammpolitik geworden sind, muss unser gemeinsames Ziel werden! Lasst uns Hasankeyf in die Zukunft tragen und nicht in den Umsiedlungsort! Mit dem Ziel der Solidarität mit Hasankeyf und dem Tigristal organisieren wir vom 11. bis 17. Oktober 2010 in Hasankeyf am Tigris Fluss ein Camp, zu dem wir Euch alle zur Teilnahme und zum Austausch aufrufen.
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ISKU | Informationsstelle Kurdistan |