Pressemitteilung
des Kurdistansolidaritätskomitees Berlin
Berlin, 09.10.10
BERLIN: Polizei
greift Demonstration für Frieden in Kurdistan und Freiheit für Abdullah
Öcalan an
In Berlin fand heute,
dem 12. Jahrestag der Ausweisung des Vorsitzenden der linken kurdischen
Arbeiterpartei PKK, Abdullah Öcalan aus Syrien, eine Protestdemonstration
an der sich kurdische, türkische und deutsche Linke und Internationalist_innen
beteiligten, statt.
Da die Ausweisung Herrn Öcalans aus Syrien zu seiner Festnahme und Verschleppung
die Türkei, unter Beteiligung verschiedenster Geheimdienste führte, ist
dieser Tag für viele Kurd_innen ein Tag der Trauer und des Protests. Denn
wieder hatte der türkische Staat mit europäischer und US-amerikanischer
Unterstützung die Möglichkeit einer friedlichen Lösung verbaut. Trotzdem
setzen sich die PKK, die kurdischen Parteien und Abdullah Öcalan bis heute
weiterhin für eine friedliche Lösung des Konflikts ein.
Doch sowohl die europäischen Staaten, allen voran Deutschland als auch
die Türkei gießen weiterhin darauf Öl ins Feuer und setzen den Krieg fort.
So kam es auch heute, am 9.10. zu schweren Polizeiübergriffen auf kurdische
Protestdemonstrationen in Nordkurdistan (Türkei), bei denen zwei Kinder,
eines davon 7 Jahre alt lebensgefährlich verletzt wurden und ein 17jähriger
ebenfalls angeschossen worden ist. Aber auch die Berliner Polizei ließ
es sich nicht nehmen die Demonstrant_innen zu provozieren, und als dies
nicht zur Eskalation führte, diese anzugreifen.
Schon die schikanösen Auflagen der Berliner Versammlungsbehörde, nur ein
Porträt von Öcalan pro 50 Personen zeigten den Eskalationskurs der Berliner
Polizei. Lächerliche Zusätze, wie das grundsätzliche Verbot von Öcalan
in blauen Hemd auf gelben Grund machten diese kafkaeske Maßnahme noch
repressiver, da damit verhindert wurde, dass auf einer Demonstration u.a.
für die Freiheit von Abdullah Öcalan nicht ein Bild von ihm gezeigt werden
konnte. Teilnehmer_innen wurden zu Beginn akribisch nach Öcalan Porträts
durchsucht und die Polizei mache wieder deutlich was sie vom Demonstrationsrecht
hält, indem erklärt wurde „Wenn Ihnen das nicht passt, dann brauchen Sie
ja nicht teilzunehmen.“
Dennoch zogen die Teilnehmer_innen entschlossen mit Parolen u.a. gegen
deutsche Waffen in Kurdistan in Richtung Brandenburger Tor. Gelegentlich
kam es zu Provokationen türkischer Faschisten wie zu Bedrohungen durch
die Polizei aufgrund missliebiger Fahnen oder Parolen. Nach etwa zwei
Dritteln der Wegstrecke griff die Polizei die Demonstration an und nahm
mindestens vier Personen fest. Bei dem unter heftigem Gewalteinsatz durchgeführten
Polizeieinsatz wurden mehrere Teilnehmer_innen verletzt. Anschließend
zog die Demonstration zum Brandenburger Tor, wo sie sich auflöste. Nach
der Auflösung fand mindestens eine weitere Festnahme statt.
Wir als Kurdistan Solidaritätskomittee Berlin, verurteilen diesen Angriff
aufs Schärfste. Der Angriff steht in einem Kontext mit der verschärften
Repression gegen kurdische Strukturen in Deutschland und Europa. So wurden
erst vor wenigen Tagen, die Wohnungen von kurdischen Aktivist_innen in
Berlin und anderen Städten durchsucht. Erst Ende September war der deutsche
Bundesinnenminister Thomas de Maizière auf Einladung seines türkischen
Amtskollegen Besir Atalay in Ankara. Die Innenminister einigten sich auf
die Bildung einer deutsch-türkischen Anti-Terror-Kommission gegen angebliche
PKK-Strukturen in Deutschland. Auf einer Pressekonferenz hatte de Maizière
angekündigt, nach der Auswertung der von der türkischen Seite übergebenen
Unterlagen könne es zu „überraschenden Operationen“ gegen PKK-Anhänger,
aber auch gegen zivilgesellschaftliche kurdische Organisationen in Deutschland
kommen, hinter denen sich die PKK verstecke. Offenbar folgen jetzt Taten
auf diese Drohung. Sicherlich ist auch der Besuch des türkischen Ministerpräsidenten
Erdoğan, der sich im Moment in Berlin aufhält, eine weitere Motivation
für die Berliner Polizei besonders repressiv gegen Kurd_innen vorzugehen.
Aber nicht nur in Deutschland nimmt die Repression zu. Erneut soll der
kurdische Sender Roj TV, einer der wenigen staatsunabhängigen kurdischen
Sender, welcher von Dänemark aus sendet zum Schweigen gebracht werden.
Wir verurteilen auch diesen wiederholten Angriff auf die Pressefreiheit
scharf.
Wir fordern – Schluss
mit der Repression gegen kurdische Strukturen – Weg mit dem Verbot der
PKK – Hände weg von Roj TV!
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