BLN:
Polizei verhindert kurdische Demo
25.01.2011
200
Menschen versammelten sich heute um 15 Uhr am U-BHF Hallesches Tor zu
einer Demonstration gegen die Kriminalisierung der kurdischen Befreiungsbewegung
in der Türkei, dem Iran und der BRD. Hintergrund der Protestaktion ist
die immer massivere staatliche Verfolgung kurdische Aktivist_innen durch
die Organe des türkischen, iranischen und deutschen Staates. Am Samstag,
den 15.Januar wurde der kurdische politische Gefangene Hossein Khazarie
im Gefängnis der Stadt Urumieh vom iranischen Regime hingerichtet (für
den letzten Brief von Hossein siehe: http://www.nadir.org/nadir/initiativ/isku/pressekurdturk/2011/03/04.htm),
in der Türkei läuft zur Zeit der sogenannte KCK-Prozess - Über 1000 legale
kurdische Aktivist_innen, Menschenrechtler_innen, Bürgermeister_innen
und Journalist_innen stehen vor Gericht, weil ihnen vorgeworfen wird Teil
des PKK-Apparates zu sein – und in Berlin werden kurdische Kulturveranstaltungen
und Hochzeiten unter fadenscheinigen Begründungen als „PKK-Veranstaltungen“
durch die Polizei verboten und friedliche Demonstrationen wegen kurdischer
Symbole und Fahnen brutal angegriffen.
Ungefähr 50 deutschsprachige Linke und Linksradikale hatten sich eingefunden,
um im Rahmen der „Aktionswochen gegen Krieg, staatliche Repression und
für den Erhalt des linken Hausprojektes Liebig14“ ihre Solidarität mit
den kurdischen Freund_innen zu zeigen. Die Polizei war mit einem riesigen
Aufgebot vor Ort und hatte den Franz-Mehring-Platz und das Hallesche Tor
großräumig abgesperrt. Mehrere hundert Polizeibeamt_innen, unzählige deutsche
und türkische PMSler_innen und das LKA 5 (Staatsschutz) lungerten am Franz-Mehring-Platz
herum und drangsalierten die kurdischen Teilnehmer_innen. Mit massiven
Vorkontrollen wurde versucht die potentiellen Teilnehmer_innen einzuschüchtern
und die kurdischen Jugendlichen von der Demo fernzuhalten. 2 Jugendliche
wurden in den Vorkontrollen wegen dem Mitführen von kurdischen Fahnen
verhaftet. Penibel wurde nach allem gesucht, was ein Bezug zur politischen
Bewegung der Kurd_innen haben könnte. Die Polizeibeamt_innen brauchten
zum Beispiel 20 Minuten um den Unterschied zwischen Fahnen der Antifaschistischen
Revolutionären Aktion Berlin (ARAB) und der kurdischen Arbeiterpartei
PKK festzustellen. Als sich die Demonstration gegen 15:30 aufstellen wollte,
griff die Polizeiführung ein und begann alle Transparente, Schilder und
Fahnen zu beschlagnahmen. Auch legale Meinungsäußerungen, wie ein Schild
mit der Aufschrift „Weg mit dem Verbot der PKK“, wurden von der Versammlungsbehörde
beschlagnahmt. Ebenso mehrere Transparente, Fahnen und Bilder des ehemaligen
PKK-Vorsitzenden und politischen Gefangenen Abdullah Öcalan. Da die Polizeiführung
der Demonstrationsleitung alle Fahnen, Parolen und Transparente wegen
angeblichen „PKK“-Bezugs verbot, entschied sich der kurdische Verein die
Demonstration unter diesen „undemokratischen“ Bedingungen nicht weiter
fortzuführen und stattdessen eine Saal-Veranstaltung im nahe gelegenen
kurdischen Verein durchzuführen. Da aufgrund der Einschränkungen durch
die Polizeiführung ein politischer Ausdruck nicht möglich sei, ging die
Demo nicht wie geplant zum Auswärtigen Amt um gegen die deutsche Unterstützung
im Krieg gegen die kurdische Bevölkerung zu protestieren, sondern wurde
aufgelöst bevor sie richtig begonnen hatte. Daraufhin stellte sich die
Berliner Polizei mit Helmen und Schlagstöcken vor dem kurdischen Verein
auf und drohte ihn zu stürmen da angeblich ein Jugendlicher der eine „verbotene“
Fahne dabei gehabt haben soll, dort hinein geflüchtet sei. 10 Minuten
standen sich die Schlägertrupps der Berliner Polizei und die kurdischen
Genoss_innen gegenüber, die Stimmung war angespannt und es hätte jederzeit
zu einer blutigen Eskalation kommen können. Nach Verhandlungen zwischen
dem Vorstand des Vereins und der Polizeiführung verzichtete diese jedoch
darauf sich gewaltsam Zutritt zu den Räumen des kurdischen Vereins zu
beschaffen. Dort hielten der kurdische Verein und die Antifaschistische
Revolutionäre Aktion Berlin (ARAB) Redebeiträge über die Notwendigkeit
sich von der Polizei nicht einschüchtern zu lassen und gemeinsam zu kämpfen.
Es wurde auf die Demonstrationen am Freitag (Anti-Bullen) und Samstag
(Anti-Räumung) aufmerksam gemacht und die Föderation kurdischer Vereine
in der BRD (YEK-KOM) ruft dazu auf, sich an den Aktionen gegen den Naziaufmarsch
in Dresden am 19. Februar und einer kurdischen Grossdemo im französischen
Strasbourg zu beteiligen.
Die Berliner Polizei
hat heute wieder einmal gezeigt, dass sie gegen die kurdische Bewegung
NOCH repressiver und brutaler vorgeht als gegen die deutschsprachige radikale
Linke. Deshalb ist es wichtig die kurdischen Freund_innen mit den deutschen
Bullen nicht allein zu lassen, sondern praktische Solidarität gegen die
Repression des Staates zu zeigen.
http://de.indymedia.org/2011/01/298675.shtml |