Presseinformation der Bundestagsabgeordneten Ulla Jelpke und Heidrun Dittrich
(DIE LINKE)
Türkische
Soldaten töten kurdischen Stadtratsabgeordneten bei Friedensdemonstration
Während
einer Anti-Kriegs-Demonstration der "Lebenden Schutzschilde"
in den kurdischen Provinzen der Türkei töteten Soldaten am Sonntag den
Stadtrat der pro-kurdischen Demokratischen Friedenspartei BDP Yildirim
Ayhan.
In Cukurca an der irakisch-türkischen Grenze hielten sich seit Tagen mehrere
tausend Menschen auf, um für die sofortige Beendigung der völkerrechtswidrigen
Militäroperationen der türkischen Armee im Nordirak zu protestieren. Soldaten
griffen die Menge an und schossen dabei Yildirim Ayhan eine Tränengasgranate
in die Brust. Der Stadtrat aus der Stadt Van starb wenige Stunden später
im Krankenhaus.
Hauptsächlich beteiligt an den Protesten der "Lebenden Schutzschilde"
waren die "Friedensmütter". Unter der Losung "Kommt Mütter
lasst uns an der Hand nehmen und dafür wirken das unsere türkischen und
kurdischen Kinder nicht mehr sterben müssen" treten sie seit Jahren
für einen Friedensdialog ein.
Seit 2009 wird im Verlauf von Protesten seitens der "Sicherheitskräfte"
vermehrt gezielt mit Tränengasgranaten auf Menschen geschossen. Erst im
Juni 2011 war die 54 jährige Xetîce Îdîn in Sirnak auf diese Weise ums
Leben gekommen. Ebenfalls kurz nach den Parlamentswahlen im Juni 2011
mussten zwei Parlamentsabgeordnete des prokurdischen Blocks in Istanbul
im Krankenhaus behandelt werden, da sie von der türkischen Polizei mit
Tränengasgranaten beschossen worden waren.
Die Bundesregierung hat bisher zu den völkerrechtswidrigen Angriffen der
türkischen Armee im Nordirak sowie der zunehmenden Gewalt gegen die Zivilbevölkerung
geschwiegen. Selbst die Drohung der Regierungspartei AKP mit einer tamilische
Lösung der kurdischen Frage, d.h. die Drohung von Massakern an der Zivilbevölkerung
und Kriegsverbrechen, bleibt unkommentiert. Anstatt einen politischen
Weg zu eröffnen, wird durch Schweigen, Rüstungsexporte und die zunehmende
Kriminalisierung der kurdischen Bevölkerung in Deutschland eine Eskalation
der Gewalt unterstützt.
Die Regierung Erdogan wird zu einer sicherheitspolitischen und militärischen
Konfliktlösung ermutigt, weil die Türkei die neue "Energiedrehscheibe"
im Vorhof des Mittleren Osten werden soll. Demokratische Linkskräfte,
wie die kurdische Bewegung und die BDP werden als Hindernis gesehen, da
sie die Interessen der Menschen formulieren und vertreten. Es geht um
Öl, die Nabucco Gaspipeline und die Öffnung weiterer wirtschaftlicher
Märkte. Wir verurteilen eine Politik, die sich an wirtschaftlichen und
geostrategischen Interessen anstatt an den Menschenrechten orientiert.
Ulla Jelpke, MdB
Innenpolitische Sprecherin
Fraktion DIE LINKE.
Platz der Republik
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