An
die Presse und Öffentlichkeit 1.November 2011
Kurdische
Community in Deutschland anerkennen!
Anlässlich des 50.
Jahrestages der Unterzeichnung des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens
am
30. Oktober 1961 erinnern wir daran, dass unter den gemeinhin als türkisch-stämmig
bezeichneten Migrantinnen und Migranten fast 30 Prozent Menschen kurdischer
Herkunft sind. Vielen ist diese Tatsache bekannt, aber trotzdem werden
z.B. Kurdinnen und Kurden so gut wie nie als solche öffentlich angesprochen.
Fakt ist: Diese Menschen sind keine Türken.
Migration als ein transnationales Phänomen ermöglicht uns, der Vielfalt
der Kulturen als eine Bereicherung zu begegnen.
Als die ersten kurdischen Arbeitskräfte aus wirtschaftlichen Gründen ihre
Heimat verlassen hatten und im Rahmen des Anwerbeabkommens nach Deutschland
gekommen waren, hatten sie erst hier die Möglichkeit, ihre Sprache und
Kultur, die in der Türkei verboten waren, zu pflegen.
Es kann nicht angehen, dass diese Menschen nun ihrer Identität beraubt
werden, indem ihre ethnische und kulturelle Zugehörigkeit in Deutschland
keine Berücksichtigung findet und sie pauschal als „türkisch-stämmig“
bezeichnet werden.
Die Forderung nach Beteiligung, nach Anerkennung und Teilhabe in allen
gesellschaftlichen, kulturellen, sozialen, ökonomischen, aber auch politischen
Bereichen und Belangen unserer heutigen Gesellschaft, und das mit allen
Rechten und Pflichten, setzt voraus, dass die rund eine Million Kurdinnen
und Kurden als zweitstärkste Einwanderergruppe nach den Türken in Deutschland
als eigenständige Gemeinschaft wahrgenommen und anerkannt werden.
Eine Diskussion mit den VertreterInnen der kurdischen Gemeinschaft in
Deutschland auf Augenhöhe findet leider nur eingeschränkt statt. Das Scheitern
der Anerkennung liegt nicht an dem Einsatz und den Bemühungen kurdischer
Organisationen um Partizipation. Die deutsche Regierung selbst ist äußerst
zurückhaltend und lenkt ihr Augenmerk lieber auf andere Immigrantengruppen.
Es ist zu vermuten, dass außenwirtschaftliche Harmonie mit der Türkei
als Motiv für zögernde bis gar nicht stattfindende Dialoge verantwortlich
ist. Genauso muss das Verbot der PKK und der ihr nahe stehenden Vereine
in Deutschland vor 18 Jahren als weiterer Grund gesehen werden.
Das Verbot muss als ein Integrationshindernis für in Deutschland lebende
Kurdinnen und Kurden angesehen werden, deren politische Partizipation
damit erschwert wird. Gleichzeitig ermutigt das PKK-Verbot in Deutschland
die türkische Regierung zur Fortsetzung ihrer antikurdischen Politik und
zur Verweigerung einer friedlichen Lösung in der Türkei.
Die Politik des diplomatischen Schweigens wegen vermeintlich wirtschaftlicher
Interessen wie in den letzten Jahren darf nicht fortgesetzt werden. Von
einem demokratischen, freiheitlichen, offenen Land, wie es die Bundesrepublik
Deutschland ist, erwarten wir mehr. Dazu gehört, dass allen Menschen,
die zum Aufbau Deutschlands beigetragen haben, auch ihre Herkunft zugestanden
und dies öffentlich anerkannt wird.
Wir Unterzeichner, appellieren an die Bundesregierung, ein Zeichen zu
setzen, Kurdinnen und Kurden als eigenständige Migrantinnen- und Migrantengruppe
in Deutschland anzuerkennen, sie mit allen anderen Immigrantengruppen
gleich zu behandeln und dazu beizutragen, dass der Konflikt in ihrem Herkunftsland
friedlich gelöst wird!
Anlässlich des 50. Jahrestages der Unterzeichnung des deutsch-türkischen
Anwerbeabkommens beim Gipfel am 2.November in Berlin zwischen dem türkischen
Ministerpräsident Erdogan und Bundeskanzlerin Merkel sind die Kurden nicht
vertreten, folglich hat Erdogan nicht die Legitimation, auch im Namen
der Kurdinnen und Kurden in Deutschland zu sprechen.
Demokratie kann so etwas leisten und die Menschen, um die es geht, haben
es verdient.
Unterzeichner:
• YEK-KOM, Föderation der kurdischen Vereine in Deutschland e.V.
• KNK Kurdische Nationalkongress Deutschland
• Deutsche-Kurdischer Kultur Bund e.V.
• Kultur Kreis Kurdistan e.V. Karlsruhe
• Kurdistans Volkshaus e.V. / Berlin und Hamburg
• HEVKAR e.V.
• Deutsch-Kurdische-Gesellschaft Gießen e.V.
• Kurdische Gemeinde in Deutschland e.V.
• IVK-Islamische Verin Kurdistan e.V.
• FKE – Föderation der Yezidischen Vereine e.V.
• European - Kurdistan Green Organization
• CÎK - Föderation der Kurdischen Muslimischen Gemeinschaften in Europa
e.V.
• FEDA - Föderation der Demokratischen Alewiten e.V.
• YXK – Verband der Studierenden aus Kurdistan e.V.
• Der Europäische Friedensrat Türkei/Kurdistan
• Rat der Kurden und Kurdischen Vereinigungen Berlin
• Kurdistan AG
• Kurdische Zentrum e.V. Berlin
• Kurdische Frauen im Exil e.V.
• DIDF-Berlin
• YEKMAL e.V. - Kurdischer Elternverein
• Awadani e.V. ,Kurdistanhilfe, Information, Beratung und Dokumentation.
• IKK e.V. Berlin
• Kurdische Gemeinde zu Berlin-Brandenburg e.V.
• Dersim-Gesellschaft für Wiederaufbau.e.V.
• Cenî - Kurdisches Frauenbüro für Frieden e.V.
• Kurdisches Institut in Deutschland
• YMK – Verein der Kurdischen Lehrer in Europa e.V.
• European Kurdish Culture Bridge
• Kurdische Gemeinde Fulda e.V.
• Kurd-Akad, Netzwerk Kurdischer AkedemikerInnen e.V.
• Ali Atalan , Mitglied des Landtages NRW
• Hamide Akbayir, Mitglied des Landtages NRW
• Cansu Özdemir ,Mitglied der Hamburger Bürgerschaft
• Mehmet Tanriverdi, Präsident der Bundesarbeitsgemeinschaft der Immigratenverbände
in Deutschland - BAGIV e.V.
• Haydar Isik, Schriftsteller
• Gunay Aslan, Schriftsteller
• Riza Baran, ehemaliges Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin
• Giyasetin Sayan, ehemaliges Mitglied des Abgeordnetenhauses von Berlin
• Cahit Mervan, Journalist
• Dr. Nebi Kesen, Steuerberater
• Prof. Dr. Ferhad Ibrahim
• M. Sefik Boti, Journalist
• Faysal Dagli , Journalist
• Mehmet Sahin, Schriftsteller und Journalist
• M. Ali Yildirim, Journalist
• Ahmet Kahraman, Journalist
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