Pressemitteilung
Ulla Jelpke MdB DIE LINKE
Bärbel Beuermann, MdL DIE LINKE NRW
Offensichtlicher
Racheakt der Regierung Erdogan an Menschenrechtsaktivisten
Am Sonntag den 05. November
wurde der Vorsitzende des Menschenrechtsvereins IHD in Hakkari, Ismail
Akbulut, von türkischen Sicherheitskräften am Depin Kontrollpunkt bei
Hakkari in den kurdischen Provinzen der Türkei festgenommen. Die Soldaten
und Polizisten an diesem berüchtigten Kontrollpunkt wurden schon mehrfach
wegen Folter angezeigt. Er befindet sich für 24 Stunden in Haft ohne Kontakt
zur Außenwelt und Anwälten.
Ismail Akbulut war einer derjenigen, die den Verdacht auf den Einsatz
von Chemiewaffen durch die türkische Armee Ende Oktober 2011 untersucht,
einen Bericht darüber angefertigt und der Presse vorgestellt hatten. "Bei
der jetzigen Festnahme handelt es sich offensichtlich um einen Racheakt
der türkischen Behörden gegen eine kritische Stimme. Ich habe Herrn Akbulut
als einen Menschenrechtsaktivisten kennengelernt, der sich seit Jahren
für eine friedliche Lösung der kurdischen Frage einsetzt und stets um
die detailgenaue Recherche von Fakten bemüht ist," so Bärbel Beuermann
Landtagsabgeordnete DIE LINKE NRW.
Seit dem 24. Oktober 2011 war bekannt, dass 24 Leichname in der Leichenhalle
des staatlichen Krankenhauses in Malatya liegen. Es handelte sich dabei
um Guerillas der PKK, die bei einem Gefecht in der Region Hakkari/Cukurca
starben. Schusswunden waren bei der Übergabe der zum Teil verstümmelten
und allem Anschein nach von Chemiewaffen gezeichneten Leichen nicht vorzufinden.
Eine Kommission aus Vertretern der im türkischen Parlament vertretenen
Demokratischen Friedenspartei BDP, des IHD und des Vereins der Angehörigen
von Gefallenen MEYA-DER hatte einen Bericht zu den Vorkommnissen in Hakkari/Cukurca
vorgelegt, vor Ort weitere Leichen geborgen und mit Augenzeugen gesprochen,
die aufgrund ihrer Beobachtungen ebenfalls von einem Einsatz chemischer
Substanzen ausgehen. Die Behörden verweigern bis heute Informationen über
die Obduktionen und weitere Erkenntnisse.
"Ismail Akbulut und weitere 3900 inhaftierte Aktivisten, darunter
6 Parlamentarier, 16 Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, Journalisten,
mehrere Vorsitzende von regionalen Verbänden des IHD sowie Frauentherapeutinnen
müssen sofort frei gelassen werden. Die Praxis der juristischen Sanktion
gegen politische Wirksamkeit und menschenrechtliches Engagement ist ein
Anzeichen einer Diktatur. Die Festnahme eines Menschenrechtlers, der sich
um die Aufklärung eines Kriegsverbrechens bemüht, soll allem Anschein
nach von dem Verbrechen selbst ablenken. Das ist mehr als zynisch,"
kritisiert die Bundestagsabgeordnete Ulla Jelpke, DIE LINKE, die erst
kürzlich von einem Kurdistanbesuch zurückgekommen ist.
Seit 2009 häufen sich Berichte über den möglichen Einsatz von verbotenen
Waffen durch die türkische Armee. Die Vorfälle in Cukurca müssen lückenlos
aufgeklärt werden. Die türkische Regierung muss ihre Politik der Aggression
gegen die Kurdinnen und Kurden beenden, einen Friedensdialog und Schritte
zur Demokratie realisieren, wenn sie nicht vollständig ihre Glaubwürdigkeit
verlieren will.
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Ulla Jelpke, MdB
Innenpolitische Sprecherin
Fraktion DIE LINKE.
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Tel:(030) 227-71253
Fax:(030) 227-76751
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