Presseerklärung
des Kurdistan Solidaritätskomitees Berlin zur internationalistischen Antifademo
am 26.11.11.
Deutscher
Staat setzt antikurdischen Terror fort
Am 26.11.11 jährte sich zum
18. Mal das Verbot der Arbeiterpartei Kurdistans PKK mit dem die Bundesregierung
neben andauernden Waffenlieferungen eindeutig Partei für den schmutzigen
Krieg gegen die kurdische Bevölkerung bezogen hat.
Nun am 26.11.11 zeigt sich die Komplizenschaft zwischen dem deutschen
und dem türkischen Staat erneut. Demonstrationen in Berlin gegen das PKK
Verbot wurden unter fadenscheinigen Begründungen untersagt. Zugleich wurde
versucht, KurdInnen generell das Demonstrationsrecht an diesem Tag zu
bestreiten. Das PKK-Verbot wurde zudem als Begründung für massive Angriffe
auf eine antifaschistische Demonstration herangezogen. Einmal mehr zeigte
sich, dass es sich beim PKK-Verbot nicht nur um eine Maßnahme gegen eine
Partei handelt, sondern um ein Repressionsinstrument, dass gegen eine
ganze Bevölkerungsgruppe und darüber hinaus generell beim Abbau demokratischer
Rechte zum Einsatz kommt.
Internationalistische Demonstration
gegen Staatsterrorismus
Am 26.11.11 fand eine antifaschistische
Demonstration unter dem Motto „Staat und Nazis Hand in Hand – Gegen Faschismus
und Polizeistaat“ statt, die aufgrund der staatlichen Verquickung der
neofaschistischen Terrororganisation NSU mit deutsche Behörden und Geheimdiensten
auch eine Demonstration gegen Staatsterrorismus im
allgemeinen – insbesondere der sog. Gladio Strukturen in Italien, Spanien,
der Türkei und Kurdistan darstellte. Auch kurdische Vereinigungen hatten
dazu aufgerufen sich an dieser Demonstration zu beteiligen.
Kein Demonstrationsrecht für
KurdInnen
Die Polizei versuchte von Anfang
an die antifaschistische Demonstration, zu behindern. Hierbei wurde unter
den TeilnehmerInnen rassistisch selektiert. Den aus dem ganzen Bundesgebiet
anreisenden kurdischen AktivistInnen wurde unterstellt sie wollten gar
nicht gegen Faschismus protestieren. Über 80 Busse wurden so an der Stadtgrenze
von der deutschen Polizei abgefangen und trotz juristischer Intervention
zurückgeschickt. Den InssassInnen dieser Busse wurde so systematisch das
Recht auf öffentliche Meinungsäußerung nach rassistischen Kriterien verweigert.
Vor dem Auftaktort fanden massive Polizeikontrollen statt, viele Betroffene
berichteten hier schon vom schikanösen und beleidigenden Auftraten der
Polizei. Neben der Tatsache, dass die Personalien vieler potentielle DemonstrationsteilnehmerInnen
kontrolliert worden sind, wurden sie von der Polizei an die Wand gestellt
und duchsucht, dabei wurden ihnen oft sogar die Schuhe ausgezogen. Beleidigende
Polizeibeamte spielten sich als Politkomissare auf, indem sie durch Fragen
zu beurteilen versuchten ob die kontrollieten Personen denn auch das Demonstrationsziel
verstanden hätten. Transparente wie „Gegen die Repression gegen kurdische
Organisationen“ wurden von der Polizei beschlagnahmt, da diese Forderung
entspräche nicht der Demonstrationzielstellung entsprächen. Die Polizei
spielte sich hier als Zensurinstanz auf. Dies stellt eine absolut inakzeptable
Einmischung des Staates in das Demonstrationsrecht und die Meinungsfreiheit
dar.
Trotz Einschüchterung und Repression
wurde die Demonstration durchgesetzt
Trotz alledem nahmen mindestens
4000 AnhängerInnen kurdischer Vereinigungen, sozialistischer Gruppierungen
und AntifaschistInnenen an der Demonstration teil. Schon zu Beginn der
Demonstration versuchte die Polizei diese wegen kurdischsprachiger Parolen
nicht loslaufen zu lassen und setzte damit die Eskalationslinie fort.
Schließlich setzte sich die Demonstration und Parolen wie „Hoch die internationale
Solidarität“, „Antifaşist Gençlik Enternasyonal“ in Bewegung. Viele TeilnehmerInnen
solidarisierten sich mit der kurdischen Freiheitsbewegung und riefen auch
Parolen gegen den Krieg in Kurdistan, gegen die Repression gegen KurdInnen
und das PKK-Verbot. Bereits nach ersten Provokationen türkischer Faschisten,
die aus Fenstern mit Flaschen u.ä. auf die Demonstration warfen, Fahnen
und den Gruß der Grauen Wölfe zeigten, ging die Polizei massiv mit Pfefferspray
gegen wütende Demonstranten vor. Stellenweise griffen türkische Faschisten
und deutsche Polizisten die Demonstration in Tateinheit an. Mehrfach griff
die Polizei die Demonstranten wegen gezeigter Symbole der kurdischen Befreiungsbewegung
an. Die DemonstrantInnen wehrten sich mit Böllern und Flaschen gegen die
Polizeiangriffe. Insbesondere Jugendliche TeilnehmerInnen waren erschüttert
und wütend als sie mit ansehen mussten, wie die deutsche Polizei auf alte
Menschen und Kinder prügelte und große Mengen Pfefferspray einsetzte.
Dabei kam es zu einer mindestens in den Dutzenden liegenden Anzahl von
Verletzten. Über hundert wurden von der den etwa 2000 eingesetzten Beamten
fest- oder in Gewahrsam genommen.
Nach Ende der Demonstration kam es zu einem weiteren schweren Übergriff
türkischer Faschisten. Sie verletzten einen kurdischen Jugendlichen mit
einem Messer, so dass dieser zur Behandlung ins Krankenhaus musste. Ein
Dutzend junger Kurdinnen und Kurden besetzten daraufhin einen Verein der
faschistischen „Grauen Wölfe“ in der Oranienstrasse. Die jungen Männer
und Frauen wurden von Spezialeinheiten der Polizei mit gezogenen Waffen
festgenommen. Menschen die sich vor dem Verein mit den KurdInnen solidarisierten
und antifaschistische Parolen riefen, wurden von der Polizei mit Pfefferspray
und Schlägen misshandelt. Dabei kollabierte ein festgenommener Antifaschist
und musste ärztlich versorgt werden.
Der Tag war geprägt von massiver Polizeigewalt. Dennoch bewerten wir diesen
Tag als Erfolg, denn es ist uns gelungen trotz aller Verhinderungsversuche
der Polizei und Justiz ein kraft- und wirkungsvolles Zeichen internationaler
Solidarität zu setzen. Wir solidarisieren uns mit den TeilnehmerInnen
der Demonstration und mit den Forderungen der verbotenen Demonstration
„PKK-Verbot abschaffen – Demokratie stärken“ – denn die kurdische Freiheitsbewegung
ist eine emanzipatorische, antifaschistische Kraft im mittleren Osten,
wie auch in Europa und es ist unsere Aufgabe als Linke diese Werte gemeinsam
entschlossen zu verteidigen. |