Pressemitteilung
Ressort Außenpolitik-Türkei
Türkische
Polizei tötet Vorsitzenden der BDP in Istanbul mit einer Tränengasgranate
Als
die Polizei in Istanbul eine Menschenmenge, die das kurdische Frühjahrsfest
Newroz feierte, mit Tränengasgranaten angriff, wurde der BDP Vorsitzende
des Stadtverbands Arnavutköy, Hacı Zengin, tödlich von einer Granate am
Kopf verletzt. Bereits im letzten Sommer war der Stadtrat von Van Yildirim
Ayhan (BDP) auf die gleiche Weise von Sicherheitskräften getötet worden.
Insgesamt starben seit 2009 mehr als 10 Kurdinnen im Verlauf von Demonstrationen
an Verletzungen durch Tränengasgranaten. Mehr als 190 Menschen wurden
durch ein derart unverhältnismäßiges Vorgehen im gleichen Zeitraum zum
Teil schwer verletzt. „Der Einsatz derartiger Mittel gegen Menschen, durch
den bewusst schwere Verletzungen oder sogar der Tod in Kauf genommen wird,
ist menschenverachtend und sollte weltweit verboten werden“, dazu die
Rechtsanwältin Britta Eder.
Berichten zufolge greifen Polizei und Militär in der kurdischen Metropole
Diyarbakir eine Menge von mehreren 100000 friedlich feiernden Menschen
auch aus Hubschraubern mit Tränengas an. Mindestens zwei Kinder erlitten
Verletzungen und müssen im Krankenhaus behandelt werden. In der gesamten
Stadt kommt es an den Orten zu Auseinandersetzungen, wo die Sicherheitskräfte
versuchen, das Demonstrationsrecht der Menschen mit Gewalt zu verhindern.
Eine Delegation von deutschen Abgeordneten und MenschenrechtlerInnen berichtet:
„Wir haben mit eigenen Augen gesehen wie Polizei und Militär bereits am
frühen Morgen sich friedlich vor dem Büro der BDP versammelnde Menschen,
mit Schlagstöcken und Tränengas angriff. Die Menschen lassen sich trotz
der unnötigen Gewalt nicht davon abbringen, für ihre Rechte und eine friedliche
Lösung der kurdischen Frage zu demonstrieren,“ so die Abgeordnete der
Hamburgischen Bürgerschaft, Cansu Özdemir.
Durch ein kurzfristiges Verbot der heutigen Newrozfeierlichkeiten in Istanbul,
Ankara und Diyarbakir und eine Regelung das Fest lediglich am 21.03 feiern
zu können, hatten die türkischen Behörden offensichtlich eine Eskalation
der Situation angestrebt. In den letzten Jahren waren die kurdischen Frühjahrsfeierlichkeiten
rund um den Newroztag, den 21.03. genehmigt worden, um der Bevölkerung
das Feiern auch am Wochenende zu ermöglichen. Demzufolge verliefen die
Newrozfeiern friedlich.
Erst Mitte dieser Woche demonstrierten mehr als 22000 AlevitInnen, ArmenierInnen
und KurdInnen in Bochum gegen die Verleihung des Steiger Awards für Demokratie
und Toleranz an den türkischen Ministerpräsidenten Erdogan. Sie warfen
seiner Regierung schwere Menschenrechtsverletzungen und die systematische
Missachtung der Rechte ethnischer und religiöser Minderheiten vor. Auf
Plakaten war zu lesen. „Keine Auszeichnung für den Gasbomber Erdogan“.
Auf grausame Weise scheint die AKP diesem Ruf nun erneut gerecht zu werden.
„Die Regierung Erdogan versucht offenbar mit allen Mitteln zu verhindern,
dass die kurdische Bevölkerung sich politisch äußern oder in die Gesellschaft
einbringen kann. Statt eine friedliche Lösung der kurdischen Frage anzustreben
setzt sie auf Gewalt bis hin zu Folter, Mord und Krieg. Das ist nicht
hinnehmbar“, kommentiert der Menschenrechtler und Soziologe Martin Dolzer
den Vorfall.
Für
Rückfragen stehen wir Ihnen gerne unter der Tel. Nr. 0176 207 05 646 zur
Verfügung
Britta
Eder, Rechtsanwältin
Martin Dolzer, Soziologe
Cansu Özdemir, Abgeordnete der Hamburgischen Bürgerschaft, Die Linke
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