Presseerklärung der AnwältInnen Abdullah Öcalans
Die
Isolationshaft, in der sich unser Mandant Abdullah Öcalan im Hochsicherheits-F-Typ-Gefängnis
auf Imrail seit 1999 befindet, wurde seit dem 27. Juli 2011 noch weiter
verschärft. Seit dem 27. Juli 2011 verhindert die Regierung willkürlich,
dass Abdullah Öcalan sein Recht auf Konsultationen mit seinen Rechtsvertretern
wahrnimmt oder Besuch von seiner Familie erhält. Wir beantragen jede Woche,
unseren Mandanten zu sehen. Seit dem 27. Juli 2011 haben wir 96 derartige
Besuchsanträge gestellt; jedes Mal wurde dies mit unseriösen und haltlosen
Begründungen wie „Boot kaputt“ oder „Wetter schlecht“ vom Staat verhindert.
Gleichzeitig wird unserem Mandanten verwehrt, von seinen Rechten auf die
Benutzung von Telefon, Fax oder ähnlichen Kommunikationsmitteln Gebrauch
zu machen, um über seinen Zustand oder seine gesundheitliche Situation
zu informieren. So konnten wir keinerlei Kommunikation mit unserem Mandanten
herstellen – mit Ausnahme eines Briefes, den er am 3. Februar 2012 geschrieben
hat und der uns am 17. Februar 2012 erreichte.
Aufgrund dieser fortdauernden Isolation ist unser Mandant nicht über die
Entwicklungen in seinen anhängigen Beschwerdeverfahren beim Europäischen
Gerichtshof für Menschenrechte informiert und kann sein Recht auf Verteidigung
nicht aktiv wahrnehmen. Außerdem wurden, kurz nachdem der Ministerpräsident
sie zur Zielscheibe erklärt hatte, am 22. November 2011 in einer Operation
gegen unser Asrin-Rechtsbüro, das Herrn Öcalan rechtlich vertritt, beinahe
sämtliche Anwälte Abdullah Öcalans festgenommen. Gegen 36 Anwältinnen
und Anwälte erging Haftbefehl. Ziel dieser Operation, die einem weltweit
einmaligen Angriff auf Anwälte gleichkommt, war, Öcalan ohne Verteidigung
dastehen zu lassen.
Sowohl der Ministerpräsident als auch weitere Regierungsvertreter haben
offen erklärt, dass dieses seit dem 27. Juli 2011 gegen unseren Mandanten
verhängte, bisher längste Besuchsverbot direkt auf ihren Willen zurückgeht
und willkürlich und unter Bruch geltenden Rechts stattfindet. Weiterhin
erklärt unser Mandant in seinem Brief klar, dass sein Nichterscheinen
beim Besuch seines Bruders am 19. Januar 2012 als Reaktion auf die Besuchsbedingungen
(illegales Mithören einer unbefugten Person, Aufzeichnung der Gespräche
und fehlende Garantie, dass Anwälte nicht verhaftet werden, etc.) erfolgte.
Dessen ungeachtet behaupten regierungsnahe Presseorgane mit Schlagzeilen
wie „Sie verzerren und betrügen“, Öcalan wolle seine Anwälte nicht sehen.
Diese Behauptungen entbehren jeder Grundlage und sollen sie gegenwärtige
Situation verzerren. Mit derartigen unbegründeten Meldungen über unseren
Mandanten, die in der letzten Zeit vermehrt erscheinen, soll die fortdauernde,
menschenrechtswidrige verschärfte Isolation legitimiert und die in der
Öffentlichkeit dagegen entstandenen Reaktionen gestoppt werden.
Unser Mandant spielt eine Schlüsselrolle für eine friedliche Lösung der
kurdischen Frage. Im letzten Jahr, in dem keine Besuche stattfanden, haben
sich die Gefechte weiter verschärft und die Zahl der Verluste ist gestiegen.
Wenn wir uns dies vor Augen führen, wird offensichtlich, dass das Unterbinden
unserer Konsultationen mit unserem Mandanten nichts zu Frieden und einer
demokratischen Lösung beiträgt.
Daher erklären wir, dass die Regierung die willkürliche Isolation Öcalans,
die nationales Recht und universelle Rechtsprechung ignoriert und Anlass
zu ernster Besorgnis um Leib und Leben bietet, beenden und uns eine Konsultation
mit Abdullah Öcalan ermöglichen muss. Wir legen all diese Unrechtmäßigkeiten
der gesamten Öffentlichkeit dar und rufen dazu auf, angesichts der der
Ernsthaftigkeit der Lage und ihrer katastrophalen Folgen Sensibilität
zu zeigen.
03. Juli 2012
Asrin-Rechtsbüro
Übersetzung:
Internationale Initiative „Freiheit für Abdullah Öcalan – Frieden in Kurdistan“
| info@freedom-for-ocalan.com
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