Die
Revolution in Westkurdistan – Teil 8 Bildung und Organisierung In allen befreiten
Städten Westkurdistans bauen die Frauen ihre eigenen Bildungseinrichtungen
unter dem Namen „Navenda Zanist û Perwerdeyê Jinê“ auf. Diese zentralen
Anlaufstellen für Frauen gibt es nun seit rund zwei Monaten. Sie sollen
nicht nur in den westkurdischen Städten aufgebaut werden, sondern auch
in den arabischen Städten mit hohem kurdischen Anwohneranteil. Die Frauen
kommen in diese Zentren, um mit anderen Frauen über ihre familiären und
sozialen Probleme zu sprechen und um gemeinsam Lösungen für diese zu finden.
Zusätzlich gibt es ein wöchentliches Bildungsangebot für die Frauen. Bei
diesen Bildungsveranstaltungen geht es dann um Themen wie den gesellschaftlichen
Sexismus, die Geschichte der Frau, die Demokratische Autonomie oder die
legitime Selbstverteidigung. Die Reporterin der Frauennachrichtenagentur JINHA, Hazal Peker, sprach mit verschiedenen Frauen über die Rolle der Frau in der Revolution von Westkurdistan: „Wir müssen die alte Mentalität überwinden“ Die Vorsitzende des Volkshauses von Qamişlo, Remziye Muhamed, erklärt , welche Schwierigkeiten es in ihrer Stadt gibt, die Frauen zu organisieren: „Wir wissen als kurdische Frau, dass ohne uns die Revolution nicht erfolgreich verlaufen kann. Die Frau kann nicht nur alleine einen Haushalt führen, sie kann zugleich auch eine Vorreiterrolle in der Organisierung der Bevölkerung spielen. Wenn wir dieses Potential der Frauen nicht umsetzen können, ist das eine große Schwäche unserer Gesellschaft. Wir führen gerade den Kampf diese Tatsache in das Bewusstsein der Menschen hier hineinzutragen. Denn, ob frau will oder nicht, das Regime und die arabische Mentalität haben das Denken unserer Männer über die Jahre sehr stark beeinflusst. Wir müssen nun diese alte Mentalität mit aller Kraft überwinden. Wir werden große Mühen aufbringen, damit die Frauen in dieser Stadt ihre Vorreiterrolle einnehmen können. In den Städten zeigt unsere Arbeit bereits Früchte. Viele Familien motivieren bereits ihre Töchter dazu, sich gesellschaftlich zu engagieren. In den Dörfern ist unsere Arbeit traditionell etwas schwieriger. Aber auch dort scheuen wir keine Arbeit, um unser Ziel zu erreichen. Diese Schwierigkeiten sind nichts außergewöhnliches in einer revolutionären Phase.“ „Es ist die Aufgabe der Frau die Gesellschaft zu demokratisieren“ Gegenwärtig sind zwei der zehn MitgliederInnen des Kurdischen Hohen Rates Frauen. Eine dieser Frauen ist Ilham Ahmet. Sie sagt, dass sie sich über ihre Rolle in diesem Rat nur verhalten freuen kann, weil die Geschlechterquote von 40 % nicht eingehalten werden konnte. Sie bringt mit folgenden Worten ihre Gefühle zum Ausdruck: „Im Kurdischen Hohen Rat habe ich und eine weitere Freundin von Anfang an teilgenommen. Dass auch Frauen in diesem Rat vertreten sind, hat der Bevölkerung Mut und uns gegenüber Vertrauen gegeben. Denn die Aufgabe, diese Gesellschaft zu demokratisieren, fällt vor allem den Frauen zu. Leider sind wir zurzeit nur zwei Frauen in diesem Rat. Wir konnten die Geschlechterquote in diesem Gremium nicht durchsetzen. Es wird zu den Aufgaben unseres Widerstandes als Frauen gehören, dass diese Quote in Zukunft eingehalten wird. Die Frau muss die Stellung erhalten, die ihr gebührt. Denn überall in der Revolution in Westkurdistan spielen die Frauen eine Vorreiterrolle. Schaut euch die verschiedenen Aktionen hier an, die verschiedenen Organisationen. Überall werdet ihr Frauen in den vordersten Reihen finden. Der Großteil der Gesellschaft akzeptiert diese Stellung der Frau bereits. Und diejenigen, die es noch nicht akzeptieren, werden wir auch überzeugen. Wenn die aktiven Frauen die Familien besuchen, werden sie mit großer Freude empfangen. Jede einzelne von ihnen ist für das Volk eine Heldin, eine Revolutionärin.“ Das Volk wird
von bewaffneten jungen Frauen geschützt Mizgin Mahmud: „Ich bin als junge Kurdin bereit meiner Verantwortung in der kurdischen Revolution gerecht zu werden. Deswegen hatte ich auch keine Scheu den Dienst für die Sicherheit der Bevölkerung bei der YPG zu beginnen. Ich arbeite sowohl an den Kontrollpunkten vor der Stadt, als auch in der Stadt. Das ist eine Aufgabe, von der ich mit Stolz eines Tages meinen Kindern berichten werde. Wir bauen nämlich für unsere Kinder ein Land auf, in welchem sie sich selbst verwalten, sich selbst verteidigen und in ihrer Muttersprache sich in den Schulen bilden können.“ Newroz Suleyman: „Viele denken, dass die Selbstverteidigung des Volkes eine Aufgabe der Männer sei. Sie liegen falsch, denn auch die Frau kann die Aufgabe der Selbstverteidigung diszipliniert übernehmen. Der beste Beweis hierfür ist das, was heute in Westkurdistan passiert. Wir sind als Kurdinnen und Kurden stolz darauf, dass wir diese Revolution unblutig und unter der Vorreiterrolle der Frau bisher umsetzen konnten.“ |