Pressemitteilung

Hamburg, 13.11.2012

 

Fünf Hamburger Kurden beginnen mit unbefristetem Solidaritätshungerstreik in Kirche

Heute haben fünf Hamburger Kurden nach einer Presseerklärung mit 100 TeilnehmerInnen vor der Kirche St. Georg Borgfelde mit einem unbefristeten Hungerstreik begonnen. Bereits seit Donnerstag letzter Woche befanden sich dort AktivistInnen in einem Hungerstreik im Rotationsprinzip.

„Mit unserem Hungerstreik wollen wir auf die Situation, die Forderungen und den Gesundheitszustand von mehr als 700 kurdischen politischen Gefangenen in türkischen Gefängnis-sen aufmerksam machen die sich dort mittlerweile seit 63 Tagen im Hungerstreik befinden.

Am 12. September begannen in der Türkei 63 kurdische politische Gefangene mit einem unbefristeten Hungerstreik, dem sich kurz darauf mehr als 600 weitere Gefangene anschlossen. Ab dem 40 Tag eines Hungerstreiks kommt es erfahrungsgemäß zu oft irreversiblen Gesundheits-schäden, ab dem 50 Tag auch zum Tod. Unter diesen Hungerstreikenden befinden sich 2 Parlamentarier und mehrere Bürgermeister der Demokratischen Friedenspartei BDP. Diese Woche haben sich sämtliche kurdischen politischen Gefangenen (ca. 10000) sowie mehrere in Freiheit befindlichen Parlamentsabgeordnete und BürgermeisterInnen dieser Aktionsform angeschlossen.
Ein Hungerstreik in dieser Form kann nur als Protest gegen gravierendes Unrecht gesehen werden und darf daher nicht unbeantwortet bleiben.

Deshalb sollten die verantwortlichen PolitikerInnen in der Bundesrepublik und der EU sich für Verhandlungen der Regierung mit den Hungerstreikenden einsetzen und die türkische Regierung mit ihnen in einen Dialog treten. Die bisherige Ignoranz der Regierung Erdogan ist menschenverachtend und unerträglich. Das Leben der Hungerstreikenden muss gerettet werden. Deshalb führen wir unsere Solidaritätsaktion solange durch, bis die türkische Regierung auf die Hungerstreikenden eingeht.

Die Hungerstreikenden in der Türkei fordern u.a. die Demokratisierung der Türkei, die Einhaltung von
Völkerrecht und Menschenrechten, die Aufhebung der seit mehr als 460 Tagen andauernden Isolationshaft von Abdullah Öcalan und dessen Freilassung sowie das Recht auf Unterricht sowie Verteidigung vor Gericht in der Muttersprache. Wir unterstützen diese Forderungen. Sie sind mit den Menschenrechten und dem Völkerrecht in Einklang. Eine friedliche Lösung der kurdischen Frage kann nur in einem Dialog der beteiligten Konfliktparteien gelöst werden. Abdullah Öcalan wird von der Mehrheit der KurdInnen als ihr Vertreter gesehen und muss in diesen Dialog einbezogen werden. Eine Regierung ist für die Gesundheit der Bevölkerung und das friedliche Zusammenleben der Gesellschaft verantwortlich.

Die Regierung Erdogan steht für Unterdrückung ethnischer und religiöser Minderheiten, Ausgrenzung, Gewalt, Menschenrechtsverletzungen, Kriegsverbrechen und Rassismus. Mehr als 9000 KurdInnen wurden seit 2009 ohne rechtliche Grundlage inhaftiert. Die Hungerstreikenden geben ihre Körper und Leben für die Menschenrechte und die Freiheit. Es ist jetzt höchste Zeit zu handeln. Die Türkei muss Schritte zur Demokratisierung gehen. Als ein erster Schritt sollten die Forderungen der Hungerstreikenden politischen Gefangenen erfüllt werden. Wir rufen alle Menschen mit einem Gewissen dazu auf, alles Notwendige zu unternehmen, damit die am Hungerstreik beteiligten Menschen nicht sterben.

Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung unter kirchenhungerstreik@gmail.com oder Tel: 0176/35396066 zur Verfügung