Erdoğans
Statements zum Hungerstreik und zur Wiedereinführung der Todesstrafe
Der am 12. September 2012 begonnene
Hungerstreik in den Gefängnissen der Türkei wird bis zur Erfüllung ihrer
Forderungen weitergeführt. Die Unterstützung für die annähernd 10 000
Hungerstreikenden in den Gefängnissen wächst täglich weiter an. Am 10.
November, dem 60. Streiktag, haben sich sieben Parlamentsabgeordnete und
der Bürgermeister der Stadt Diyarbakır dem Hungerstreik angeschlossen.
Bis jetzt gibt es keine Annäherung der Regierung an die Forderungen der
Hungerstreikenden, im Gegenteil.
Wir veröffentlichen einige Statements von Ministerpräsident Tayyip Erdoğan
um zu verstehen, warum es bis jetzt zu keiner möglichen Lösung gekommen
ist. Außerdem sind Erklärungen des Ministerpräsidenten Erdoğan zu beachten,
die er hartnäckig in der Öffentlichkeit bringt, mit der er ein Gesetz
zur Wiedereinführung der Todesstrafe auf die Tagesordnung bringen will.
Dies ist seine Antwort auf die Forderungen der Hungerstreikenden, dass
die Isolation von Abdullah Öcalan aufgehoben werden muss. Seit mehr als
einem Jahr wird gegen den Repräsentant des kurdischen Volkes eine umfassende
Kontaktsperre vollzogen, die Anträge seiner AnwältInnen auf Besuch mit
ihrem Mandanten werden regelmäßig mit Begründungen wie „Die Fähre ist
defekt, die Fähre ist in Reparatur oder das Wetter ist zu schlecht“, abgelehnt.
Und dies seit mehr als einem Jahr.
Einige Beispiele:
Belege der Verantwortungslosigkeit:
Am 29. Oktober beim Empfang
im Rahmen der Feier zur Republikgründung:
„Alle essen alles“
Ministerpräsident Erdoğan sagte zum Hungerstreik in den Gefängnissen:
„Mein Justizminister war dort, es gibt niemanden, der hungrig ist. Alle
essen alles. Wir werden intervenieren, wenn es nötig ist.“
(http://www.khaber.com.tr/haber/guncel/basbakandan-flas-aciklamalar-16535.html)
Sein Statement am 31.10.2012,
welches er bei seinem Besuch zur Eröffnung der Botschaft in Berlin abgab:
„Es gibt einen Todesfastenden“
„Ich wende mich aus Deutschland an die ganze Welt. Es gibt in der Türkei
eine Person, die todesfastet. Wir besitzen Fotos über Mitglieder politischer
Parteien bzw. Separatistenorganisationen, die ihnen auftragen, zu sterben.
Ahmet Türk gab in Kızıltepe ein Essen, welches feuchtfröhlich stattfand.
Während sie dort dies tun, tragen sie anderen auf, zu sterben.
Es gibt keinen Hungerstreik oder ähnliches. Mein Minister war dort und
hat sich umgeschaut. Es ist eine Show. Die Hälfte von ihnen hat aktuell
ein Bittschreiben erstellt und diese Sache aufzugegeben. Unser ganzes
Personal der Krankenhäuser ist vor Ort, um eingreifen zu können.“
(http://www.sabah.com.tr/Gundem/2012/10/31/basbakandan-aclik-grevi-aciklamasi)
Erdoğan nennt es “Show”, der
Minister nennt Zahlen
Der Hungerstreik bringt Ministerpräsident Erdoğan und den Justizminister
in die Bredouille. Zur selben Zeit als Erdoğan in Deutschland sagte, dass
es keinen Hungerstreik gäbe und sie nur „eine Show“ aufführten, stand
der Justizminister vor den Medien und erklärte: „ … 683 Personen sind
im Hungerstreik ...“
(http://www.internethaber.com/adalet-bakani-sadullah-ergin-fezleke-bdp-aclik-grevi--472784h.htm)
3.November 2012:
Der Vorsitzende der AK-Partei und Ministerpräsident Recep Tayyip Erdoğan
sprachen auf der 19. Beratungsversammlung seiner Partei in Kızılcahamam
über die Aktivitäten der AK-Partei in den letzten 10 Jahren. Er sprach
zu den 682 Hungerstreikenden in 67 Gefängnissen: „Ihr braucht uns nicht
zu erpressen, denn wir werden das Terroristenoberhaupt nicht nach Hause
schicken, nur weil ihr es wollt.“
„Sie führen einen Hungerstreik
durch und du isst Lamm“
„Wir haben mit unseren kurdischen Brüdern keine Probleme. Wir sind eins
und gehören zusammen. Wir wollen die Demokratie nicht nur für uns, sondern
für alle. Als wenn es nicht reicht, dass die Terrorbewegung sie in die
Berge bringt, werden nun auch die, in den Gefängnissen einsitzenden, in
den Tod geschickt. Das Justizministerium verfolgt den Hungerstreik ...
Aber ich muss folgendes sagen: Du schickt sie unter Zwang in den Gefängnissen
in den Hungerstreik, selbst isst du Lamm und Kebab.“
Das Volk will die Todesstrafe
zurück
„Ein Terroristenoberhaupt ist in diesem Land wegen des Todes von Zehntausenden
von Menschen mit dem Tod bestraft worden, aber dieses Land hat auf Druck
einiger bekannter Stellen die Todesstrafe aufgehoben. Seit der Aufhebung
der Todesstrafe sitzt dieser jemand auf Imralı ein. Aktuell wollen viele
unserer Menschen nach statistischen Erhebungen die Todesstrafe zurück.
Denn es brennt den Angehörigen derer, die getötet worden sind, die Seele.“
(http://www.ensonhaber.com/erdogan-aclik-grevi-yapanlara-seslendi-2012-11-03.html)
Bei einer Presseversammlung
im Präsidium über die Todesstrafe
Bei einer Presseversammlung im Präsidium stellte ein Pressemitglied eine
Frage zum Hungerstreik. Erdoğan sprach mit lauter werdender Stimme:
„Hasbinallah ... Worüber rede ich den hier bis jetzt? Frag mich doch mal
zur Todesstrafe. Was willst du bewirken? Ich will deutlich reden, ich
möchte nicht drei Tage lang über die Todesstrafe reden und dann ist es
vorbei, denn ich werde nicht zulassen, dass es vergessen wird. Lasst uns
erst einmal dies groß und breit diskutieren, nachher können wir über den
Streik und andere Dinge sprechen ...“ Und damit rief er jung und alt in
der Türkei dazu auf, in der Todesstrafe meinungsgleich zu sein.
(http://www.zaytung.com/haberdetay.asp?newsid=196003)
1. November:
„Das Todesfasten ist beendet“
Ministerpräsident Erdoğan traf sich mit dem Ministerpräsidenten Moldaviens,
Vladimir Filat, im Präsidialamt und gab im Anschluss auf der Presseerklärung
über die Tagesordnung wichtige Erklärungen ab. Auf eine Frage zum Hungerstreik
sagte Ministerpräsident Erdoğan: „In Bezug auf den Hungerstreik haben
sowohl Ministerium als auch unser Gesundheitsminister jede mögliche Vorsichtsmaßnahme
getroffen. Was das Todesfasten betrifft, dieser ist beendet. So etwas
gibt es zurzeit nicht. Und die, die zum Hungerstreik aufrufen, verbringen
ihre Tage weiterhin auf Lamm- und Kebab-Party's.“
(http://www.haberler.com/olum-orucu-bitti-4057552-haberi/)
11. November, Flughafen Trabzon
Erdoğan: Der Hungerstreik ist Erpressung, ein Bluff und eine Show
Ministerpräsident Erdoğan sagte zum Hungerstreik, den die Abgeordneten
der BDP unterstützen: „Dies ist eine Erpressung, dies ist ein Bluff, dies
ist eine Show. Sie können tun und lassen was sie wollen. Wir werden nur
im Punkt Gesundheit eingreifen, das ist alles.“ Erdoğan wurde beim Vorschlag,
Abdullah Öcalans lebenslange Haftstrafe in Hausarrest umzuwandeln barsch
und sagte: „So etwas wird es nicht geben.“
„Es müssen Angleichungen beim
Thema Todesstrafe erreicht werden“
Beim Besuch in Indonesien sagte Erdoğan, der an seine Erklärungen über
die Todesstrafe erinnerte, folgendes:
„Ich habe gesagt, dass die Todesstrafe mit Blick auf Töten und Getötet
werden erneut auf den Tisch gebracht werden. Denn wir, der Staat, sind
nicht in der Lage zu verzeihen. Dieses Recht haben die Familien der Getöteten
und nicht wir. Daher müssen einige Änderungen gemacht werden. In der Europäischen
Union sei es so. Wir haben seinerzeit solch einen Schritt getan. Aber
es gibt aktuell in den USA die Todesstrafe, in Russland gibt es sie, in
China, in Japan und an vielen anderen Orten der Welt. Dies sind hauptsächlich
Mitglieder des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen. Dann müssen wir
unseren Standpunkt noch einmal neu betrachten.“
(http://www.ntvmsnbc.com/id/25396794/)
13. November, Fraktionssitzung
der Partei
Sie brauchen eine Diät
Ministerpräsident Erdoğan sprach über den Hungerstreik: „Ihr Ziel ist
nicht die Erfüllung ihrer Forderungen. Ihr Ziel ist Chaos und Spannung
zu schaffen. Es ist eine Erpressung, wenn sie Punkte auf die Tagesordnung
bringen, die sie nichts angehen. Diese Regierung wird sich nicht erpressen
lassen. Wir beugen uns nicht dieser Kampagne. Die Abgeordneten der BDP
können ruhig den Hungerstreik weiterführen, sie brauchen eine Diät.“
(http://www.cnnturk.com/2012/turkiye/11/13/bdpye.yaziklar.olsun/684372.0/index.html)
Auch die Journalisten, die
über den Hungerstreik schrieben, wurden zur Zielscheibe Erdoğans:
„Ich rede offen mit euch, ihr Ziel ist nicht die Erfüllung ihrer Forderungen,
sondern die Schaffung von Chaos und der Steigerung der Spannungen ...
Wenn sie ein eigenes Problem haben, dann ist es unsere Aufgabe, dies zu
lösen. Aber wenn sie Dinge auf die Tagesordnung bringen, was nicht ihr
eigenes Problem ist, dann ist es Erpressung. Diese Regierung wird sich
nicht erpressen lassen. Sie haben die Aufgabe bekommen, alles zu tun,
um die Stabilität, den Frieden, die Sicherheit der Türkei zu zerstören,
und das tun sie. Und gerade jetzt gibt es in der Türkei einige Medienbetriebe,
die ohne zu fragen und den Hintergrund zu kennen, diese Aktionen unterstützen.
Täglich sorgen sie dafür, dass diese Aktionen auf der Tagesordnung sind,
täglich unterstützen sie die Steigerung der Spannungen. Die Hungerstreikaktionen
leben durch diese Medien. Seit wann seid ihr so verliebt in diese Terrororganisation?
Seit wann arbeitet ihr mit dieser Terrororganisation Hand in Hand?“
(http://www.internethaber.com/recep-tayyip-erdogan-bdp-aclik-grevleri-pkk-ak-parti-grup-toplantisi-emine-ayna--476251h.htm)
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