Aufruf zum Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen Vor 52 Jahren wurden die Schwestern Maria, Minerva und Patria Minerva durch die Geheimpolizei der Trujillo-Diktatur in der Dominikanischen Republik vergewaltigt und ermordet. Die drei Schwestern hatten jahrelang gegen die Diktatur Widerstand geleistet. Trotz Gefangenschaft und Folter hielten sie an ihrem Widerstand gegen Faschismus und Unterdrückung fest. Nach ihrer Ermoderung weitete sich ihr Widerstand derart aus, dass die Trujillo-Diktatur zu Fall gebracht wurde. 1936 hatte Maria Teresa Mirabel in einer Rede gesagt: „Vielleicht erwartet uns bald schon der Tod, jedoch macht mir das keine Angst. Wir werden weiter für all das kämpfen, was gerecht ist.“ Für freiheitsliebende Frauen ist eine solche würdevolle Haltung heute wie damals notwendig. Im Gedenken an die Schwestern Mirabel wurde der 25.11. zum internationalen Kampftag von Frauen gegen jegliche Form von Gewalt erklärt. Heute bedrohen das patriarchale Herrschaftssystem und die kapitalistischen Kräfte weiterhin unsere Welt mit ihren Feminiziden und ihrer Kriegspolitik. Feminizide werden mit verschieden Methoden in allen Teilen der Welt systematisch verübt. Die Gewalt gegen Frauen steigt weiter an; Lebensräume und Produktionsfelder von Frauen werden durch die Zerstörung von Natur und Umwelt vernichtet; das Trinkwasser wird verseucht; Frauen und Kinder werden in Kriegen ermordet und zur Flucht gezwungen. Seit sich die kapitalistischen Kriegstreiber mittels ihrer Politik des politischen Islams zu „Propheten der Demokratie und Freiheit“ erklärten und mit Interventionen im Mittleren Osten begannen, leiden Frauen in Ländern wie Irak, Tunesien, Ägypten oder Libyen unter der Verschärfung patriarchaler Gesetze und Normen. In Syrien werden vorrangig Frauen und Kinder im Kreuzfeuer des Esad-Regimes und der bewaffneten Opposition ermordet. In der Türkei werden Frauen durch den AKP-Faschismus mit Unterstützung der USA und der EU über die Ideologie des politischen Islams aus dem öffentlichen Leben zurückgedrängt: Unter dem AKP-Regime erlassene Gebärzwänge, Verbote von Abtreibungen und Kaiserschnitten sollen Frauen auf die Funktion als Gebärmaschinen festschreiben. In der 10-jährigen Regierungszeit der AKP hat die Gewalt gegen Frauen 1400% zugenommen; Gewalt gegen Frauen in Privathäusern und Frauenmorde auf offener Strasse gehören zum Alltag. Die Armee, Polizei und staatlichen Strukturen der AKP stacheln die Gewalt in der Gesellschaft an. Hunderte kurdischer und türkischer oppositioneller Frauen, Anwältinnen, Journalistinnen, Mitarbeiterinnen der Frauenbewegung und Gewerkschaften wurden verhaftet, da sie in der Tradition der Schwestern Mirabel an ihrem Widerstand gegen das AKP-Regime festhielten. Vom 12.09.2012 bis 18.11.2012 befanden sich politische gefangene Frauen in den türkischen Gefängnissen im unbefristeten Hungerstreik für die Freiheit Abdullah Öcalans und aller politischen Gefangenen, für die umfassende Anerkennung und Gebrauch der kurdischen Sprache. Cenî – Kurdisches Frauenbüro für Frieden e.V. unterstützt diese Forderungen. Als kurdische Frauen fordern wir die Anerkennung und Achtung aller unserer Menschenrechte als Frauen und als Kurdinnen. Wir fordern die UN, die USA und die EU sowie alle internationalen Kräfte und Staaten auf, ihre Unterstützung für das Unrechtsregime der AKP einzustellen. Das AKP-Regime darf nicht weiterhin mit Waffen, Geld und Lobby unterstützt werden. Die Pläne, deutsche Patriot-Raketen an der türkisch-syrischen Grenze zu stationieren, müssen umgehend eingestellt werden. Anlässlich des Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25.11.2012 gedenken wir der Mirabel-Schwestern und grüßen alle Frauen, die an ihren Kampf anknüpfen, indem sie sich gegen patriarchale Gewalt und staatliche Unterdrückung organisieren. Wir rufen alle Frauen zur Solidarität mit dem Widerstand der Frauen in den Gefängnissen in Kurdistan, in der Türkei und anderen Ländern der Welt auf. Cenî – Kurdisches
Frauenbüro für Frieden e.V., November 2012 Corneliusstrasse 125 Tel.: 0049 (0)211
598 92 51
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