Unterstützt
die Bevölkerung Westkurdistans!
Seit März 2011 herrscht
in Syrien ein Bürgerkrieg. Täglich erreichen uns neue Meldungen von bewaffneten
Auseinandersetzungen, Anschlägen und Massakern. Doch weitgehend jenseits
der medialen Öffentlichkeit hat sich im Norden Syriens, genauer in Westkurdistan,
eine Revolution in Gang gesetzt. Eine Revolution, bei der bis vor kurzem
inmitten eines Bürgerkriegs noch keine einzige Kugel abgefeuert worden
ist.
Im Mittelpunkt dieser Revolution stehen die Kurdinnen und Kurden des Landes.
Die rund drei Millionen KurdInnen im Land sehen sich seit der Gründung
des syrischen Staates nach dem 1.Weltkrieg systematischer Unterdrückung
durch die Zentralregierung des Landes ausgesetzt. Nicht nur ihre Sprache
wurde verboten. Hundertausenden KurdInnen wurde ihre Staatsangehörigkeit,
und die damit verbundenen Bürgerrechte aberkannt. Doch mit dem Ausbruch
des Bürgerkrieges haben die KurdInnen ihre Chance genutzt. Seit Juli 2012
hat die Bevölkerung Westkurdistans in vielen Orten die Kontrolle an sich
gerissen und das Militär des Baath-Regimes aus ihren Städten heraus gedrängt.
Die Bevölkerung hatte beschlossen, sich von nun an kommunal und demokratisch
selbstzuverwalten. Das Modell, nach dem sich die Bevölkerung selbst organisiert
und verwaltet, heißt Demokratische Autonomie. Ziel ist der Aufbau kommunaler
Rätestrukturen, in denen alle ethnischen, religiösen und gesellschaftliche
Gruppen der Region eingebunden sein sollen, um gemeinsam mit einer starken
Zivilgesellschaft auf Basis des demokratischen Konsenses über die gemeinsame
Zukunft selbst zu entscheiden. Dieses Gesellschaftsmodell stellt für die
Völker des Nahen und Mittleren Ostens, denen oft nur die Wahl zwischen
islamistischen Parteien und neokolonialen Marionettenregimen bleibt, eine
demokratische und freiheitliche Perspektive dar.
Doch gewissen Kräften, die ihre ganz eigenen Interessen in der Region
verfolgen, ist solch eine fortschrittliche Perspektive ein Dorn im Auge.
Allen voran die Türkei, die sich auch in ihren eigenen Grenzen nicht willens
zeigt, die kurdische Frage zu lösen, scheut vor keinem Mittel zurück,
um die demokratischen Errungenschaften in Westkurdistan zu sabotieren.
So lässt sie islamistische Gruppen, die zum Teil in Verbindung mit der
Al Kaida stehen, nicht nur frei die türkische Grenze nach Westkurdistan
passieren, sondern rüstet diese Gruppe auch mit Waffen und finanziellen
Mitteln aus. Als Gegenleistung sollen diese Gruppen die Errungenschaften
in Westkurdistan zerstören. Serê Kaniyê, eine westkurdische Stadt an der
Grenze zur Türkei, ist seit November letzten Jahres immer wieder zum Angriffsziel
islamistischer Gruppen geworden. Obwohl diese Gruppen sogar mit Panzern
über die türkische Grenze gerollt sind, um Serê Kaniyê einzunehmen, konnten
die bewaffneten kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) bisher die
Stadt erfolgreich verteidigen und die Islamisten zurückdrängen. Doch die
Versuche, die kurdische Bevölkerung in den Bürgerkrieg weiter hineinzuziehen,
halten an, und die Lage in Serê Kaniyê und anderen westkurdischen Städten
bleibt angespannt.
Ein weiteres Problem für die Bevölkerung Westkurdistans ist die Versorgungslage.
Gegenwärtig ist die Region einem wirtschaftlichen Embargo ausgesetzt und
es mangelt vor allem an Lebensmittel und Medikamenten. Neben einer Hungersnot
macht der Bevölkerung ebenfalls der schwere Winter zu schaffen. Aufgrund
des Embargos fehlen Heizmittel, wie Öl oder Gas. Vor allem das Leben vieler
Kinder und älterer Menschen scheint bedroht. Dem Druck des türkischen
Staates geschuldet blieben sämtliche Grenzen um das westkurdische Gebiet
für Monate geschlossen. Erst kürzlich konnte die Grenze zum anliegenden
Nordirak geöffnet werden. ChristInnen, KurdInnen und YezidInnen sind aufgrund
ihrer ethnischen und konfessionellen Zugehörigkeit am stärksten von den
Kriegsfolgen betroffen. Um die elementare Grundversorgung der Bevölkerung
im Norden Syriens zu gewährleisten, und dem Sterben von Kindern, Frauen
und älteren Menschen entgegenzuwirken, hat der Kurdische Rote Halbmond
eine Hilfskampagne gestartet.
Unter folgender Adresse kann Hilfe geleistet werden:
Kurdischer Roter Halbmond
Schäferstr. 4 / 53859 Niederkassel
Sparkasse Neuwied
Konto-Nr: 186098
BLZ: 574 501 20
Tel.: 0049 (0) 2208 50 60 372 – 0049 (0) 2208 50 60 396
Fax: 0049 (0) 2208 50 60 825
YEK-KOM e.V. / 01.02.2013
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