Presseerklärung
anlässlich des Mordes an Yüsra Sukaya
Yüsra Sukaya wurde
am 8. März, dem Internationalen Frauentag, durch ihren Ehemann Mehmet
Sukaya in Düsseldorf ermordet. Sie hatte bereits geplant zu der großen
Frauendemonstration nach Paris zu fahren, um dort an den 8. März Feierlichkeiten
der kurdischen Fraueneinrichtungen teilzunehmen. Diese waren den drei
kurdischen Politikerinnen Sakine Cansiz, Fidan Dogan, Leyla Saylemez gewidmet,
die weltweit Symbol für Freiheit und Frieden für Frauen waren und im Januar
in Paris ermordet wurden. Sie wollte mit ihrer Teilnahme ihren Protest
gegen die Ermordungen von Frauen weltweit und diesen politischen Morden
ausdrücken.
Ihr Ehemann Mehmet Sukaya hat bereits am 7. März einen Flug gebucht. Am
8. März 2013 hat er seine Frau Yüsra Sukaya ermordet und ist mit den gemeinsamen
drei Kindern direkt nach dem Mord abgeflogen. Die detaillierte Planung
macht die Grausamkeit und Hinterhältigkeit seiner Tat deutlich.
Yüsra Sukaya war eine Frau und Mutter, die sich wie viele Frauen vielfach
gegen die systematische Gewalt seitens der Ehemänner gewehrt hat, die
jedoch keine Unterstützung von der Gesellschaft erfahren hat: Sie hat
ihren Ehemann mehrfach angezeigt und ist sogar für einige Zeit ins Frauenhaus
geflüchtet. Jedes Mal wurde sie jedoch von ihrer Familie unter Druck gesetzt,
ihre Bemühungen für selbstbestimmtes und friedliches Leben einzustellen
und die Anzeigen zurückzunehmen. Das Verhalten ihres Ehemannes wurde jedoch
durch diese patriarchale Mentalität nicht gestoppt, sondern in seinen
Taten noch befördert. Die Konsequenz dieser Denkweise, dass „alles Schlechte
in der Familie bleiben sollte“ ermöglichte dem Ehemann diesen schrecklichen
Mord durchzuführen.
Yüsra Sukaya wurde bereits als junges Mädchen mit dem Sohn ihres Onkels
väterlicherseits zwangsverheiratet. Ihr Mann hat seit dem Beginn der Verlobung,
also seitdem er sie zur Heirat nach Deutschland gebracht hatte, systematisch
gegen sie psychische und physische Gewalt ausgeübt. Noch vor der Heirat
schoss ihr Verlobter sie bereits einmal ins Bein. Er fand immer wieder
fadenscheinigen Begründungen, um gegen sie Gewalt anzuwenden.
Vor 2 Jahren griff ihr Ehemann sie mit dem Messer an, woran sie beinahe
gestorben wäre. Aufgrund ihrer Anzeige wurde ihr Mann drei Tage lang in
Haft genommen. Jedoch übte ihre Familie Druck auf sie aus, die Anzeige
zurückzunehmen. Statt sie in dieser Situation zu unterstützen und Druck
auf den Mann auszuüben, dass seine Gewalttaten von der Familie nicht akzeptiert
werden. Aus Mangel an dieser Solidarität hat sie ihre Anzeige wieder zurückgenommen.
Mehmet Sukaya erhielt zwar das Verbot, sich ihr und der gemeinsamen Wohnung
zu nähern, aber sogar diese Maßnahme wurde aufgrund des Familiendrucks
aufgehoben. Mithilfe seiner Familie hat Mehmet Sukaya es geschafft Yüsra
Sukaya so stark zu isolieren, dass sie keine Unterstützung mehr in Anspruch
nehmen konnte.
Yüsra Sukaya war die Mutter von drei Kindern. Sie wollte mit vielen anderen
Frauen gemeinsam am 8. März, dem Internationalen Frauentag, für Frauenrechte
auf die Straße gehen. Weil sie wieder aufstehen wollte und ihr Leben selbst
bestimmen wollte, wurde sie durch ihren Ehemann Mehmet Sukaya, einem „nahen“
Familienangehörigen, erdrosselt.
CENÎ - Kurdisches
Frauenbüro für Frieden e.V. und die Frauenbegegnungsstätte UTAMARA e.V.
rufen aus diesem Anlass zu einer Trauerkundgebung vor der Wohnung von
Yüsra Sukaya auf, wo der Mord stattfand.
Ort: Potsdamer Str. 31, 40599 Düsseldorf (nahe S-Bahn Haltestelle: Düsseldorf-Reisholz)
Datum: Mittwoch, 13.03.13 um 13:30 – 14:30
Kontakt:
utamara@web.de
ceni_frauen@gmx.de
|