An die Presse und Öffentlichkeit

Wir teilen die Trauer der ArmenierInnen zum 98. Jahrestag des Völkermords, bei dem in den Jahren 1915 und 1916 mehr als 1.5 Millionen Menschen auf grausamste Weise massakriert und auf Todesmärschen in den Tod getrieben wurden. Auch armenisches Eigentum - Grund und Boden, Häuser und Wohnungen sowie persönliche Habe aller Art - wurden gewaltsam und entschädigungslos enteignet, hunderte armenische Schulen, Kirchen und Klöster geplündert und zerstört oder in Moscheen umgewandelt; viele weitere historische Monumente, Kunstwerke und Kulturgüter wurden vernichtet oder gingen für immer verloren. Von diesem Genozid waren auch mehrere hunderttausend christliche AssyrerInnen/AramäerInnen betroffen.

Als Dachverband der kurdischen Vereine in Deutschland YEK-KOM bringen wir im Namen der KurdInnen unser Mitgefühl mit den vom Genozid betroffenen Bevölkerungsgruppen zum Ausdruck und sehen die Auseinandersetzung mit dem Geschehenen Unrecht als notwendigen Schritt.

Der Genozid fand unter der Verantwortung der jungtürkischen, vom Komitee für Einheit und Fortschritt gebildeten Regierung des Osmanischen Reiches statt. Wir fordern die Türkei als Nachfolgestaat des Osmanischen Reiches auf den Völkermord endlich als solchen anzuerkennen. Für einen demokratischen Staat ist die Auseinandersetzung mit der Geschichte und die Anerkennung geschehenen Unrechts ein Zeichen historischer Reife.

Auch in Bezug auf den derzeit zwischen der türkischen Regierung und der kurdischen Seite stattfindenden Friedensprozess wäre die Anerkennung des Genozids ein wichtiger Schritt. In einer neuen türkischen Verfassung müssen die Minderheitsrechte und kulturellen Rechte sämtlicher in der Türkei lebenden Bevölkerungs- und Religionsgruppen anerkannt werden.

Eine Anerkennung des Völkermords an ArmenierInnen und AssyrerInnen und eine Entschuldigung dafür durch die türkische Regierung wäre ein wichtiges und mutiges Zeichen historischer Verantwortung und ein Meilenstein auf dem Weg zur Demokratisierung.


YEK-KOM

24.04.2013