Pressemitteilung
von Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V., 01.08.2013
http://civakaazad.com/index.php/458-freie-syrische-armee-und-islamisten-erklaeren-den-kurdinnen-den-krieg.html
Syrien/Westkurdistan:
Freie Syrische Armee und Islamisten erklären den KurdInnen den Krieg
In Aleppo werden kurdische
ZivilistInnen massakriert – Freie Syrische Armee erklärt KurdInnen den
Krieg – Entscheidung zum Angriff gegen kurdische Selbstverwaltungsstrukturen
in Türkei getroffen – PYD: Demokratische Kräfte müssen uns in unserem
Kampf unterstützen
In den Orten Til Hasıl und Til Aran im Gebiet von Aleppo werden kurdische
ZivilistInnen von al-Qaida-Gruppen und Einheiten der Freien Syrischen
Armee (FSA) massakriert. Kurdische Jugendliche werden allein aufgrund
ihrer kurdischen Identität ermordet. Zugleich wurden hunderte kurdische
Frauen und Kinder von den Gruppen entführt.
Bereits am 31. Juli und am 1. August wurden in den beiden Orten 70 ZivilistInnen
von den al-Qaida-Gruppen ermordet. Die Angriffe gegen die kurdischen ZivilstInnen
halten weiter an.
In der Region leben rund 40.000 KurdInnen. Über die örtlichen Moscheelautsprecher
haben die islamistischen Gruppen nun diese Menschen für vogelfrei erklärt.
So sei es „helal“ (aus islamischer Sicht richtig) kurdische Frauen zu
entführen und zu vergewaltigen, erklärten die Islamisten. Auch werden
die Häuser der KurdInnen der Plünderung frei gegeben. Die meisten kurdischen
EinwohnerInnen der Orte Til Hasıl und Til Aran befinden sich mittlerweile
auf der Flucht. Im fünf Kilometer entfernten Dorf Sixêr erklärten die
KurdInnen, was ihnen von den Islamisten angetan wurde.
Einer der Flüchtlinge, der aus Sicherheitsgründen seinen Namen nicht angeben
wollte, erklärte, dass der bloße Grund, weshalb die KurdInnen dort massakriert
werden, ihre kurdische Identität ist. Über den Verbleib der entführten
KurdInnen, ihre Zahl geht in die Hunderte, gibt es derzeit keinerlei Informationen.
An den Massakern beteiligt sind auch Einheiten der FSA. Über eine Videomessage
drohte der FSA-Kommandant Abdulcabbar el-Akidi damit, die KurdInnen massakrieren
zu wollen. Man werde alle Munitions- und Waffenlager der Al-Nusra-Front
und der Gruppe Islamischer Staat Irak und Syrien für den Kampf gegen die
KurdInnen öffnen und zur Verfügung stellen.
Entscheidung zum Angriff auf kurdische Bevölkerung in Dîlok (Gaziantep,
Türkei) getroffen!
Am 26. Juli 2013 trafen sich 70 Kommandanten der Freien Syrischen Armee
unter der Gastgeberschaft der Türkei in Dîlok (Gaziantep). Jetzt ist an
die Öffentlichkeit gekommen, dass die Entscheidung zu den Angriffen auf
die kurdische Bevölkerung von Rojava (Westkurdistan/Nordsyrien) auf diesem
Treffen gefällt worden ist. In Til Hasıl und Til Aren im Gebiet Halep
wurden am 31. Juli und 1. August mindestens 70 kurdische Zivilisten getötet
und Hunderte als Geiseln genommen.
Der Nachrichtenagentur ANHA zufolge, erklärte der Vorsitzende des militärischen
Rats der Freien Syrischen Armee Abdulcabbar el-Akidi auf dem Treffen in
Dîlok, dass sie viel stärker als die PYD seien und alle Kurden aus den
Gebieten Syriens vertrieben werden sollen. Es sei die Zeit der „Vernichtung“
gekommen. Zudem wurde eine Videobotschaft ausgestrahlt, in der mehrerer
Kommandanten der Freien Syrischen Armee zu sehen sind. Darin wird erklärt,
dass unter anderem die Brigade „Azadi“ Teil der Angreifer auf Til Hasıl
und Til Aren ist und das Ziel der Angriffe die kurdischen Volksverteidigungseinheiten
(YPG) seien.
Scharf kritisiert wurde die Zusammenarbeit zwischen FSA und al-Qaida von
dem Kommandanten der El-Ekrad-Front Haci Ahmet. „Diejenigen die fordern,
dass wir unsere Waffen abgeben sollen, sollen, falls sie Herzen haben,
kommen und versuchen uns diese abzunehmen“, so Ahmet. Man werde weiterhin
die Völker vor dem faschistischen Baath-Regime und den bewaffneten Banden
schützen.
Ahmet betonte, dass Abdulcabbar el-Akidi in seiner Rede zugegeben habe,
dass die FSA-Kämpfer zusammen mit al-Qaida-nahen-Gruppen für Massaker
an der Bevölkerung in Tel Aran und Tel Hasıl verantwortlich sei. Die internationalen
Mächte müssten daher die Militärunterstützung für bewaffnete Gruppen in
Syrien nochmal überdenken, so Ahmet.
Bei der El-Ekrad-Front handelt es sich um bewaffnete kurdische Einheiten,
die überall dort agieren, wo kurdische Gemeinschaften in Syrien außerhalb
der westkurdischen Gebiete leben.
PYD: Demokratische Kräfte müssen uns in unserem Kampf unterstützen
Die diplomatische Vertretung in Europa der Partei für eine Demokratische
Union (PYD) rief in Hinblick auf das von islamistischen Gruppen verübte
Massaker an kurdischen Zivilisten in den Vororten von Aleppo alle Unterstützer
der Demokratie dazu auf, die kurdische Bevölkerung in ihrem Kampf gegen
die al-Qaida und ihr nahestehenden Gruppen zu unterstützen. „Die syrische
Revolution begann mit dem friedlichen Protest von einigen Frauen im Hamadiah
Bazar von Damaskus im März 2011. Heute ist sie allerdings zu einem blutigen
Krieg zwischen dem syrischen Regime und einer ganzen Bandbreite sogenannter
Oppositioneller verkommen. Diese Opposition porträtiert sich selbst gerne
als revolutionär und demokratisch. Allerdings hat ihre Praxis rein gar
nichts mit dieser Selbstdarstellung gemein. Die Opposition, geführt von
al-Qaida nahen Gruppen wie Jabhat al Nusra und Islamischer Staat Irak
und Syrien (ISIS) greift gegenwärtig kurdische Gebiete an und schreckt
nicht davor zurück Zivilisten zu attackieren“, heißt es unter anderem
in der Erklärung. Die vollständige Erklärung können Sie im Anhang entnehmen.
Auch der Exekutivrat der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) hat zu den Angriffen
auf kurdische ZivilistInnen in Rojava (Westkurdistan/Nordsyrien) eine
Erklärung abgeben. Die Angriffe haben die Errungenschaften der Revolution
in Rojava zum Ziel, heißt es darin. Es wird zur großen Mobilisierung in
ganz Kurdistan und zur internationalen Solidarität aufgerufen. Jeder Platz
soll zum Ort der Rebellion gemacht werden. Alle sollen neben dem Volk
von Rojava ihren Platz einnehmen, dass von Massakern durch regionale Kräfte
und deren Kollaborateure, die die Revolution Rojavas zerstören und ihr
eigenes korruptes System aufbauen wollen, bedroht sei. „Wir rufen das
kurdische Volk und dessen Freunde auf, unser Volk in Rojava, das gegen
die Banden und dunkle internationale Mächte einen Kampf für Freiheit und
Würde führt, nicht allein zu lassen und die Revolution im gesamten Mittleren
Osten zu entwickeln“, heißt es in der Erklärung der PKK.
In Dutzenden kurdischen Städten gab es bereits dezentrale Kundgebungen
und Demonstrationen, auf denen sich mit der Bevölkerung von Rojava solidarisiert
wurde. Am Freitag (02.08.2013) organsierte der Demokratische Kongress
der Völker (HDK) zusammen mit Dutzenden linken Organisationen und der
LGBT-Bewegung eine Demostation in Istanbul, an der Tausende Menschen teilnahmen.
Der Demokratische Kongress der Völker (DTK), die Partei für Frieden und
Demokratie (BDP), die Demokratische Freie Frauenbewegung (DÖKH), der Jugendrat
und Dutzende zivilgesellschaftliche Organisationen mobilisieren für eine
mehrtätige zentrale Solidaritätsaktion in der Grenzstadt Ceylanpinar,
der Schwesterstadt von Sere Kaniye. Für den 4. August ist eine Großdemonstration
vorgesehen und am 5. bis 7. August werden Mahnwachen abgehalten werden.
Es werden Hunderttausend bei der zentralen Kundgebung aus den Städten
wie Merdin (Mardin), Amed, Elih (Batman), Şirnex (Şırnak), Dersim, Çewlik
(Bingöl), Elaziz (Elazığ), Sêrt (Siirt), Bêdlis (Bitlis), Wan (Van) und
Mûş erwartet.
Auch in Hamburg, Bonn, Hannover und Bremen kamen tausende Menschen gegen
den Krieg in Rojava zu Demonstrationen zusammen, zu der der PYD Europa
Organisation aufgerufen hatte. Unter anderem wurde die Beteiligung aller
in Syrien lebender Völker, Glaubensgemeinschaften und Kulturen an Friedensgesprächen
unter der besonderen Berücksichtigung von Frauen gefordert.
Für weitere Informationen
und Rückfragen stehen wir gerne unter der Nummer 069-84772084 zur Verfügung.
Civaka Azad - Kurdisches
Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V.
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