Nein zu jeder Form von Gewalt gegen Frauen! Für Frauen auf der ganzen Welt ist der 25. November ein Kampftag gegen Gewalt an Frauen. Wir gedenken ein weiteres Mal den drei Schwestern Maria Teresa, Patria und Minerva Mirabel, die 1960 mit ihrem Kampf gegen die Trujillo-Diktatur in die Frauenbefreiungsgeschichte eingegangen sind. Dieser Tag ist für uns nicht nur ein Gedenktag für die drei Schwestern, die am 25. November 1960 ermordet wurden. Er bedeutet auch, das patriarchale Herrschaftssystem und seine Auswirkungen zu hinterfragen und zu dechiffrieren. Gleichzeitig ist dieser Tag für alle Frauen, die sich gegen dieses System organisieren und dagegen ankämpfen, ein Anlass dafür, Rechenschaft zu fordern und den Aufbau eines freien, gleichen und demokratischen Lebens voranzutreiben. Der „arabische Frühling“ der letzten Jahre hat sich heute zu einer Mittelost-Intervention gewandelt. Diese gegen die Forderung nach Freiheit, Gleichheit und Demokratie der Frauen und Völker des Mittleren Ostens gerichtete Intervention hat in Tunesien, Lybien, Ägypten und Syrien zu schweren Auseinandersetzungen und großen Rückschritten bei Frauen- und Menschenrechten geführt. Im Namen des Gesetzes, der Glaubensausrichtung, der Tradition oder der Politik hat Gewalt gegen Frauen grausame Dimensionen angenommen. In Syrien sind zahllose Frauen von bewaffneten Banden wie Al Nusra im Namen des „heiligen Krieges“ vergewaltigt und ermordet worden. Der patriarchale Krieg gegen Frauen hat damit einen neuen Deckmantel bekommen. Die AKP-Regierung in der Türkei greift in alle Lebensbereiche von Frauen ein, vom Denken über den Glauben bis zum Körper. Sie versucht, Frauen aus dem öffentlichen Leben zu entfernen, indem sie Frauen als „Objekte der Sünde“ darstellt. Frauen sollen im häuslichen Bereich bleiben, wo sie als billige Arbeitskräfte für das System herhalten und Soldaten für die Kriegspolitik produzieren. Hinter dem Vorgehen der Al Nusra in Rojava (Westkurdistan / Nordsyrien), der AKP in der Türkei, dem Regime im Iran und allen Strukturen, die mit dem Herrschaftssystem kollaborieren, steht die gleiche Denkweise. Ihre Gemeinsamkeit wird deutlich beim Thema Frauenrechte. Unter der Identität Staat, Mann, Vater, Religionsführer, Liebhaber werden Frauen eingesperrt, misshandelt und ermordet. Dieses Massaker richtet sich nicht nur gegen Frauen, sondern gleichzeitig gegen die sozialen Wertmaßstäbe, die eine Gesellschaft aufrecht erhalten. Als kurdische Frauen haben wir mit dem Mord an der Mitbegründerin der kurdischen Frauenbewegung Sakine Cansiz, an Fidan Dogan und Leyla Saylemez am 9. Januar 2013 in Paris einen unwiederbringlichen Verlust erleiden müssen. So wie die Mirabel-Schwestern haben auch diese drei kurdischen Frauen bis zum letzten Atemzug für Freiheit gekämpft. Mit ihrem Leben und ihrem Kampf haben sie sich als Genossinnen der Mirabel-Schwestern erwiesen. Unsere drei Freundinnen fielen einem politischen Attentat zum Opfer, das in internationaler Zusammenarbeit ausgeführt wurde. Der Angriff galt nicht nur ihnen, sondern allen kurdischen Frauen und Frauen auf der ganzen Welt, die sich nicht von ihrem Freiheitskampf abbringen lassen. Der 25. November ist für uns ein weiteres Mal Anlass, ihrer voller Sehnsucht zu gedenken und ihnen mitzuteilen: Ihr wertvollen Frauen, die Ihr Euch niemals dem patriarchalen Herrschaftssystems gebeugt habt – möget Ihr in Frieden ruhen, denn Eure Schwestern sind in den Bergen Kurdistans, in den Städten und den Dörfern auf den Beinen und fordern Rechenschaft von diesem System. Sie leisten Widerstand, sie organisieren sich, sie kämpfen. Wir grüßen alle kämpfenden Frauen auf dieser Welt und rufen dazu auf, alle Methoden der Selbstverteidigung auszuweiten und eine freie, gleiche und demokratische Gesellschaft aufzubauen. Kurdische Frauenbewegung
in Europa (TJKE) |