Cenî – Frauendelegation Newroz 2014

Seit dem 20.3. ist eine von Cenî organisierte Frauendelegation im nordkurdischen Wan und in der Region von Hakkari unterwegs. Neben vielen Gesprächen mit Frauen von Frauenorganisationen, Frauenräten und aus der Kommunalpolitik hatten die Teilnehmerinnen auch die Möglichkeit in Wan und in Hakkari an den Newrozfesten teilzunehmen:

Bericht der Cenî-Frauendelegation zu den Newrozfeiern in Wan und Hakkari

Im nordkurdischen Wan wurden die Newrozfeierlichkeiten am 22.03. in der Nähe der historisch bekannten Burg (Van Kalesi - ehemals urartäische Festung) organisiert. Als wir auf dem Gelände ankamen, wurde gerade von den Burgmauern eine an die hundert Meter lange PKK-Flagge herunter gelassen. Eine Mitarbeiterin der Stadtverwaltung erzählte uns, dass die Menschen hier zum ersten Mal zu Newroz auf die Burg könnten. In den Jahren zuvor sei das Gelände immer komplett vom Militär abgeriegelt gewesen.

Eine Million Menschen nahmen am Newrozfest teil. Neben politischen Reden gab es viel kurdische Musik. Und auch wir wurden sofort aufgefordert mitzutanzen. Viele traditionelle Gewänder waren sichtbar. Es war eine friedliche, gelöste Atmosphäre und wir hatten das Gefühl auf einem Familienfest zu sein. Nur an den Seiten des Geländes waren vereinzelt Polizisten und Panzerfahrzeuge zu sehen.

Kurz bevor das Fest endete, konnten wir Aygül Bidav treffen, die für die Doppelspitze der Bürgermeisterwahlen in Ipekyolu in der Kreisstadt Wan kandidiert. Sie gehörte 1999 zu der 2. Friedensgruppe, die auf den Aufruf von Abdullah Öcalan hin aus Europa in die Türkei kam und dafür 10 Jahre in Haft saß. Das Gespräch verlief sehr herzlich und sie war traurig, dass wir nicht mehr Zeit hatten, uns zu unterhalten.

In Hakkari fand die Newrozfeier aufgrund der Wetterverhältnisse erst am 25.03. statt, was uns die Möglichkeit gab, auch dort an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Morgens gab es eine von der Jugendbewegung organisierte Demo zum Festgelände. Dort trafen Teile unserer Delegation die YXK-Delegation der Kurdischen Studierenden aus Deutschland. Das Fest wirkte politischer und militanter als das in Wan. Es gab sehr viele junge Menschen, insgesamt waren 10 000 Menschen vor Ort. Viele trugen Guerillakleidung oder traditionelle Hakkari-Trachten. Die Tänze waren schneller, als die, die wir zuvor in Wan gesehen hatten. Die Menschen waren sehr interessiert an uns und freundlich und wir wurden sehr oft willkommen geheißen. Auch trafen wir immer wieder bekannte Gesichter von Menschen, die wir die Tage zuvor kennen gelernt hatten.

Viele KCK-Fahnen waren zu sehen und es wurde auf die Unterschriftenkampagne für die aktuelle Kampagne „Freiheit für Öcalan und allen politischen Gefangenen“ hingewiesen. Auf einem Banner hieß es: „Die Freiheit des Vorsitzenden Abdullah Öcalans ist die Freiheit der Frau- Gib auch du eine Unterschrift für die Freiheit“. (KCK – Koma Civakȇn Kurdistanȇ (kurdisch: Gemeinschaften der Gesellschaften Kurdistans): Organisierungsmodell für den Aufbau konföderaler Selbstverwaltungsstrukturen in Kurdistan mit dem Ziel einer demokratisch, ökologischen und geschlechterbefreiten Gesellschaft.)

An der Newrozfeier sprachen die HDP-Abgeordnete aus Şırnak, Selma Irmak sowie die BDP-Vorsitzende von Hakkari. Selma Irmak, die erst vor einem Monat nach mehrjähriger Untersuchungshaft aus dem Gefängnis entlassen wurde, beschrieb den seither laufenden Wahlkampf als sehr kraftvoll und lebendig.

Inhaltlich ging es bei den Reden hauptsächlich um den Wahlkampf der Regionalwahlen. Es wurde auch ein Theaterstück zur Thematik aufgeführt. Und auch von unserer Delegation gab es eine Grußbotschaft, die insbesondere gerichtet war an die kurdische Frauenbewegung. Das Kunst- und Kulturzentrum Fediye Teyran gestaltete das Musikprogramm im Rahmen dessen auch die Frauen-Def-Gruppe Jin Jiyan (Def ist eine kurdische Trommel) auftrat. Es war ihr erster öffentlicher Auftritt.

Nach den Feierlichkeiten zog eine große, lautstarke und viele politische Parolen rufende Demo vom Festivalgelände durch die Stadt. Als der Demozug an dem Büro der Regierungspartei der AKP vorbeikam, spitzte sich die Lage zu. Fast alle Teilnehmer_innen buhten, Flaschen und Steine flogen. Die Demoleitung unterband dies umgehend. Obwohl das Polizeiaufkommen sehr hoch und sehr viele Panzer- und Räumfahrzeuge sowie Wasserwerfer sichtbar waren, griff die Polizei nicht ein. Die Veranstaltung löste sich, am BDP-Parteibüro angekommen, langsam auf.

26.3.2014
CENÎ
Kurdisches Frauenbüro für Frieden e.V.
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