Gemeinsame
Pressemitteilung von Andrej Hunko, Ulla Jelpke, Harald Weinberg (alle
MdB DIE LINKE), Martin Dolzer (Kandidat Europäisches Parlament, DIE LINKE),
Marion Padua (Stadträtin Linke Liste Nürnberg), Yilmaz Kaba (Landesvorstand
DIE LINKE Niedersachsen)
Wahlbetrug in der Türkei -
AKP will die Alleinherrschaft
"Die Vorkommnisse
während und nach den Kommunalwahlen in der Türkei sind besorgniserregend.
Die AKP versucht mit allen Mitteln, auch durch Wahlbetrug, strategisch
wichtige Kommunen zu regieren," erklärt Harald Weinberg, MdB, DIE
LINKE.
In Ankara lagen die Republikanische Volkspartei (CHP) und in Ceylanpinar
(Serê Kanîyê) und in Hasankeyf (Heskîf) die Partei für Frieden und Demokratie
(BDP) während der weit fortgeschrittenen Stimmauszählung bei den türkischen
Kommunalwahlen am Sonntag 30. März klar vor der AKP von Ministerpräsident
Recep Tayyip Erdogan. Dann gab es Stromausfälle in allen drei Städten.
Wahlbeobachter/innen aus Delegationen im Auftrag von Bundestagsabgeordneten
der LINKEN berichten von Manipulationen während des Stromausfalles. So
wurden beispielsweise Wahlhelfer/innen von Polizisten daran gehindert
bei den Stimmzetteln zu bleiben. In Ceylanpinar wurden 1.500 Wahlzettel
mit Stimmen für die BDP auf einer Müllhalde gefunden, in Hasankeyf ebenfalls
hunderte verbrannte Stimmen für die BDP. Die Auszählungen nach den Stromausfällen,
ergaben dann jeweils sehr fragwürdige knappe Siege für die AKP.
Gegen daraufhin entstandenen Proteste aus der Bevölkerung gingen Polizisten
und AKP-Anhänger brutal vor. In Ankara griff die Polizei Demonstrant/innen
mit Wasserwerfern und Schlagstöcken an, in Ceylanpinar ging der Kandidat
der AKP gemeinsam mit etwa 150 Mitgliedern und Sympathisanten der Al Quaida
Gruppe "Al Nusra Front" aus Syrien mit körperlicher Gewalt gegen
eine Menschenmenge vor dem Büro der BDP vor. Die Beteiligung der Al-Nusra-Söldner
in Kampfanzügen wurde von Fernsehkameras dokumentiert.
Während die Beschwerden der BDP in Ceylanpinar und Hasankeyf von der Wahlbehörde
zurückgewiesen wurden, ließ diese die Wahl in Agri (kur. Agirî), auf Beschwerde
der AKP, ganze 15 mal neu auszählen. Bei jeder Auszählung wurde der knappe
Wahlsieg der BDP bestätigt. Polizei und Geheimdienst bedrohen seit den
Wahlen die Bevölkerung. In Agri hatte die AKP die letzten drei Kommunalwahlen
unter ähnlich widrigen Bedingungen gewonnen.Nun soll dort am 1. Juni erneut
gewählt werden.
Ankara, Ceylanpinar, Hasankeyf und Agri sind in der Türkei auf unterschiedliche
Weise strategisch wichtig. Ankara selbstredend als Hauptstadt. Ceylanpinar,
als türkisch-syrische Grenzstadt, die islamistischen Kämpfern als Ausgangsbasis
und Rückzugsort für Angriffe auf die kurdischen Regionen in Syrien (Rojava)
dient. Berichten zufolge unterstützt die türkische Armee die Gruppen der
Al Quaida für ihre Angriffe auch mit Waffen, Geld, und Sondereinheiten.
Der Ort befindet sich seit der Wahl in einem Ausnahmezustand. Für 30 Tage
wurden Versammlungen verboten, seit einer Woche ist der Aus- und Zugang
zur Stadt blockiert. In der Region Hasankeyf wird gegen massive Proteste
der Bevölkerung ein Staudamm gebaut. Mehr als 80000 Menschen sollen umgesiedelt,
Weltkulturerbe zerstört werden. Die AKP gewann dort nach dem Stromausfall
mit acht Stimmen Mehrheit.
"Die EU sollte mäßigend auf die türkische Regierung einwirken. Wahlergebnisse
in strategisch wichtigen Regionen zu manipulieren ist inakzeptabel. Die
Beschwerden der betroffenen Parteien und Bevölkerungen in Ankara, Ceylanpinar
und Hasankeyf müssen ernstgenommen werden und dazu führen, dass der wirkliche
Wille der WählerInnen ermittelt wird. In Agri soll, weil das Ergebnis
der AKP Regierung nicht gefällt, noch einmal gewählt werden. Das ist gerade
in einer Region in der die Menschen mit nicht regierungskonformer Meinung
noch immer ständig von Geheimdienst, Polizei und Militär bedroht und misshandelt
werden, eine tragische Farce," so Martin Dolzer, Kandidat der Partei
DIE LINKE zur Europawahl.
"Das Schweigen
der Bundesregierung zu diesen offensichtlichen Wahlfälschungen durch eine
verbündete Regierung eines NATO-Staates ist schon bezeichnend für die
Doppelmoral bei der Beurteilung internationaler Politik. Stellen wir uns
vor, was passiert wäre, wenn auf der Krim während der Auszählung zum Referendum
Ähnliches berichtet worden wäre. Wenn es um die Türkei geht, werden von
der Bundesregierung demokratische Prinzipien geopolitischen Überlegungen
geopfert," kommentiert Ulla Jelpke, MdB, DIE LINKE.
"Dass die Bundesregierung
zudem an der Stationierung von Patriot Raketen an der türkisch-syrischen
Grenze festhält, dient nicht der Sicherung des Friedens, sondern bestärkt
die Türkei darin gegen die von der kurdischen Bevölkerung aufgebauten
demokratischen Selbstverwaltungsstrukturen im Norden Syriens vorzugehen.
Der Patrioteinsatz müsste endlich beendet werden, nachdem Aufnahmen aus
türkischen Regierungskreisen (auf youtube) öffentlich wurden, in denen
über einen selbst inszenierten Angriff diskutiert wurde, um eine Intervention
in Syrien zu rechtfertigen" erklärt Andrej Hunko, MdB, DIE LINKE
und Mitglied in der Parlamentarischen Versammlung des Europarats.
Gemeinsame Pressemitteilung
von Andrej Hunko, Ulla Jelpke, Harald Weinberg (alle MdB DIE LINKE), Martin
Dolzer (Kandidat Europäisches Parlament, DIE LINKE), Marion Padua (Stadträtin
Linke Liste Nürnberg), Yilmaz Kaba (Landesvorstand DIE LINKE Niedersachsen)
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