Internationale
Persönlichkeiten fordern Freilassung kranker Gefangener in der Türkei
In einem Brief an
Ministerpräsident R.T. Erdoğan und Justizminister Bekir Bozdağ haben weltweit
Hunderte, darunter Intellektuelle, PolitikerInnen und KünstlerInnen, die
Freilassung kranker Gefangener in türkischen Gefängnissen gefordert.
Zu den UnterzeichnerInnen gehören unter anderem Prof. Noam Chomsky, Prof.
Immanuel Wallerstein, Desmond Tutu, Selahattin Demirtaş, Ko-Vorsitzender
der Partei für Frieden und Demoratie, Oscar Olivera, Europaabgeordnete,
die britischen Menschenrechtsanwälte Frances Webber, Margaret Owen OBE,
Gareth Peirce, Louise Christian, die Sinn-Fein-Abgeordneten Pat Sheean
und Conor Murphy, der Philosoph und ehemalige ungarische Abgeorndnete
G. M. Tamás und der katholische Bischof Jacques Gaillot.
In dem Brief heben die UnterzeichnerInnen hervor, dass es „nach Berichten
des Menschenrechtsvereins (IHD) und der Menschenrechtsstiftung (TIHV)
in türkischen Gefängnissen 544 schwerkranke Gefangene gibt, von denen
163 in einem lebensbedrohlichen Zustand sind. Der Justizminister bestätigte
erst kürzlich, dass in den letzten 13 Jahren 2300 Gefangene gestorben
sind“.
Sie weisen darauf hin, dass die Haftbedingungen in türkischen Gefängnissen
„im Allgemeinen extrem unmenschlich“ seien und erinnerten daran, dass
sich die Chancen kranker Gefangener auf Haftentlassung nach der letzten
Änderung des Haftvollzuggesetzes vom Januar 2013 sogar noch verschlechtert
hätten. Politische Gefangene mit gesundheitlichen Problemen hätten faktisch
keine Chance auf Haftentlassung, da sie nach den umstrittenen Antiterrorgesetzen
angeklagt würden.
Gemäß dieser Rechtsprechung können politische Gefangene als Gefahr für
die öffentliche Sicherheit bezeichnet werden, was ihre Freilassung verhindere.
Zudem legt das im Januar 2013 beschlossene Vollzugsgesetz fest, dass gerichtsmedizinsche
Institute entscheiden, ob Gefangene entlassen werden. Diese Institute
seine jedoch für ihre politische Voreingenommenheit bekannt.
„Der Menschenrechtsverein, Anwaltskammern und Ärztekammer (TBB) haben
diese Praxis verurteilt und OppositionspolitikerInnen haben entsprechende
Gesetzesänderungsanträge vorgelegt, sie wurden jedoch bis jetzt nicht
angenommen“, heißt es in dem Brief.
Die Inhaftierung und Misshandlung todkranker Gefangener verletze das „Recht
auf Leben“ und das „Folterverbot“, welche in der Europäischen Menschenrechtskonvention
verankert seien. Die unmenschlichen Bedingungen in türkischen Gefängnissen
müssten verbessert werden. Menschenrechtsverletzungen seien nicht hinnehmbar.
Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (ECHR) habe die Türkei
in vielen Fällen verurteilt.
Die UnterzeichnerInnen fordern Ministerpräsident R.T. Erdoğan und Justizminister
Bekir Bozdağ dazu auf, in einem ersten Schritt „alle erdenklichen Maßnahmen
zu ergreifen, welche die Freilassung der todkranken Gefangenen in der
Türkei sicherstellen“.
DhG, 10.4.2014
Die
Liste der UnterzeichnerInnen findet ihr auf dem Blog von Demokratie hinter
Gittern
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