Für eine Menschheit
und Welt in Frieden und Menschlichkeit!
In Deutschland fand
der erste Ostermarsch gegen Hochrüstung und Kriegspolitik vor über 50
Jahren statt. Seitdem nehmen auch viele der hier lebende Kurdinnen und
Kurden alljährlich an den Ostermärschen teil und bringen so Ihre Forderungen
nach Frieden in Kurdistan und auf der ganzen Welt zum Ausdruck.
Viele Menschen gehen jedes Jahr zu Ostern auf die Straßen und fordern
eine Welt ohne Atomwaffen und Krieg. Die internationalen Mächte jedoch
halten an ihrer Kriegspolitik unter dem Deckmantel des Kampfes gegen den
Terrorismus fest. Die Truppen der NATO und ihre Verbündeten führen Krieg
nicht nur in Afghanistan, sondern auch in Kurdistan, Kongo, Nigeria, Sudan,
Tschad und Somalia, in Palästina und im Jemen, in Pakistan und Indien,
in Tschetschenien, auf den Philippinen, in Westpapua oder in Kolumbien,
um mit Gewalt die politischen und wirtschaftlichen Interessen des Westens
durchzusetzen.
Die Bundesrepublik hat sich 1949 eine Verfassung gegeben, die in besonderer
Weise der Erhaltung und Förderung des Friedens verpflichtet ist. Die Realität
sieht jedoch anders aus – Deutschland ist heute der drittgrößte Waffenlieferant
der Welt – nach den USA und Russland. Laut Erhebungen des Friedensforschungsinstitutes
SIPRI sind die wichtigsten Kunden die Türkei, Griechenland und Südafrika.
Massenhaft wurden in den 90er Jahren Waffen aus NVA-Beständen an die Türkei
verschenkt. Die Bundesrepublik trägt damit die Mitverantwortung an der
Zerstörung von über 4.000 kurdischen Dörfern durch die türkische Armee.
Die Türkei erhielt im Zusammenhang mit dem Afghanistan-Krieg deutsche
Rüstungssonderhilfen im Wert von mehr als einer Milliarde Euro.
Millionen von Kurdinnen und Kurden wurden aus ihrer Heimat vertrieben.
Immer noch werden Menschen wegen des Gebrauchs der kurdischen Sprache
verhaftet und verurteilt. Zehntausend Kurden sitzen heute in türkischen
Gefängnissen, weil sie sich für die Anerkennung der kurdischen Identität
einsetzten.
Die kurdische Seite hat ihre Bereitschaft für eine politische Lösung der
kurdischen Frage immer wieder signalisiert, u.a. durch zahlreiche Deklarationen
und einseitige Waffenstillstände. Die Antwort der türkischen Seite war
stets die gleiche: Die Armee führt umfangreiche Militäroffensiven, den
Bau neuer Militärstationen in den kurdischen Regionen und Massenverhaftungen
ziviler Politikerinnen und Politiker durch.
Wir verurteilen die Angriffe der Dschihadisten in Nord-Syrien (West-Kurdistan
/ Rojava) und rufen die Weltöffentlichkeit auf, das Schweigen zu brechen!
Seit Beginn des Bürgerkriegs im Jahr 2011 setzt sich die kurdische Bevölkerung
für den Aufbau einer Selbstverwaltung und demokratischen Gesellschaft
ein. Das Projekt der Selbstverwaltung in Rojava, das von der Partei der
Demokratischen Einheit (PYD) ins Leben gerufen wurde, ist eine demokratische
Revolution und stellt ein Vorbild für die gesamte Region dar. Dieser von
vielen Menschen ersehnte Fortschritt ist aber von vielen Seiten bedroht.
Die Türkei, Katar und Saudi Arabien unterstützen nachweislich dschihadistische
Gruppen wie die Al-Nusra-Front und ISIS (Islamische Staaten Irak und Syrien)
mit Waffen und Strategien zur Kriegsführung. Über die türkische Grenze
werden Sie mit Waffen, Lebensmitteln, Kämpfern und Medizin versorgt. Die
Türkei dient auch als Rückzugsgebiet müder und verletzter Kämpfer. Angriffe
auf die kurdischen Autonomiegebiete in Rojava sowie Massaker gegen die
Zivilbevölkerung sind eines der vielen Folgen dieser Politik.
Kurdische Kantone Kobanê, Efrîn und Cizîre sind legitim und dürfen nicht
abgetrennt werden!
Schon seit über vier Wochen terrorisieren die Kämpfer der ISIS den westkurdischen
Kanton Kobanê. Es geht der ISIS um Abtrennung der errichteten Kantone.
Die Kämpfe mit den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) dauern
bis heute an. Hunderte von Zivilisten sind dabei ums Leben gekommen.
Willkürliche Repressionsmaßnahmen gegen den seit 1999 inhaftierten politischen
Repräsentanten des kurdischen Volkes, Abdullah Öcalan, sind wie nach wie
vor an der Tagesordnung. Demokratische, sozialistische und prokurdische
Parteien sowie zivilgesellschaftliche Organisationen in der Türkei sind
stärksten Repressalien ausgesetzt. Wir nehmen mit Sorge die anhaltende
Ignoranz der politisch Verantwortlichen in der Bundesrepublik gegenüber
den Bemühungen der kurdischen Exilbewegung um eine friedliche Lösung der
kurdischen Frage im Mittleren Osten einerseits und die Integrationsbemühungen
ihrer Mitglieder andererseits zur Kenntnis.
Wir sind weiterhin der festen Überzeugung: Die kurdische Frage kann nur
durch einen Dialog gelöst werden. Wir begrüßen die Gespräche zwischen
der türkischen Regierung und Abdullah Öcalan, die einen solchen Friedensdialog
und die Umsetzung eines Friedensplans zum Ziel haben. Nach jahrzehntelangem
militärischem Konflikt besteht momentan die Möglichkeit, den Beginn eines
politischen Konfliktlösungsprozesses herbeizuführen. Nach Gesprächen zwischen
Vertretern der türkischen Regierung und Abdullah Öcalan auf der Gefängnisinsel
Imrali, wurden nun auch die im türkischen Parlament vertretene pro-kurdische
Demokratische Friedenspartei BDP und die PKK in diesen möglichen Friedensprozess
einbezogen.
Jetzt ist es wichtig, dass die Konfliktparteien erste Schritte gehen,
um das gegenseitige Vertrauen zu fördern. Ein beidseitiger Waffenstillstand
und die beidseitige Freilassung von Gefangenen wären sicherlich erste
gute Schritte. Zu beiden Punkten hat die Freiheitsbewegung Kurdistans
ihren Teil beigetragen und eine gute Basis für den Friedensprozess geschaffen.
Ein von Abdullah Öcalan angeregter Rückzug der Guerilla aus der Türkei
und deren spätere Eingliederung in die Gesellschaft kann, wie in ähnlichen
Konfliktlösungsprozessen weltweit praktiziert, erst nach einem weitgehenden
Aufeinanderzugehen – und nicht wie unrealistischer Weise von einigen Kräften
gefordert zu Anfang des Dialogs – angestrebt werden. Es ist notwendig,
das türkische Parlament in einen Friedensprozess einzubinden, um dort
rechtliche Garantien sowohl für einen ungehinderten Rückzug der Guerilla
als auch für die verfassungsmäßige Anerkennung der Rechte der Kurdinnen
und Kurden in der Türkei sicherzustellen. Ohne die Schaffung eines solchen
demokratischen Rahmens und bei Fortsetzung der türkischen Militäroperationen
einschließlich grenzüberschreitender Luftangriffe gegen die PKK ist ein
erfolgreicher Fortgang des Friedensprozesses illusionär. Um der kurdischen
Seite zu ermöglichen, auf demokratische Weise politisch für ihre Ziele
einzutreten, ist die Freilassung der bis zu 10.000 unter Terrorismusvorwürfen
inhaftierten zivilen politischen Gefangenen einschließlich mehrerer Parlamentsabgeordneter,
Dutzender Bürgermeister, Hunderter Stadträte, Parteivorstände, Menschenrechtsaktivisten,
Frauenaktivistinnen, Rechtsanwälte, Journalisten und Gewerkschafter eine
Voraussetzung.
Nicht nur die türkische Regierung und das türkische Parlament sind gefordert,
mit praktischen Schritten zu einem Friedensprozess beizutragen. Auch die
Bundesregierung als eine der wichtigsten Partnerinnen der Türkei steht
in der Verantwortung, einen solchen Friedensprozess zumindest soweit zu
unterstützten, dass sie nicht noch mehr Öl ins Feuer schüttet. Konkret
heißt dies, dass die Waffenlieferungen an die türkische Armee gestoppt
und die Kriminalisierung kurdischer Aktivistinnen und Aktivisten in Deutschland
durch das PKK-Verbot beendet werden müssen.
Doch stattdessen gibt es fortgesetzte Verfahren, Verhaftungen, Vereins-
und Hausdurchsuchungen in Deutschland.
Parallel zu dieser Repression geht die Polizei in verschiedenen europäischen
Staaten koordiniert gegen kurdische Institutionen sowie kurdische Politiker
vor.
Die Probleme der Welt lassen sich nicht mit militärischer Gewalt lösen.
Krieg als Mittel der Politik ist ein Verbrechen. Frieden ist eine notwendige
Voraussetzung für eine bessere Welt. Zu dieser Einsicht ist die kurdische
Freiheitsbewegung seit vielen Jahren gelangt. Wir fordern Frieden und
eine demokratische Gesellschaft, in der unsere Rechte verfassungsrechtlich
garantiert sind.
Deshalb fordern wir als YEK-KOM
- das Angebot der
Kurden an die deutsche Politik zum Dialog über die Lösung der kurdischen
Frage anzunehmen
- die willkürliche
Kriminalisierung von Kurdinnen und Kurden, ihrer Aktivitäten und Einrichtungen
zu beenden, wozu insbesondere die Aufhebung des PKK-Verbots gehört
- jegliche Waffenlieferungen
an die Türkei zu unterlassen
- die Bundesregierung
dazu auf, ihren Einfluss auf die Türkei geltend zu machen und tatsächliche
demokratische Reformen – vor allem hinsichtlich der Anerkennung und
gleichberechtigten Partizipation
- der kurdischen
Bevölkerung an allen gesellschaftlichen Prozessen – einzuleiten und
insbesondere in die Praxis umzusetzen
- Druck auszuüben
auf die AKP-Regierung, jegliche Unterstützung für die Al-Qaida/Al-Nusra/ISIS-Banden
einzustellen
- jegliche Militärlieferungen
an die Türkei, Saudi-Arabien und alle die dschihadistische Söldner finanzierenden
und anderweitig unterstützenden Staaten einzustellen
YEK-KOM
Föderation kurdischer Vereine in Deutschland
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